Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 18.10.2012:
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Frauenberger: Selbstbestimmungsrecht über das eigene Geschlecht

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Fachkonferenz Transidentitäten beschäftigt sich mit sozialen, rechtlichen und medizinischen Entwicklungen für selbstbestimmte Transgender Lebensweisen


Eine international besetzte Fachkonferenz beschäftigt sich heute, Donnerstag, im Auftrag von Stadträtin Sandra Frauenberger mit dem Thema Transidentitäten. Die Konferenz wird von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) veranstaltet.

Stadträtin Frauenberger zum Jahresschwerpunkt: "Wir werden uns in Wien für ein selbstbestimmtes und diskriminierungsfreies Leben für Transgender Personen einsetzen. Denn Geschlechtsidentitäten sind so vielfältig, wie die Farben des Regenbogens."

ExpertInnen ziehen Bilanz und fordern Verbesserungen

Trotz einiger Verbesserungen durch höchstgerichtliche Urteile zum Beispiel im Namensrecht sind alle Versuche, eine zeitgemäße Regelung für die personenstandsrechtliche Anerkennung von Transgender Personen festzuschreiben, bisher gescheitert, betont Mag.a Eva Fels, Obfrau des Vereins TransX, im Rahmen der Konferenz: "Österreichs Gesetzgeber schätzt Tradition. In der Diskussion um das Personenstandsänderungsgesetz besteht das Innenministerium nach wie vor auf 39 Jahre alten Formulierungen, Texten aus einem Erlass mit dem jahrzehntelang der Operationszwang exekutiert wurde."

Der internationale Experte Dr. Horst-Jörg Haupt beschäftigt sich in seinem Vortrag mit der medizinischen Ebene des Themas. Die medizinische Behandlung bedeutet für viele Transgender Personen einen wichtigen Schritt um vollständig im eigenen Geschlecht anzukommen und sich zu Hause fühlen zu können und auch vom sozialen Umfeld anerkannt zu werden. Nicht alle, die für sich medizinische Behandlungen brauchen, wollen jeden möglichen Schritt gehen.

Auch die Transphobie, der Menschen am Weg in ihr eigenes Geschlecht häufig ausgesetzt sind, stellt eine Belastung dar. "Transphobie ist nicht nur eine 'Einstellung' einzelner, sondern ein mächtiger gesellschaftlicher Diskurs, der nach wie vor Medizin, Kultur und auch Alltagsbeziehungen bestimmt. Transphobie ist für jede Betreuungssituation mit transsexuellen KlientInnen eine unhintergehbare Tatsache und dringt ständig in alle Poren des Betreuungsprozesses", so Dr. Horst-Jörg Haupt vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Kanton Uri, Schweiz.

Die Konferenz beleuchtete auch die internationale Situation von Transgenderpersonen: "In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends ließ sich ein Paradigmenwechsel in der Betrachtung transgeschlechtlicher Menschen erkennen. Die im letzten Jahrhundert dominierende Betrachtungsweise, die medizinisch-psychologische Perspektive, in der transgeschlechtliche Menschen als Abweichungen einer als naturgegeben gedachten Zweigeschlechterordnung definiert und in Folge pathologisiert und gesellschaftlich stigmatisiert wurden, wurde durch eine neue Sichtweise herausgefordert. Diese neue Perspektive stellt die von Menschenrechtsverletzungen gekennzeichnete soziale und rechtliche Situation von transgeschlechtlichen Menschen in den Mittelpunkt und versteht transgeschlechtliche Menschen als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft im Kontext einer Universalität der Menschenrechte.", so Carla LaGata vom Forschungsprojekt "Transrespekt versus Transphobie weltweit".

Wiener Antidiskriminierungsstelle erweitert Namen

Im Zuge des aktuellen Schwerpunktes "Transgender" wird die seit 14 Jahren bestehende "Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen" ihren Namen auf "Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen" erweitern. "Damit wird explizit sichtbar gemacht, dass wir uns auch für die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Transgender Personen einsetzen", freut sich Frauenberger.

Geschlechtsidentitäten sind vielfältig

Der Begriff Transgender steht für Personen, die Geschlechtsgrenzen überschreiten. Dies kann einen temporären oder permanenten Geschlechtswechsel oder auch Positionen zwischen den Geschlechtern bedeuten.

Geschlecht wird in der Regel durch körperliche Merkmale als "weiblich" oder "männlich" definiert, die vielfältigen Lebensweisen und Geschlechtsidentitäten werden in zwei Kategorien eingegrenzt. Es bleibt unberücksichtigt, dass Geschlecht auch durch soziale Interaktion konstruiert wird und dass die eigene Geschlechtsidentität nicht mit den angeborenen Geschlechtsmerkmalen übereinstimmen muss. Diese binäre, primär auf biologischen Aspekten basierende Geschlechterordnung ist für die Lebensrealität von Transgender Personen besonders ungeeignet.

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