Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 18.03.2010:
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"Leidenschaftlich in allen Facetten": Wien ehrt Ioan Holender

"Leidenschaftlich in allen Facetten": Wien ehrt Ioan Holender

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Wien (RK). Großer Medienrummel, eine illustre Gästeschar, die Wiener Philharmoniker ("Staatsopernorchester") steuerten die Musik bei: Wenn eine Wiener Institution wie Staatsoperndirektor Ioan Holender nach 19 Jahren Wirken das Haus am Ring mit August verlassen wird, nimmt es nicht wunder, wenn der ...

Wien (RK). Großer Medienrummel, eine illustre Gästeschar, die Wiener Philharmoniker ("Staatsopernorchester") steuerten die Musik bei: Wenn eine Wiener Institution wie Staatsoperndirektor Ioan Holender nach 19 Jahren Wirken das Haus am Ring mit August verlassen wird, nimmt es nicht wunder, wenn der Stadtsenatssitzungssaal im Wiener Rathaus am Donnerstag Vormittag voll war. Der Grund: Holender wurde mit der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold, einer der höchsten Auszeichnungen, geehrt. Neben Bürgermeister Dr. Michael Häupl waren unter anderem auch die rumänische Botschafterin, die ehemaligen Wiener Stadträte Sepp Rieder und Peter Marboe, Ex-Minister Rudolf Streicher, Bundestheater-Chef Georg Springer, Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad, "Udo Proksch"-Regisseur Robert Dornhelm, Stardirigent Franz Welser-Möst (ab Herbst Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper), wie auch Holenders Nachfolger Staatsoperndirektor Dominique Meyer (ebenfalls ab Herbst) anwesend.****

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny betonte, dass es viele gute Gründe gebe, Holender zu ehren. Die internationale Reputation der Wiener Oper gehöre ebenso dazu, wie auch die hohe Qualität der Aufführungen und die hohe Akzeptanz beim Publikum. Darüber hinaus besitze Holender, der mit 24 Jahren mit "leichtem Gepäck, aber großer Leidenschaft" nach Wien kam, aber auch das "gewisse Mehr": Seine Meinung werde weithin gehört, sein Kommentar ernst genommen. Auch wenn beide, Pokorny und Holender, bei der Neupositionierung des Theaters an der Wien als drittes Opernhaus unterschiedliche Wege gegangen seien, "beim Ziel sei man immer einer Meinung gewesen." Weiters erinnerte Pokorny auch an Holenders Engagement bei den "nur scheinbar kleinen Dingen", wie etwa bei der Gründung der Kinderopern-Schiene auf dem Dach der Staatsoper.

Nikolaus (Klaus) Bachler, ehemaliger Burgtheaterdirektor und seit 2009 Chef der bayrischen Staatsoper, betonte in seiner von "Medea"-Zitaten umrahmten Laudatio - Anfang März feierte Aribert Reimanns gleichnamige Oper eine vielumjubelte Premiere in der Staatsoper - vor allem die "Leidenschaft" des Geehrten. "Bevor man ihn sieht, hört man ihn" sei nicht nur ein geflügeltes Wort in der Oper für Holender gewesen, seine in allen Facetten auftretende Intensität mache ihn auch zu einem markanten Vertreter des 20. Jahrhunderts mit all` seinen Verwerfungen und Fortschritten. Bachler, den eine Freundschaft mit Holender verbindet, schloss seine Rede mit dem abgewandelten Medea-Zitat: "Die Nacht ist aus, allein der Traum noch nicht."

Holender erinnerte in seiner frei gehaltenen Dankesrede an seinen Vorgänger Eberhard Waechter. "Ohne ihn wäre ich nicht dort, wo ich bin." Fast zwanzig Jahre ein Haus mit etwa 1000 Personen zu führen, sei nicht immer leicht gewesen. Vor allem zu Beginn habe er Mailath-Pokorny, damals noch Berater und Mitarbeiter der Regierung Vranitzky, als Gesprächspartner bei vielen heiklen Punkten kennen und schätzen gelernt. Sein eigenes Agieren, so Holender selbstsicher, habe dazu geführt, dass "heute das Haus am Ring nicht nur in künstlerischen, sondern auch in humanistischen Belangen gut dastehe." Sein Weggang von der ersten Position - im August läuft Holenders Vertrag aus - bedeute nicht, dass man ihn nicht mehr hören werde. Nichtsdestoweniger verspüre er aber auch viele neue Freiheiten, die er als Operndirektor nicht erfahren konnte.

Daten zu Ioan Holender

Ioan Holender wurde am 18. Juli 1935 in Timisoara in Rumänien geboren. Nach der Matura studierte er Maschinenbau an der Technischen Hochschule seiner Heimatstadt, wurde aber 1956 wegen der Teilnahme an den Studentenbewegungen exmatrikuliert. Hierauf arbeitete er als Tennistrainer und Regieassistent. 1959 verließ er Rumänien und kam als Flüchtling nach Österreich. Am Konservatorium der Stadt Wien studierte er Gesang und schloss 1962 mit der Reifeprüfung ab. Bis 1966 war er als Konzert- und Opernsänger, unter anderem am Stadttheater Klagenfurt, unter dem Künstlernamen Ioan Holi-Holender tätig.

Im selben Jahr trat Holender als Mitarbeiter in die Theateragentur Starka ein, die er 1973 übernahm und als Opernagentur Holender zu einer der bedeutendsten Künstlervermittlungen machte. 1991 leitete er gemeinsam mit Eberhard Waechter die Wiener Staats- und Volksoper. Nach dem unerwarteten Tod Waechters wurde er mit 1. April 1992 zum Direktor beider Häuser bestellt. 1996 legte er die Direktion der Volksoper zurück und ist seither ausschließlich Direktor der Wiener Staatsoper. Sein Vertrag wurde bereits viermal verlängert und läuft bis zum 31. August 2010. Damit ist er der am längsten dienende Direktor des Hauses. Holender ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, unter anderem wurde er 1985 mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien geehrt, 1998 folgte das Wiener Goldene Ehrenzeichen. Der "Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres" (1999) und Ehrenmitglied der Wiener Staats- und Volksoper ist weiters Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich, wie er auch Träger des höchsten Ordens Rumäniens, dem "Stern am Bande" ist.

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(Schluss) hch

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(RK vom 18.03.2010)