Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 03.12.2010:
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Brandsteidl eröffnete Glöckel-Ausstellung "Aufbruch in eine neue Zeit"

Brandsteidl eröffnete Glöckel-Ausstellung "Aufbruch in eine neue Zeit"

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Stadtschulrat beging 75. Todestag des Schulreformers Otto Glöckel


Gestern, Donnerstag, wurde in den Festsälen des Stadtschulrats für Wien aus Anlass des heuer 75. Todestags des ersten Wiener Stadtschulratspräsidenten, Otto Glöckel, eine große Ausstellung unter dem Titel "Aufbruch in eine neue Zeit" eröffnet. "Die Arbeit von Otto Glöckel in der Stadt Wien während der Zwischenkriegszeit war in vieler Hinsicht richtungsweisend. Unter schwierigsten Verhältnissen wurden in den Wiener Schulen Fortschritte erzielt und pädagogische Initiativen gesetzt, die weltweite Beachtung fanden. Otto Glöckel war ein Visionär, dem das Schicksal der Mitbürger ein großes Anliegen war. Weder Not noch Wirtschaftskrise konnten ihn davon abhalten, seine Ideen mit Nachhaltigkeit zu verwirklichen. Im Rahmen dieser Ausstellung erinnern wir an das Leben und Wirken Glöckels. Mehr als das: Mit dieser Glöckel-Ausstellung möchten wir nicht allein die Bildungsreformen der Vergangenheit ehren, sondern zugleich mutig in die Zukunft blicken", stellte Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin, Susanne Brandsteidl, fest.

Notizen zum Leben Otto Glöckels: Otto Glöckel wurde 1874 geboren. Nach Absolvierung der Lehrerbildungsanstalt wurde er 1892 als "provisorischer Unterlehrer" in Wien angestellt. Er erkannte früh die Reformbedürftigkeit des Schulwesens der Monarchie. Gemeinsam mit Gleichgesinnten organisierte er die "Wiener Unterlehrerbewegung", gründete die "Freie Lehrerstimme" und erstellte ein Programm zur Erneuerung des Schulwesens. 1905 wurde er deshalb aus dem Schuldienst entlassen. Bald danach wurde Glöckel Abgeordneter im Parlament und Österreichs führender Schulpolitiker. Mit der Gründung der demokratischen Republik 1918 ergab sich die Möglichkeit einer Umgestaltung des Schulwesens. 1919/20 übernahm Otto Glöckel als "Unterstaatssekretär" die Leitung des österreichischen Schulwesens; von 1922 bis 1934 war er als Präsident des neugegründeten Stadtschulrats für Wien Leiter des Wiener Schulwesens. In dieser Zeit gelang es ihm und seinen Mitarbeitern, das Schulwesen in Richtung eines sozial gerechten Systems mit demokratischer Bildung und einem kindgerechten Unterricht umzuformen. Nach der Machtergreifung des Austrofaschismus im Februar 1934 wurde Otto Glöckel an seinem Schreibtisch im Stadtschulrat verhaftet und inhaftiert - sein pädagogisches Werk wurde innerhalb kürzester Zeit autoritär wieder rückgängig gemacht. Bald darauf, 1935, ist Otto Glöckel verstorben.

Brandsteidl: "Die Wiener Schulpolitik war und ist sich der besonderen Herausforderungen einer metropolitanen Gesellschaft an Bildung bewusst. Und so lässt sich seit Glöckels Zeiten bis heute mit Fug und Recht behaupten: Wien macht Schule! Der Wiener Stadtschulrat hat sich in seiner Geschichte niemals nur als Verwaltungsbehörde gesehen, sondern seine Tätigkeit immer als Auftrag zu Reformen im Interesse von Schülern und Eltern sowie im Geiste einer zeitgemäßen Pädagogik verstanden." Als Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart nannte sie die Glöckelsche Schulreform, den massiven Schulneubau, die Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen, ein ausgeklügeltes Fördersystem, in den vergangenen Jahrzehnten auch den massiven Beitrag zur schulischen Integration von Kindern nicht-deutscher Muttersprache und die Entwicklung eines flächendeckenden Angebots an ganztägigen Schulformen.

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