Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 15.12.2011:
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StR Ludwig: Start des 1. Bauträgerwettbewerbs für aspern Seestadt

760 geförderte Wohnungen und 300 StudentInnenplätze; Schwerpunkte sind kostengünstiges und besonders ökologisches Wohnen

aspern Seestadt wird im Endausbau - mit etwa 8.500 Wohnungen - rund 20.000 BewohnerInnen ein qualitätsvolles Zuhause und Arbeitsplätze für ebenso viele Menschen bieten. Mit einer Gesamtfläche von rund 240 Hektar stellt die Seestadt nicht nur das größte städtebauliche Vorhaben Wiens dar, sondern ist auch eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas.

Heute, Donnerstag, startet die Auslobung des ersten Bauträgerwettbewerb für sechs Baufelder im Entwicklungsgebiet Südwest. Die Bewertung und Auswahl der eingereichten Projekte ist für Juni vorgesehen, parallel dazu werden auch die Vorhaben, die von Baugruppen umgesetzt werden - sie werden insgesamt ca. 150 Wohnungen umfassen - juriert. Die Fertigstellung der Projekte ist für 2014/15 geplant.

"Beim Wohnen in der Seestadt ist soziale Nachhaltigkeit durch die Einbindung unterschiedlichster Wohnformen das oberste Entwicklungsprinzip. Zum Anforderungsprofil des ersten Bauträgerwettbewerbs für förderungswürdige Wohnbauprojekte zählt neben kostengünstigen Konditionen für die künftigen MieterInnen eine hohe Energieeffizienz der Projekte, eingebettet in das ökologische Gesamtkonzept der Seestadt", erklärte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.

"Dem entsprechend wurden für die 760 geplanten Wohnungen, die im Rahmen des ersten Bauträgerwettbewerbs ausgelobt werden, kostengünstige Eigenmittelbeiträge von maximal 90 Euro pro Quadratmeter und Bruttomieten von maximal 7,50 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche festgelegt. Anspruchsvolle ökologische Anforderungen - so kommen erstmals bei einem Wettbewerbsverfahren die Kriterien des ,Total Quality Building'zur Anwendung - unterstreichen gemeinsam mit bedarfsgerechten Freiräumen, der optimalen Verbindung von Wohnen und Arbeiten sowie besten Voraussetzungen für ein gutes Miteinander der Hausgemeinschaften die hohe soziale Nachhaltigkeit und Qualität der Projekte", skizzierte Ludwig die Vorteile der Wohnbauvorhaben für die künftigen BewohnerInnen von aspern Seestadt.

Die drei Hauptanforderungen an geförderte Wohnprojekte in aspern Seestadt

1) Stadt der kurzen Wege

Die erste Etappe des geförderten Wohnbaus wird im Entwicklungsgebiet Südwest, nahe des historischen Aspern, der U-Bahn-Station "Aspernstraße" und mit besten Anschlussmöglichkeiten an bestehende Infrastrukturnetze realisiert.

Im Rahmen des Bauträgerwettbewerbs ist von den TeilnehmerInnen ein detailliertes Realisierungskonzept (Konzepte zur sozialen Nachhaltigkeit, Architektur, Ökologie und Ökonomie) zu erstellen, wobei insbesondere auf folgende wesentliche Punkte zu achten ist: Neben den erwarteten architektonischen Qualitäten und einer großen Vielfalt und hohen Qualität der Wohnungstypologien stehen in der gesamten Entwicklung der Seestadt aspern die Grundsätze der Vielfalt, der Kleinteiligkeit und optimierter Wechselbeziehungen zwischen gebautem und öffentlichem Raum sowie die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Daher ist es vorgesehen, für den gesamten ersten Bauteil ein Quartiersmanagement einzurichten. Ziel der städtebaulichen Entwicklung ist die Schaffung eines funktionell durchmischten Quartiers, die räumlich nahe Verknüpfung von Wohnort und Arbeitsplatz und damit die Verwirklichung einer "Stadt der kurzen Wege".

Zur Sicherstellung einer von Beginn an funktionierenden Nahversorgung und Handelsinfrastruktur wird hohes Augenmerk auf die Belebung und Bewirtschaftung der Sockelzonen und die Herstellung nutzungsoffener Räume gelegt. Wichtig ist die "Bespielung" der Sockelzonen durch "aktive" Nutzungen, die ein hohes Maß an Kommunikation zwischen Innen und Außen mit sich bringen.

In jenen Straßenabschnitten, die den Charakter von Wohngebieten haben, ist die Anordnung von Wohnungen im Erdgeschoß möglich und erwünscht. Zusätzlich sollen hier wohnungsnahe bzw. wohnungsintegrierte Arbeitsräume im Erdgeschoß angeboten werden.

Weder in den Geschäftsgebieten noch in den anderen straßenseitigen Sockelzonen dürfen Garagen oder andere Kfz-Abstelleinrichtungen (mit Ausnahme der Ein- und Ausfahrten) in Erscheinung treten.

2) Soziale Nachhaltigkeit

Die geförderten Wohnprojekte in der Seestadt werden sich durch ihre soziale Nachhaltigkeit aufzeichnen. Dazu zählen erschwingliche Wohnungskosten, vielfältige und maßgeschneiderte Wohnungstypologien für unterschiedliche NutzerInnengruppen, großzügig und bedarfgerecht gestaltete Grün- und Freiräume sowie optimale räumliche und organisatorische Voraussetzungen für ein gutes Miteinander der BewohnerInnen.

  • erschwingliches Wohnen. Alle Grundstücke werden im Baurecht vergeben. Der Finanzierungsbeitrag darf 90 Euro/m2 Wohnnutzfläche, die monatliche Gesamtmiete 7,50 Euro/m2 Wohnnutzfläche nicht übersteigen.
  • vielfältiges, flexibel gestaltetes Wohnungsangebot. Möglichkeit von zumietbaren Räumen (zum Arbeiten, für Gäste etc.); 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen (40 bis 100m2), alle ausgestattet mit Balkon, Loggia, Terrasse oder MieterInnengarten.
  • Förderung des guten Zusammenlebens. Neben der Einrichtung attraktiver kommunikationsfördernder Gemeinschaftseinrichtungen, wie z.B. von Treffpunkten, Nachbarschaftsgärten etc., soll auch die Mitbestimmung der BewohnerInnen gefördert werden. So sollen die Hausgemeinschaften die Nutzung der Gemeinschafts- und Freiflächen selbst bestimmen und dabei im Rahmen einer begleitenden Moderation unterstützt werden. Auch die Gemeinschaftsbildung soll durch Angebote der Bauträger gezielt forciert werden.

Der Bauträgerwettbewerb umfasst auch die Schaffung eines StudentInnenheims mit 300 Plätzen sowie ein Stadthaus von Fixstarter Architekt Johannes Tovatt, das einen hohen Anteil an Servicefunktionen (z.B. Ordinationen, Quartiersmanagement, Bibliothek, Veranstaltungsräume) aufweisen soll. Der schwedische Architekt entwickelte auch den 2007 im Wiener Gemeinderat beschlossenen städtebaulichen Masterplan.

3) Ökologie

aspern Seestadt beruht auf einem besonders ökologischen Gesamtkonzept. Aufgrund der gesamthaften Betrachtung von Mobilitätsaspekten werden in der Seestadt unterirdische Sammelgaragen mit Ladeplätzen für elektrisch betriebene Kraftfahrzeuge geschaffen.

Zusätzlich zu den Radabstellplätzen in den Wohnhausanlagen werden Flächen für Ablagen, Schließfächer, eine Reparaturbasis sowie Radabstellungen für BesucherInnen eingerichtet.

Die wichtigsten ökologischen Anforderungen an geförderte Wohnprojekt sind:

  • ein umfassendes ökologisches Gesamtkonzept unter Nutzung innovativer klimarelevanter Systeme
  • Erfüllung der Kriterien des "Total Quality Building" (TQB) der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (ÖGNB): Alle fertiggestellten Gebäude sind nach dem TQB-Standard (Punktesystem für verschiedene Qualitäten) zu bewerten. Dabei werden mindestens 750 (von 1000) Punkten erwartet. Die Nachweisdichte wird den jeweiligen Planungsstufen angepasst, um eine Umsetzung der Qualitäten zu gewährleisten. Für alle offenen und veränderten Werte sind - sofern nicht durch die eingereichten Pläne prüfbar - Nachweise bzw. ein Energieausweis zu erbringen.
  • die Nutzung von Geothermie (Erdwärme)
  • ein zentrales Energieverbrauchsmonitoring. Dabei werden auch die gesamten Primärenergieinhalte der Gebäude erhoben.
  • Restwärme aus Fernwärme. Auch die Restwärmemenge aus der Fernwärme, deren Umweltfreundlichkeit durch die hinzukommende Nutzung von Geothermie nochmals eine Steigerung erfährt, wird genutzt. Generell wird erstmals der gesamte Primärenergiebedarf erhoben und verglichen werden.
  • verpflichtende Baustellenlogistik. Für die gesamte Baustellenlogistik gelten die Vorgaben gemäß RUMBA (Richtlinien für umweltfreundliche Baustellenabwicklung). Dadurch werden tausende LKW-Fahrten vermieden; mindestens 60 % der Baumassen werden über die Bahn an- und abgeliefert. Bauaufsichten: Ökologische Bauaufsicht, chemisch-abfallwirtschaftliche Bauaufsicht, bodenmechanischer Sachverständiger, wildökologische/jagdliche Bauaufsicht
  • Schaffung der Voraussetzungen für Photovoltaikanlagen mit 7 kWh/m2/a: 40 % der Dachfläche müssen dafür reserviert werden. Sollten weniger Flächen oder Alternativflächen (z.B. Fassaden) zur Verfügung gestellt werden, ist ein Nachweis zu erbringen, wie die Ernte von 7 kWh/m2/a gedeckt wird.
  • Freiräume. Unterbaute Bereiche sollen intensiv begrünt werden und in Teilbereichen für Baumpflanzungen geeignet ausgestaltet werden. Darüber hinaus ist bei Materialwahl und Bepflanzung auch auf die Aspekte Mikroklima (Verschattung, Verdunstung, Staubfilterung), Lärmreduktion und Funktionalität einzugehen; idealerweise ergänzen sich die Maßnahmen zur Freiraum- und Gebäudeplanung zu einem Gesamtsystem hinsichtlich Ressourcenschonung

Umweltfreundliche Mobilitätskonzepte, die aus dem Mobilitäts-Fonds gespeist werden sowie Schritte zur Lebenszyklus-Analyse runden die Maßnahmen des Bauwesens zur klimaneutralen Stadt ab.

Baugruppen

Der neue Wiener Stadtteil hat für Baugruppen besonders attraktive Flächen reserviert. In Kooperation mit dem wohnfonds_wien und der Wien 3420 Aspern Development AG wurde von der Gründstückseigentümerin GELUP GmbH ein Bewerbungsverfahren ausgelobt, um qualitativ hochwertige Projekte zu fördern. In der ersten Bewerbungsphase für das zweistufige Verfahren wurden folgende fünf Baugruppen ausgewählt:

  • Pegasus (ca. 25 Wohneinheiten)
  • B.R.O.T. ASPERN (ca. 45 Wohneinheiten)
  • JAspern (ca. 12 Wohneinheiten)
  • Wohnprojekt Seestern Aspern (ca. 30 Wohneinheiten)
  • Orange 3 (ca. 60 Wohneinheiten)

In der zweiten Stufe geht es um die konkreten Bau- und Realisierungskonzepte, die vom Grundstücksbeirat nach den vier Kriterien des geförderten Wohnbaus der Stadt Wien - soziale Nachhaltigkeit, Qualität der Architektur, Ökonomie und Ökologie - beurteilt werden. Bei Inanspruchnahme von Wohnbauförderungsmitteln werden ein Drittel der Wohnungen als Anbotswohnungen dem Wohnservice Wien zur Vergabe zur Verfügung gestellt. Diese Wohnungen sind daher mit unterschiedlichen Wohnungstypologien zu gestalten.

Wohnbauinitiative in der Seestadt

Darüber hinaus sind im Rahmen der Wiener Wohnbauinitiative Projekte mit rund 1.530 Wohnungen in Vorbereitung, die Konditionen bieten, die an den geförderten Wiener Wohnbau angelehnt sind und für die der Baustart Ende 2012/Anfang 2013 erfolgen wird.

"Somit sind in aspern Seestadt im ersten Schritt Projekte mit mehr als 2.400 Wohnungen auf Schiene gesetzt, die in naher Zukunft realisiert werden. Wir stellen den Wienerinnen und Wienern damit ein in jeder Hinsicht attraktives Angebot - in einem sozial nachhaltigen, ökologischen sowie auch infrastrukturell bestens versorgten - neuen Stadtteil zur Verfügung", betonte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.

Service

Die Siegerprojekte des vom wohnfonds_wien durchgeführten ersten Bauträgerwettbewerbs für seestadt aspern werden im Juni 2012 juriert und im Anschluss bekannt gegeben.

Alle Projekte werden zum Zeitpunkt des Baustarts auf der Homepage des Wohnservice Wien, www.wohnservice-wien.at, veröffentlicht.

Weitere Informationen zur Seestadt Wiens auf www.aspern-seestadt.at

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