Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 05.06.2012:
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Städtebund: Pflege muss in die Mangelberufe aufgenommen werden

Keine Zustimmung zu dem vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz aktuell zur Begutachtung ausgeschickten Entwurf zur Fachkräfteverordnung kommt vom Österreichischen Städtebund. Kernpunkt der Verordnung, mit der ein Teilbereich der Rot-Weiß-Rot-Card umgesetzt wird, ist die Auflistung jener 25 Mangelberufe, in denen heuer noch Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern nach Österreich zuwandern dürfen. "Die Liste enthält zwar alles vom Fräser bis hin zum Stanzenmacher, jedoch nichts zum gesamten Pflegebereich, dem europaweiten Mangelberuf schlechthin", so Stadträtin Silvia Huber, Vorsitzende des Sozialausschusses des Österreichischen Städtebundes.

800.000 Pflegebedürftige im Jahr 2030

Derzeit leben in Österreich rund 540.000 hilfs- und pflegebedürftige Menschen im privaten Haushalt. In etwa jeder 25. Haushalt benötigt ständig Betreuung. Auf Grund der demografischen Entwicklung wird sich diese Zahl bis zum Jahr 2030 auf circa 800.000 erhöhen. Gleichzeitig sinkt aber die Zahl der pflegenden Angehörigen, die heute noch einen Großteil der Pflegeleistungen übernehmen. Durch diese gesellschaftlichen Veränderungen wird der Unterstützung und Förderung außerfamiliärer Netzwerke große Bedeutung zukommen, denn die Zahl älterer Menschen ohne Unterstützung durch Familienangehörige wird steigen.

Weichen für Rückgang der informellen Pflege müssen gestellt werden

Dieser Teil muss in Zukunft durch professionelles Pflegepersonal abgedeckt werden. Vor diesem Hintergrund den Pflegebereich nicht in die Liste der Mangelberufe aufzunehmen, ist unverständlich. Es sollte im Gegenteil sogar aktive Anwerbung von Pflegekräften betrieben sowie die Hürden der Nostrifizierung von entsprechenden Ausbildungen entschärft werden – derzeit dauert dies bis zu zwei Jahre. Die Liste der Mangelberufe wurde maßgeblich von den Sozialpartnern erstellt, das ansonsten sehr gut arbeitende Ministerium scheint diesen Vorschlag einfach ohne Ergänzungen übernommen zu haben, obwohl Seniorenheime und Pflegedienste händeringend nach gut ausgebildetem Fachpersonal suchen.

"Die steigende Lebenserwartung hat den Pflegebereich zu einem zentralen Thema unserer Gesellschaft gemacht", so der Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes, Thomas Weninger. "Das Funktionieren dieses Bereichs hat mit der Würde des Menschen zu tun. Genau hier darf die Politik niemanden allein lassen – weder die Betroffenen noch die Angehörigen. Aus diesem Grunde fordert der Österreichische Städtebund das Sozialministerium auch dazu auf, sowohl den Beruf des Diplom- als auch des Pflegehelfers in die Liste der Mangelberufe aufzunehmen", betont Thomas Weninger abschließend.

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