Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 10.10.2012:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Wiener Auszeichnung für Beatrice Frey und Houchang Allahyari

Wiener Auszeichnung für Beatrice Frey und Houchang Allahyari

Copyright: Michael Rzepa / PID

Download (0.6 MB)


Schauspielerin Beatrice Frey und Filmemacher Houchang Allahyari wurden, heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus mit dem "Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien" ausgezeichnet. Zahlreiche Freunde und Weggefährtin nahmen an der Feierstunde teil, darunter KS Erni Mangold, Volkstheaterdirektor Michael Schottenberg, Gerlinde Seitner, Geschäftsführerin Filmfonds Wien, Roland Teichmann, Leiter des Österreichischen Filminstituts, Flüchtlingshelferin Ute Bock, GR Elisabeth Vitouch und GRKlaus Werner-Lobo.

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der die Verleihung vornahm, hob in seiner Rede die Gemeinsamkeiten der Ehrengäste hervor: "Beatrice Frey und Houchang Allahyari sind beide nicht-gebürtige Wiener, das macht in Wien aber keinen Unterschied. Beide sind auch vielseitig begabt, Allahyri als Mediziner und Filmemacher, Frey als Schauspielerin und Sportlerin. Und beide sind gesellschaftskritisch und innovativ, was sich in deren künstlerischen Wirken niederschlägt."

"Weltgewandtheit, Toleranz, Respekt, Neugier, Empathie, Offenheit - Houchang Allahyari verkörpert das Ideal des Menschen", betont Karl Markovics, Schauspieler, Regisseur und Präsident der Österreichischen Filmakademie. In seiner Laudatio auf den Regisseur mahnte er auch Österreich: "Nur ein Land, das sich strecken und dehnen lässt, kann sich Heimat nennen."

"Beatrice Frey schrieb als Mitbegründerin des Schauspielhauses und des freien Theaterkollektivs 'Wiener Ensemble' Theatergeschichte", so Susanne Wolf, Autorin und Dramaturgin in ihrer Lobrede. Des Weiteren bezeichnete sie Beatrice Frey als "komödiantisches Gesamtkunstwerk": "Humor ist für sie eine Lebensentscheidung. Sie ist die Großmeisterin der Komik, der schwierigsten aller Künste, und als solche Bewahrerin des Weltkulturerbes Humor".

Houchang Allahyari erinnerte in seinen Dankesworten daran, wie er mit 18 Jahren nach Wien gekommen war - voller Neugierde und Erwartungen. Von Anfang an wäre ihm klar gewesen, dass er die Eindrücke dieses Landes festhalten müsse. Dank der Unterstützung vieler sei das auch möglich gewesen. Heute sei er immer noch voller Energie, Tatendrang und Ideen und werde daher weiterarbeiten. Seine Dankesrede schloss er mit den Worten "I love Vienna".

"Ich werde heute geehrt für eine Tätigkeit, die ich tun muss und tun kann", so Beatrice Frey in ihrer Dankesrede. Diese Tätigkeit beschere ihr Momente tiefsten Glücks und Herzenswärme. Geschenk ihrer Tätigkeit sei die Begegnung mit den Dichtern, den "Fackelträgern der Weisheit". "Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem ich meine Tätigkeit ausüben kann und nicht um mein Leben fürchten und Heldin sein muss. Wir müssen wachsam sein und aufpassen, dass das auch so bleibt", schloss sie.

Biographie Houchang Allahyari

Houchang Allahyari wurde 1941 in Teheran geboren. Im Jahr 1960 kam er mit seiner Mutter nach Wien um Theaterwissenschaften zu studieren. Er hat sich später für das Medizinstudium entschieden und die Ausbildung zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie absolviert und eine Ordination betrieben. Daneben arbeitet er als Psychiater in einer Strafanstalt, wo er das Medium Film in der Therapie mit jugendlichen Straftätern nutzt.

Seit 1981, als er seinen Erstling "I like to be in America" drehte, zählt er zu den interessantesten Regisseuren Österreichs. Mit dem erfolgreichen Streifen "Höhenangst" (1994) oder "I love Vienna" (1991) wurde er auch international bekannt. Weiter Filme Houchang Allahyaris: "Trotz alledem" (1982), "Borderline" (1989), "Fleischwolf" (1990), "Der Tag, an dem sie Jack Unterweger fingen" (1992), "Tödliche Liebe" (1995), "Black Flamingos - Sie lieben euch zu Tode" (1998), "Geboren in Absurdistan" (1998), "Ene Mene Muh und tot bist du" (2001) und "Rocco" (2002). Im Oktober 2009 präsentierte er den Dokumentarfilm "Bock for President" und 2010 "Die verrückte Welt der Ute Bock" über die Arbeit der in der Flüchtlingshilfe tätigen Ute Bock.

Biographie Beatrice Frey

Beatrice Frey wurde 1951 in Thun/Schweiz geboren. Frey wuchs als Tochter eines Diplomaten und der österreichischen Schauspielerin Valerie Rückert in Thun, Köln und Washington auf. 1953 übersiedelte sie nach Wien, 1968 war sie österreichische Juniormeisterin im Springreiten.

Frey studierte zwischen 1972 und 1975 Schauspiel in Salzburg am Mozarteum, seit 1976 arbeitete sie mit Hans Gratzer zusammen, etwa an der Werkstatt in Wien, wo sie in der Uraufführung von Paul Fosters "Elisabeth eins" zu sehen war.

1978 war Frey an der Gründung des Schauspielhauses Wien wesentlich beteiligt, an dem sie regelmäßig spielte, 1978 bis 1984 war sie u.a. als Rosaura in Goldonis "Der Diener zweier Herren" oder als Janet in "The Rocky Horror Picture Show" sowie in Thomas Braschs "Mercedes" zu sehen.

1987 zählte sie zu den Gründungsmitgliedern der Theatergruppe Wiener Ensemble. Der Verein existierte bis 1991; Frey spielte hier etwa in Qualtingers "Ihr wird's Euch noch an Wien erinnern". 1991 trat Frey in der Wirtshausoper "Heimatlos" in der "Gruppe 80" auf, dazwischen spielte sie regelmäßig am Wiener Volkstheater, am Schauspielhaus, wo sie u. a. 1997 in der Uraufführung von Werner Schwabs "Hochschwab" in Kooperation mit den Festwochen reüssierte. 1996 bis 1998 hatte sie auch ein Engagement am Schlossparktheater Berlin, wo sie erstmals selbst Regie führte und Brechts "Flüchtlingsgespräche" inszenierte.

Von 2002 bis 2004 arbeitete sie mit Barrie Kosky am Schauspielhaus Wien ("Dafke", "Macbeth", "Der verlorene Atem", "Poppea") zusammen; sie gastierte mit "Poppea" 2007 beim Edinburgh Festival und 2009 in der Sydney Opera.

Ab 2005 spielte Frey am Wiener Volkstheater, zuletzt war sie als Aase in "Peer Gynt" zu sehen.

Seit der Spielzeit 2009/10 ist Frey festes Ensemblemitglied am Schauspiel Hannover, wo sie in Roland Schimmelpfennigs "Der goldene Drache" und als Poul in Anders Thomas Jensens "Adams Äpfel" zu sehen war, zurzeit spielt sie dort den Doctor in Robert Wilsons Version von "Woyzeck", die Else in Vinterbergs/Rukovs "Das Fest" sowie die Frau von Luber in Georg Kaisers "Der Silbersee".

Rückfragehinweis für Medien

  • Renate Rapf
    Mediensprecherin StR. Andreas Mailath-Pokorny
    Telefon: 01 4000-81175
    E-Mail: renate.rapf@wien.gv.at