Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 09.03.2012:
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Umweltanwaltschaft: Fukushima - ein Jahr nach der Katastrophe

Die Katastrophe in Fukushima dauert an - genauso wie die Katastrophe in Tschernobyl - auch wenn das bereits jetzt in Vergessenheit gerät. Vor einem Jahr am 11. März 2011 ereignete sich im Kernkraftwerk Fukushima/Japan in insgesamt vier der sechs Blöcke ein nuklearer Gau in Folge eines großen Erdbebens mit nachfolgender Flutwelle. Ein Jahr nach der Katastrophe ist die Bewertung der Schäden nicht abgeschlossen.

Über 1000 Quadratkilometer - das entspricht etwa der doppelten Fläche Wiens - sind zur Sperrzone erklärt worden. Auf etwa 8000 Quadratkilometer - ungefähr der doppelten Fläche des Burgenlandes - ist der Boden so hoch mit radioaktivem Cäsium belastet, dass er abgetragen werden muss. Offen ist, wie diese Mengen an radioaktiv kontaminiertem Material "entsorgt" werden können, man denke auch an die Reste der zerstörten Häuser und sonstiger Infrastruktur. Radioaktive Partikel werden weiter in der Umwelt verteilt, gelangen ins Grundwasser in Pflanzen und ins Meer und das für Zeiträume, die weit über Generationen von Menschen hinausgehen. Vor allem die Gefahr einer Aufnahme über Atemwege und Nahrungsmittel wird für die Menschen in Japan lange Zeit Realität bleiben.

Kernenergie - ein Auslaufmodell

Nur 30 von 194 Staaten nutzen die Kernenergie. Die 436 in Betrieb befindlichen Reaktoren haben eine installierte Leistung von 370 Gigawatt (350 Gigawatt im Jahr 2000) mit stagnierender Tendenz. Die installierte Leistung etwa an Windenergieanlagen beträgt 238 Gigawatt (17 Gigawatt im Jahr 2000) mit stark steigender Tendenz.

Dass Kernenergie mit entsprechendem Ausbau der erneuerbaren Energiequellen entbehrlich ist, hat die beschleunigte Stilllegung von KKW in Deutschland erwiesen. Deutschland nützt zusätzlich die Chance Forschung und Investitionen in zukunftsfähige Bereiche der Energiewirtschaft zu lenken.

Vor allem die Gefahr von nicht beherrschbaren Unfällen und die unkontrollierbaren Kosten für Staat und Gesellschaft in der Nachsorge, sollten zwangsläufig zum Ende der Kernenergie führen.

David Reinberger, Wiener Umweltanwaltschaft: "Leider laufen solche Entscheidungsprozesse nicht zu 100 Prozent rational ab. Die Katastrophe von Fukushima hat aber in vielen Staaten ein Umdenken ausgelöst, nicht zuletzt in Japan selbst, wo 75 Prozent der Menschen einen Ausstieg befürworten."

Die Lehre aus Fukushima ist klar, sichere Kernkraftwerke gibt es nicht und auch Hochtechnologieländer sind vor Unfällen nicht gefeit. Die Folgen eines Gaus kann keine Gesellschaft - weder reiche noch arme - als kalkuliertes Risiko in Kauf nehmen. "Der einzig richtige Schluss bleibt daher die Umstrukturierung zu einer Gesellschaft und Wirtschaft, die "Low carbon" nicht mit Kernenergie, sondern mit Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien umsetzt", stellt Andrea Schnattinger, Wiener Umweltanwältin, fest.

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