Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 15.09.2011:
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Sima/Angerer: 30 Millionen- Kanal-Maßnahmenpaket für Simmering

Speicherkapazität für 80 Millionen Liter Regenwasser

Ein umfassendes Kanal-Maßnahmenpaket in der Höhe von 30 Millionen Euro präsentierten heute, Donnerstag, Umweltstadträtin Ulli Sima und Bezirksvorsteherin Renate Angerer für Simmering: Es werden Speicher für Starkregenereignisse geschaffen, bei denen Simmering als topgrafisch tiefster Punkt der Stadt, immer wieder massiv betroffen ist. "Wien reagiert damit auch auf die Folgen des längst auch bei uns spürbaren Klimawandels, der extreme Wetterkapriolen und Starkregenereignisse mit sich bringt", so Umweltstadträtin Ulli Sima. Kein Kanalnetz der Welt kann ein hundertjährliches Regenereignis bewältigen, doch Wien Kanal arbeitet laufend - auch international vernetzt - an weiteren Optimierungen des Kanalsystems. Faktum ist, dass in den Kanälen in Wien schon heute zu rund 95 Prozent Regenwasser transportiert wird und nur zu einem geringen Anteil Schmutzwasser.

Stauraum für 80 Millionen Liter Regenwasser in und um Simmering

In einem Zusammenspiel großer Speicher sollen in und um Simmering künftig die Wassermassen bei Regenwetter zurückgehalten werden. Insgesamt wird dafür in den kommenden drei bis vier Jahren rund 55 Millionen Liter Speichervolumen in drei Etappen geschaffen. Die Gesamtkosten für die Speicherbauwerke betragen 30 Millionen Euro. Gemeinsam mit den bereits aktivierten Stauräumen im Liesingtal stehen nach Fertigstellung der einzelnen Maßnahmen rund 80 Millionen Liter Speicherkapazität zur Verfügung. Das entspricht der Wassermenge von 50 Mehrzweckbecken in der Größe des Simmeringer Freibades.

Speicherbecken Simmering unter dem Sportplatz

Ein neues Speicherbecken und zwei Transportkanäle sind notwendig, um im Verbund mit dem bestehenden Kanalnetz zukünftig Starkregenereignisse vor Simmering abzufedern. Die größte Etappe stellt dabei die Errichtung des Speicherbeckens Simmering mit den beiden Transportkanälen "Unter der Kirche" und "Florian-Hedorfer-Straße" beziehungsweise "Lindenbauergasse" dar. Als Standort für den Speicher haben die Kanalplaner mit dem Sportplatz in der "Haidestraße 10" den idealen Standort gefunden. Gilt es doch, an einem topografischen Tiefpunkt des Bezirkes das 120 Meter lange, 45 Meter breite und 4 Meter tiefe Becken unterzubringen. Unmittelbar unter dem Hauptspielfeld werden bei Regenwetter bis zu 22,5 Millionen Liter Wasser zwischengespeichert.

Um das Becken nach einem Regenereignis zu entleeren und wieder vorzuhalten, sorgen zwei Pumpen für eine rasche Entleerung. Mit einer Förderleistung von 300 Liter pro Sekunde ist das Becken bereits nach rund 20 Stunden für den nächsten Starkregen bereit.

Die beiden neuen Transportkanäle, die das Speicherbecken dotieren, verfügen mit einem Durchmesser von zwei Meter und einer Länge von zwei Kilometer über ein zusätzliches Fassungsvermögen von sechs Millionen Liter Regenwasser. Die Kanäle verlaufen dabei quer durch Simmering. Um überhaupt Platz im verbauten Gebiet zu schaffen, müssen zahlreiche Einbauten umgelegt werden. Die eigentlichen Kanalbauarbeiten werden unterirdisch, also möglichst aufgrabungsfrei, hergestellt. Die Planungen werden 2012 abgeschlossen, die Bauarbeiten beginnen 2013 und werden rund zwei Jahre dauern. Die Gesamtkosten für diesen Stauabschnitt betragen rund 24 Millionen Euro.

"Wir setzen große Erwartungen in den Maßnahmenkatalog von Wien Kanal", so die Simmeringer Bezirksvorsteherin Renate Angerer: "Vor allem das Speicherbecken unter dem Sportplatz in der Haidestraße und die beiden Transportkanäle sind enorm wichtig für den Überflutungsschutz in Simmering. Besonders erfreulich sind natürlich auch die Synergien, die sich mit der Standortwahl am Sportplatz ergeben."

Sportplatz wird im Zuge der Kanalbauarbeiten saniert

Denn im Zuge der Baumaßnahmen wird auch der Sportplatz saniert. Das Hauptspielfeld erhält einen neuen Kunstrasen, das kleinere Spielfeld einen Naturrasen. Nicht nur dadurch erstrahlt die Anlage in neuem Licht. Auch eine moderne Flutlichtanlage sorgt für ideale Spielbedingungen bei jeder Jahres- und Tageszeit.

Speicherbecken Blumental für 3000 Liter pro Sekunde

Insgesamt 20 Quadratkilometer und drei Bezirke umfasst das Betrachtungsgebiet zum Überflutungsschutz für Simmering. Das Liesingtal spielt dabei eine bedeutende Rolle, fließen doch von dort bei Niederschlägen große Mengen an Mischwasser zur Hauptkläranlage nach Simmering. Deshalb war es den Technikern von Wien Kanal wichtig, auch an der "Quelle" Maßnahmen zur Retention zu treffen. Hier bot sich die Nutzung der ehemaligen Kläranlage Blumental im 23. Bezirk als Speicherbecken hervorragend an. Die beiden Rundbecken der ehemaligen Kläranlage verfügen über ein Fassungsvermögen von acht Millionen Liter, die der ehemaligen Nachklärbecken über zwölf Millionen Liter. Insgesamt 20 Millionen Liter Speichervolumen werden damit in die Speicherkette eingebunden und können im Regenwetterfall mit 3.000 Liter pro Sekunde befüllt werden. Dadurch kann das Kanalnetz in Simmering im Fall von Starkregenereignissen erheblich entlastet und der Schutz gegen Überflutungen erhöht werden. Mit den Arbeiten soll noch heuer im Dezember begonnen werden, die Bauzeit beträgt rund sieben Monate. Die voraussichtlichen Kosten belaufen sich auf 3,5 Millionen Euro.

Bisherige Maßnahmen zeigten Wirkung

Im vergangenen Jahr hat Wien Kanal weitere wichtige Bausteine zur Optimierung des Überflutungsschutzes in Simmering abgeschlossen. So zum Beispiel den Ausbau des Schmutzwasserpumpwerks Kaiserebersdorf, das mit einer zusätzlichen Schneckenpumpe ausgerüstet wurde. Damit können bis zu 6.700 Liter Abwasser pro Sekunde, um 1.300 Liter mehr als bisher, zur ebswien hauptkläranlage gepumpt und einer Reinigung zugeführt werden. Die Entlastungsmöglichkeit über das Regenwasser-Hebewerk Kaiserebersdorf wurde ebenfalls gesteigert. Um das Abflussvermögen aus Simmering im Falle eines Extremereignisses zu steigern, wurde die Förderleistung um 4.000 Liter pro Sekunde auf 16.000 Liter pro Sekunde erhöht.

Überflutungsschutz über die Bezirksgrenzen hinaus

"Mit dem Maßnahmenpaket erreichen wir auch im Liesingtal einen verbesserten Überflutungsschutz aus dem Kanalnetz", erklärt Wien Kanal-Direktor Andreas Ilmer die weitreichenden Eingriffe. Der Liesingtal-Entlastungskanal schließt im Bereich der Klederinger Brücke an den bestehenden Liesingtal-Sammelkanal an und führt stromaufwärts bis zur ehemaligen Kläranlage Blumental. Der Stauraumkanal ist 5,3 Kilometer lang und auf die gesamte Länge mit einem Durchmesser von 2,4 Meter ausgestattet. Über Trennbauwerke sind die im Einzugsgebiet liegenden Regenwasserkanäle des 10. und 11. Bezirkes an den Liesingtal Entlastungskanal angeschlossen.

Bei einem Regenereignis kann der Liesingtal Entlastungskanal mit Hilfe von zehn Regulierbauwerken in eine kaskadenförmige Stauraumkette unterteilt und damit eine Stauraumkapazität von ca. 17 Millionen Liter aktiviert werden. Bei einem herkömmlichen Regenereignis wird die Stauraumkette in erster Linie genutzt, um den aus den Regenwasserkanälen kommenden Spülstoß aufzufangen und nach dem Niederschlagsereignis einer Reinigung durch die ebswien hauptkläranlage zuzuführen. Bei Extremereignissen werden die Trennbauwerke jedoch unmittelbar verschlossen. Der Liesingtal Entlastungskanal steht dann mit seiner gesamten Stauraumkapazität zur Rückhaltung der aus dem Bereich Blumental ankommenden Mischwässer zur Verfügung.

"Die Gesamtheit der Maßnahmen stellt sicher, dass der Zulauf aus den umliegenden Gebieten nach Simmering für zirka zwei Stunden zurückgehalten werden kann. Trotz all dieser Anstrengungen und zukunftsweisenden Maßnahmen kann man sich jedoch nicht in hundertprozentiger Sicherheit wiegen. Denn auch das Jahrhundertereignis vom 13. August 2010 hätte nicht zur Gänze verhindert werden können", betont Ilmer.

Selbstschutz gegen Überflutungen

Neben allen Maßnahmen der Stadt sind auch Hauseigentümer gefordert, ihre Hauskanalisation auf fachgerechte Ausführung und ordentliche Funktion zu überprüfen. Denn nur ein ordnungsgemäß funktionierender Hauskanal kann im Fall der Fälle einen Keller vor Überflutungen schützen. Wien Kanal sendet dazu jährlich ein Informationsblatt an alle Hauseigentümer aus. Das Infoblatt ist auch auf der Homepage von Wien Kanal unter www.wien.gv.at/umwelt/kanal/ueberflutungen.html abrufbar.

Wien Kanal - Die Abwasserprofis

Mit einem Kanalnetz von mehr als 2.400 Kilometer Länge ist Wien Kanal Österreichs größter Kanalnetzbetreiber. Täglich wird etwa eine halbe Milliarde Liter Abwasser sicher und umweltgerecht zur ebswien hauptkläranlage in Simmering transportiert. Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, das Kanalnetz funktionsfähig und sauber zu halten. So wird zum Beispiel täglich 15 Tonnen abgelagertes Material aus den Kanälen geräumt, um den Abfluss zur Kläranlage zu garantieren. Rund 99 Prozent aller Haushalte in Wien sind an das städtische Kanalnetz angeschlossen. Trotzdem wächst das Wiener Kanalnetz jährlich um rund zehn Kilometer. Mehr als 700 Kanalbaustellen werden jährlich zur Erhaltung und Reparatur des öffentlichen Kanalnetzes durchgeführt.

Wien Kanal bietet Interessierten auch die Möglichkeit selbst in die Wiener Unterwelt einzutauchen. Von Mai bis Oktober gibt es am Karlsplatz den Einstieg auf den Spuren des "Dritten Mannes". Nähere Infos dazu unter www.drittemanntour.at.

Rückfragehinweis für Medien

  • Mag.a Anita Voraberger
    Mediensprecherin StRin Mag.a Ulli Sima
    Telefon: 01 4000-81353
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    E-Mail: anita.voraberger@wien.gv.at
    www.ullisima.at
  • Ing. Josef Gottschall
    Leiter der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit
    Wien Kanal
    Telefon: 01 4000-30021