Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 14.10.2013:
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Sima/Maresch: Start für Wiens 1. Pflanzenkläranlage

Sima/Maresch: Start für Wiens 1. Pflanzenkläranlage

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Vollbiologische Kläranlage sorgt im Natura 2000 Gebiet für hygienisch einwandfreie Abwasserentsorgung.


Die erste Wiener Pflanzenkläranlage wurde heute von Umweltstadträtin Ulli Sima und dem Umweltsprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch, eröffnet. Wien Kanal hat - wie im rot-grünen Regierungsprogramm vereinbart - am Bisamberg an der Senderstraße diese biologische Kläranlage errichtet. "Diese Lösung hat nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische Vorteile", erklärt Sima. "Ein Kanalbau hätte rund siebenmal so hohe Errichtungskosten bedeutet, eine Senkgrubenlösung mindestens eine wöchentliche LKW-Fahrt mit einem Räumfahrzeug", so Sima weiter.

So werden die Abwässer von sechs Objekten der Forstverwaltung der Stadt Wien künftig über eine moderne dreistufige vollbiologische Reinigungsanlage gereinigt und in den angrenzenden Sendergraben abgeleitet. Die Bauzeit der Anlage betrug drei Monate, die Kosten beliefen sich auf 250.000 Euro. Bei ausgezeichneter Reinigungsleistung benötigt die vollbiologische Pflanzenkläranlage gerade so viel Strom, wie vier Haushalte mit vier Personen für Licht, Warmwasser und Kochen verbrauchen. Die einfache aber effiziente Betriebsweise verursacht einen sehr geringen Wartungsaufwand von gerade einmal 1.200 Euro pro Jahr.

"Die Maßnahme wurde bereits 2010 im Übereinkommen der Rot-Grünen Stadtregierung vereinbart", freut sich Rüdiger Maresch über das gemeinsame Umweltprojekt. "Der Bisamberg verfügt damit über ein zeitgemäßes, autarkes Klärsystem, das vor allem den Ansprüchen an den Schutz dieses sensiblen Lebensraumes gerecht wird.

Reinigen mit der Natur

Nach Planung, dreimonatiger Bauzeit und zweimonatigem Probebetrieb arbeitet die Anlage nun im Vollbetrieb. Durch die Reinigung durch einen Bodenfilter kann das gereinigte Wasser nach acht Stunden Durchlaufzeit nun in den meist trocken Sendergraben geleitet werden, ohne dabei Probleme hygienischer Art zu verursachen.

"Zunächst wird das ankommende Schmutzwasser in einen Absetzbehälter geleitet. Dort setzen sich die groben Schmutzstoffe am Boden des Behälters ab", erläutert Andreas Ilmer, Chef von Wien Kanal. Leichte Partikel (Schwimmstoffe) schwimmen an der Oberfläche auf, die durch eine sogenannte Tauchwand am Weiterfluss gehindert werden.

Reinigungsverfahren im Detail

Vom Absetzbehälter gelangen die Abwässer weiter in den Belebungsbehälter. Hier findet die biologische Reinigung der Abwässer wie in einer großen Kläranlage statt. Die hier ausgeführte Anlage wird im sogenannten Sequencing Batch Reactor (SBR) Verfahren betrieben. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Kläranlage erfüllt hierbei ein Behälter sowohl die Aufgabe des Belebungsbeckens als auch des Nachklärbeckens. Zuerst wird das Abwasser im Behälter belüftet und dabei durch Mikroorganismen biologisch gereinigt. Im Anschluss tritt eine Ruhephase ein, in der sich der Schlamm am Boden absetzt. Das gereinigte Wasser wird an der Oberfläche abgeschöpft. Im Anschluss wird wieder belüftet und ein neuer Zyklus beginnt.

Die Dauer eines Zyklus ist dabei variabel einstellbar und hängt unter anderem von der Abwasserbeschaffenheit und der anfallenden Abwassermenge ab.

Im bepflanzten Bodenfilter findet ein weiterer Abbau der Abwasserinhaltsstoffe durch die im Boden lebenden Mikroorganismen statt. Die Pflanzen sorgen dafür, dass der Boden locker und durchlässig bleibt und bewirken dadurch auch die entsprechende Belüftung des Bodens. Ein Teil der im Abwasserinhaltsstoffe wird von den Pflanzen direkt als Nährstoff aufgenommen. Beim Durchfließen des Bodenfilters wird das sauerstoffarme Wasser aus dem Ablauf der technischen Stufe der Anlage im Bodenfilter wieder mit Sauerstoff angereichert. Dadurch wird zusätzlich zur ersten und zweiten Reinigungsstufe sichergestellt, dass das in den Sendergraben geleitete Wasser klar und sauber ist und keine unangenehmen Gerüche aufweist.

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