Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.11.2012:
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StR Ludwig: Wien soll auch im Inneren nachhaltig wachsen

Wachstumspotentiale gründerzeitlicher Stadtquartiere werden anhand des Ottakringer Hippviertels untersucht

Das Bevölkerungswachstum Wiens ist auch für die Stadterneuerung eine Herausforderung. Der Bedarf an zusätzlichem Wohnraum wird nicht ausschließlich mit den bisher unverbauten Flächenreserven der Stadt gedeckt werden können. Auf Initiative von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig sollen daher mit Unterstützung der Gebietsbetreuung Stadterneuerung im 7., 8. und 16. Bezirk (GB*7/8/16) die Auswirkungen dieser Entwicklung auf den gründerzeitlichen Gebäudebestand untersucht werden. Die Möglichkeiten, wie in Zukunft mit dem Bevölkerungswachstum in den dicht bebauten Stadtteilen umgegangen wird - etwa durch qualitätsvolle Wohnraumschaffung im Zuge von Aufstockungen bzw. Dachgeschossausbauten - sollen ausgelotet werden.

Wien wächst! Die im Oktober veröffentlichten Zahlen der Statistik Austria prognostizieren für Wien ein Wachstum von derzeit 1,72 Millionen auf 1,96 Millionen im Jahr 2030. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von rund 18.000 neuen StadtbewohnerInnen. Durch die Schaffung von zurzeit rund 6.500 bis 7.000 geförderten neuen Wohnungen sowie weiteren 1.000 bis 1.500 frei finanzierten Einheiten pro Jahr kann der prognostizierte Bedarf abgedeckt werden. Ein Teil der neu Zuziehenden wird sich im bereits dicht bebauten Gebiet ansiedeln. Man spricht deshalb auch von Innenwachstum oder Innenentwicklung. Eine wesentliche Aufgabe wird es daher auch sein, sich mit den städtebaulichen und baulichen Fragen, die das gründerzeitliche Stadtsystem betreffen, auseinander zu setzen. "Um dieses Wachstum bewältigen zu können, sollen neue und vor allem ganzheitliche Strategien entwickelt werden, aus denen Handlungsempfehlungen für die Planungspraxis abgeleitet werden können. Im Vordergrund der seit fast 40 Jahren erfolgreich etablierten und konsequenten Sanften Stadterneuerung in Wien stehen seit jeher leistbarer Wohnraum durch Förderung, soziale Nachhaltigkeit und eine umfassende Erneuerungsstrategie der Kernstadt", erklärt Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.

Inneres Wachstum und Stadt der kurzen Wege

Was lässt den qualitätsvollen Ausbau der der bestehenden Stadtquartiere angesichts der vorhandenen Flächenreserven überhaupt notwendig erscheinen? Besonders aus ökologischer Sicht sprechen jedoch einige gute Gründe für diesen Ansatz:

  • Versiegelung: Die Stadt Wien befindet sich im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen in der glücklichen Lage, über genügend Baulandreserven zu verfügen; bei gleichzeitiger Beibehaltung eines Anteils von rd. 50 Prozent an Grünland und Naherholungsflächen. Dennoch bedeutet Neubau ein Mehr an Bodenverdichtung, ein Mehr an Bodenversiegelung und somit höherer Wärmeabstrahlung. In der Seestadt aspern wird diesen Aspekten unter anderem durch die Anlage des Sees und großzügiger Freiflächen Rechnung getragen.

Die bauliche Verdichtung nach Innen nützt dafür die Potentiale im Bestand optimal aus, geht mit den Bodenreserven sparsam um und stärkt die Qualitäten der öffentlichen Freiräume.

  • "kurze Wege": Bauliche Strukturen am Stadtrand besitzen nicht dieselbe Dichte an Infrastruktur wie der innerstädtische Bereich. Im gründerzeitlichen Bestand sind all diese Dinge in großer Dichte und Vielfalt vorhanden. Ein engmaschiges öffentliches Verkehrsnetz garantiert die leichte Erreichbarkeit von Arbeitsplatz, Schule, Gesundheitseinrichtungen oder Nahversorgern. Durch die geringen Entfernungen können viele Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden
  • Qualität: Wachstum kann nicht ausschließlich quantitatives Wachstum im Sinne von "mehr Menschen" oder "mehr Wohnungen" bedeuten, sondern muss mit einer Beibehaltung der Qualitäten einhergehen. Hier spielen die Gebietsbetreuungen Stadterneuerung eine wichtige Rolle als zentrale Drehscheiben in den Bezirken und als Anlaufstellen für die Wohnbevölkerung und auch Wirtschaftstreibende sowie als äußerst gefragte Kooperationspartnerinnen zahlreicher Institutionen und öffentlicher Einrichtungen.

Fach- und Arbeitstagung zur Innenentwicklung

Die Gebietsbetreuung Stadterneuerung im 7., 8. und 16. Bezirk veranstaltet gestern und heute, Freitag, eine Fach- und Arbeitstagung zum Thema "Wachstumspotentiale gründerzeitlicher Stadtquartiere" mit ExpertInnen aus München, Berlin und Mailand. Mit der Tagung wird der Startschuss gesetzt am Beispiel des "Hippviertels" zwischen Thaliastraße und Gablenzgasse, Lerchenfelder Gürtel und Liebhartsgasse zu untersuchen, wie Bevölkerungswachstum in der dicht bebauten Stadt möglich ist. Das Ergbnis der Untersuchung soll Mitte 2013 vorliegen.

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