Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 25.01.2011:
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Ergebnisse der PISA-Wien-Konferenz: Umfassende Lesetests und "SOKO Lesen"

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"Die heutige PISA-Wien-Konferenz hat eindrucksvoll bewiesen, dass es in Wien einen breiten Konsens dafür gibt, Maßnahmen zu setzen, um die Lesekompetenz unserer SchülerInnen zu verbessern. Insbesondere die rasche Realisierung von umfassenden Lesetests für die 4. und 8. Schulstufe noch in diesem Schuljahr sowie die Einrichtung einer eigenen 'SOKO Lesen' stellen die Hauptergebnisse der Konferenz dar. Sie sind als erste Schritte zu sehen - weitere Schritte werden folgen! Auch die ebenfalls heute vereinbarte Einrichtung eines eigenen Beirates gemeinsam mit den Interessensvertretungen von Wirtschafts- und ArbeitnehmerInnenseite hat klar gezeigt, dass alle am Wiener Schulwesen Beteiligten gewillt sind, an einem Strang zu ziehen, die Qualität der Schulen zu heben und die Schlüsselkompetenzen unserer SchülerInnen zu verbessern", fasste Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl die Beratungen der heutigen PISA-Wien-Konferenz zusammen.

An der Konferenz haben - neben der Amtsführenden Stadtschulratspräsidentin - unter anderem folgende ExptertInnen und InteressensvertreterInnen teilgenommen:

  • der Direktor des BIFIE DDr. Günter. Haider,
  • die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien KommR Brigitte Jank,
  • der Präsident der Industriellenvereinigung Wien Mag. Georg Kapsch,
  • die Vizepräsidentin der Arbeiterkammer Wien Renate Lehner,
  • die ÖGB-Vizepräsidentin Dr. Sabine Oberhauser
  • sowie VertreterInnen der Schulpartner sowie anderer wichtiger KooperationspartnerInnen.

Hintergrund der PISA-Wien-Konferenz

Das jüngste PISA-Ergebnis war für Österreich ernüchternd und hat bewusst gemacht, wie dringend unser Land umfassende Bildungsreformen braucht. Besonders problematisch stellte sich dabei dar, dass Österreich insbesondere im Bereich der getesteten Lesekompetenz im letzten Viertel der untersuchten Länder liegt und sowohl bei den Faktoren "Spitzenleistungen" als auch "Risikogruppe" international ausgesprochen schlecht abgeschnitten hat.

Konkrete Ergebnisse - Lesekompetenz

  • Die Gruppe an SchülerInnen mit Spitzenleistungen in Österreich liegt im Bereich der Lesekompetenz bei 5 Prozent und somit deutlich unter der Hälfte des Wertes erfolgreicher Ländern wie Finnland 14,5 Prozent)
  • 28 Prozent aller Kinder in Österreich gehören zur Risikogruppe. Diesen fehlen grundlegendste Fähigkeiten und sie müssen in weiterer Folge mit massiven Problemen am Arbeitsmarkt rechnen. Im Vergleich zu Korea (6 Prozent) weist Österreich somit fast fünfmal so viele RisikoschülerInnen auf. Im OECD-Schnitt gehört jede/r fünfte Jugendliche (19 Prozent) zur Lese-Risikogruppe.

Diese negativen Ergebnisse waren der Ausgangspunkt für die Überlegung, die heutige PISA-Wien-Konferenz einzuberufen, um speziell für den Bereich der Leseförderung neue Maßnahmen zu diskutieren und konsensual zu vereinbaren. Ein weiterer Grund: So wichtig es ist, von der Bundespolitik die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen für eine umfassende Reform des Bildungswesens einzufordern, ändert dies nichts daran, dass seitens der Länder jede Möglichkeit zu überprüfen ist, zusätzliche Reformschritte umzusetzen. Mit anderen Worten: Wien redet nicht nur, Wien handelt.

Die Ergebnisse der Konferenz

  • Lesetests für alle 10- und 14jährigen SchülerInnen

Als konkrete Maßnahme wurde Konsens darüber erzielt, dass es bereits im April dieses Jahres umfassende externe Lesetests für Wiens 10- und 14jährige SchülerInnen (4. und 8. Schulstufe) geben wird. Dieserart will man noch detaillierter herausfinden, wo Wiens SchülerInnen in Punkto Lesekompetenz stehen. Mehr noch sollen diese Ergebnisse den SchülerInnen als Orientierungshilfe dafür dienen, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen. Besonders profitieren jedoch selbstverständlich die LehrerInnen von diesen Tests. Sie als die "Profis der Schule" können auf Basis der Ergebnisse und ihrer pädagogischen Diagnose-Kompetenz den Tests nachfolgend Maßnahmen setzen, um den Unterricht gezielt anhand der Schwächen- und Stärkenprofile Ihrer SchülerInnen zu gestalten. Die Erfüllung des Kernauftrags der Schule, allen SchülerInnen die Fertigkeit des "Lesens und Schreibens" zu vermitteln, soll hierdurch künftig noch besser gewährleistet werden. Dies erfolgt im Interesse der SchülerInnen selbst, aber auch im Interesse der beruflichen Zukunftsperspektiven der Jugendlichen sowie der Wiener Wirtschaft.

Ein wichtiger Nebenaspekt besteht darin, dass mittels solcher regelmäßig stattfindender Testungen zu einer neuen Testkultur beigetragen werden kann. Denn eines zeigt PISA ganz deutlich: Jene Länder, in denen Testungen eine Normalität darstellen und nicht nur - wie in Österreich - in Intervallen als "PISA-Schock" hereinbrechen, sind erfolgreicher. Die Wiener Lesetests müssen somit auch als ein wichtiger Beitrag zu einem künftig besseren Abschneiden der österreichischen SchülerInnen bei der internationalen PISA-Studie betrachtet werden.

  • "SOKO Lesen"

Doch es bleibt nicht bei den Tests allein, auch der Unterricht wird sich ändern. Ergänzt werden die Tests nämlich durch ein künftig noch breiteres Angebot an Lesefördermaßnahmen in Wiens Schulen. Um dieses zu entwickeln, aber auch um bestehende Maßnahmen zu überprüfen, wird im Stadtschulrat für Wien eine "SOKO Lesen" eingerichtet. "Nur wer als Kind mit Freude ein Buch in die Hand nimmt, wird auch sein Leben lang begeistert lesen" - gemäß diesem Motto beraten ExpertInnen in dieser "SOKO" schulische Lese-Initiativen. Diese sollen auf den "drei Säulen der Schulpartnerschaft" basieren und neben Projekten für die SchülerInnen auch Kooperationen mit den Eltern sowie eine intensivierte Fortbildung der PädagogInnen im Bereich der Leseerziehung umfassen.

Im Bereich der Lese-Angebote für SchülerInnen sollen - in Kooperation auch mit außerschulischen Partnern - insbesondere folgende Projekte intensiviert werden:

  • Lesefeste
  • Lesenächte
  • Leseprojekttage
  • Lesewettbewerbe
  • Lesereisekoffer
  • Kinderliteraturwochen
  • Autorenlesungen
  • Bücherbörsen
  • Kooperationen mit den Städtischen Büchereien
  • Projekt LesepatInnen

Das vor kurzem präsentierte Projekt LesepatInnen, das an zahlreichen Schulen bereits erfolgreich im Testbetrieb läuft, soll künftig noch stärker institutionalisiert und an möglichst vielen Schulen umgesetzt werden. Besonders erfreulich: Durch die öffentliche Präsenz dieses Projektes konnten allein im vergangenen Monat über 300 LesepatInnen gewonnen werden. Diese - großteils im Seniorenalter und vielfach akademisch ausgebildet - werden nun im Rahmen einer großen Veranstaltung am 1. Februar 2011 noch genauer über das Projekt instruiert und schon bald möglichst flächendeckend an Wiens Volksschulen eingesetzt.

Zum Projekt: Im Regelfall werden die PatInnen in die Lesestunde eingeladen, die ein fixer Bestandteil im Stundenplan der Volksschule ist. Jedes betreute Kind erhält 25 Minuten Intensivbetreuung. Es liest laut vor, die PatInnen lesen mit, korrigieren, erklären Wörter, kontrollieren durch Nachfragen ob der gelesene Text verstanden wurde. Die LehrerInnen tauschen sich parallel dazu ständig mit den LesepatInnen über die Fortschritte der Kinder aus. Das Wichtigste dabei: Die LesepatInnen zeigen viel Engagement für "ihre Patenkinder", die Kinder umgekehrt freuen sich auf "ihre" PatInnen. Neben der Lesererziehung ist der generationsübergreifende Aspekt des Projektes LesepatInnen von besonderer - gesellschaftspolitisch positiver - Relevanz.

  • Beirat der Sozialpartner

Neben dem klassischen Bildungsauftrag der Schule steht unser Schulwesen auch in einer besonderen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und Wirtschaft. Junge Menschen so auszubilden, dass sie erfolgreiche berufliche Lebenswege einschlagen können, ist nicht allein ein Dienst der Schule an den Jugendlichen, sondern auch die Kehrseite einer Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft. Der Wirtschaftsstandort Wien lebt ganz wesentlich von der Qualität seiner Beschäftigten. Um diese Bedürfnisse künftig besser kommunizieren zu können, um eine Plattform für wechselseitige konstruktive Anregungen zu schaffen und um die Herausforderung einer breiten Bildungsreform hin zu einer modernen Leistungsschule gemeinsam zu meistern, wird ein Beirat eingerichtet, an dem der Stadtschulrat sowie die Interessensvertretungen der Wirtschafts- und ArbeitnehmerInnenseite als Partner beteiligt werden.

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