Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.09.2013:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Eine Ehrung mit Show-Charakter: Szenefigaro Erich Joham erhielt Auszeichnung der Stadt Wien

Mailath: kabarettreife Ehrung an Wiener Original

Eine Ehrung mit Show-Charakter: Szenefigaro, Aktionist und Fotograf Erich Joham erhielt das Silberne Verdienstzeichen des Landes Wien. Peter Paul Skrepek alias Helmut Zilk ließ es sich nicht nehmen, persönlich die Laudatio - eine von mehreren - auf Häupl-Double Erich Joham zu halten: Erich sei ein Barbier und Künstler, in seinem Salon gehe es genauso um das Haareschneiden, wie um gepflegte Kommunikation: "Er weiß alles. Er ist ein Google mit menschlichem Antlitz, verweist aber immer auf seine friseurliche Schweigepflicht." Eine Bemerkung, die vom Publikum, zum Großteil Kunden von Erich, mit Heiterkeit aufgenommen wurde. Schlussendlich überreichte Skrepek/Zilk im Spaß die höchste Auszeichnung, die er zu vergeben hat, eine Zuerkennung für ein Ehrengrab.

Auch Filmemacher Peter Patzak hielt eine Laudatio, in der er Erichs Salon mit einer psychotherapeutischen Praxis verglich. Wie in Erichs Salon üblich, blieb es nicht allein beim Gespräch, sondern wurden auch Haare geschnitten. Zur Feier des Tages erhielt Erich Joham einen Haarschnitt. Friseur war Julius Deutschbauer, Aktionskünstler, der die Haarsträhnen des Geehrten in Frischhaltebeutel verpackte und anschließend um fünf Euro verkaufte.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bemerkte im Rahmen der Überreichung: "Das ist die erste Verleihung, wo es nicht um die Verleihung geht. Vielmehr ist es eine Aktion, die Wien als Stadt der Psychoanalyse alle Ehre macht. Es, Er, Ich - die Geschichte der Psychoanalyse wird weitergeschrieben."

Biographie Erich Joham

Erich Joham wurde 1949 in Hadersdorf am Kamp geboren und ist in Wien-Meidling aufgewachsen. Seine Friseurlehre absolvierte er in den Sechzigerjahren bei Adolf Ossig am Stephansplatz. Als angestellter Friseur in der Führichgasse entwickelte er seinen ganz persönlichen Stil. Ab den Siebzigerjahren weckte er - gemeinsam mit Künstlern - die Stadt aus ihrem Dornröschenschlaf. In den schnellen Achtzigerjahren holte ihn Peter Weibel an die Akademie für Angewandte Kunst, wo er "Kunst am Kopf" unterrichtete.

Joham versteht sich auch als Aktionist, Performer, Schauspieler, Modell, Komiker und Kabarettist. Er war einer der ersten "Hair-Performer" bei der U4-Modeschau.

1988 machte er sich mit dem Salon ER-ICH im Haus "Zum gelben Adler" in der Griechengasse selbständig. 1989 wurde er mit dem "Frisuren-Oskar" ausgezeichnet. Prominenz aus Kultur, Politik und Wirtschaft gehört ebenso zu seiner Kundschaft wie schnorrende Künstler oder spleenige Durchgeknallte. "Den Bekanntheitsgrad erreichen Friseure normalerweise nur über ihre Kunden", meint Joham, "das spielts aber bei mir nicht: Ich bin der Erich." (Falter) Kein Wunder, dass vor Jahren das Fernsehen das Phänomen entdeckt hat und "Salon Erich" zeigte, eine Art Reality-Talkshow mit Joham als Host prominenter Gäste. Für Wolf Wondraschek Roman "Mozarts Friseur" war der Salon Er-Ich das Vorbild. Auch Wondraschek ist Kunde bei Erich Joham. 2003 wirkte Joham in "Nach der Premiere" im Rabenhoftheater mit.

Joham sammelt zeitgenössische Kunst (Malerei) und versteht sich als Mäzen.

Rückfragehinweis für Medien