Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 17.11.2009:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

9. Abfallkongress: Ähnliche Sauberkeits-Strategien bei Städten

Wien (RK). Didier Bely, oberster Müllfachmann der Kommune Paris, zeigte sich Dienstag Vormittag von den populären Wiener Hunde-Steckern in den Grünanlagen begeistert. Man werde diese Idee auch für Frankreichs Hauptstadt prüfen, da auch Paris, so wie eigentlich alle Städte mit vielen Hundebesitzern, mit dem Problem ...

Wien (RK). Didier Bely, oberster Müllfachmann der Kommune Paris, zeigte sich Dienstag Vormittag von den populären Wiener Hunde-Steckern in den Grünanlagen begeistert. Man werde diese Idee auch für Frankreichs Hauptstadt prüfen, da auch Paris, so wie eigentlich alle Städte mit vielen Hundebesitzern, mit dem Problem der tierischen Hinterlassenschaften zu kämpfen haben. Der 9. Internationale Abfallwirtschaftskongress, der noch bis morgen, Mittwoch, in Wien stattfindet, widmete sich in einem Städtevergleich dem Thema "Sanktionen und Kontrolle". Neben Wien stellten Paris, Dublin und Frankfurt am Main ihre jeweiligen Strategien vor.****

Dublin könnte eigentlich auch Europas Singapur heißen: 150 Euro verlangt man dort als Mindestorganstrafe, völlig gleich was man gerade auf den Boden geworfen hat. Ob Kaugummi oder Zigarettenstummel, laut Abfall-Expertin Bernie Lilli nimmt die 500.000-Einwohner-Stadt Verstöße gegen die öffentliche Sauberkeit sehr ernst. Rund 5,6 Millionen Touristen verzeichne die Hauptstadt Irlands: Auch dies sei ein Grund, warum die Kommune in ihren fünf Verwaltungsbezirken hart durchgreife. Die Höchststrafe beläuft sich auf beachtliche 7500 Euro. Vergangenes Jahr wurden 80 Vergehen zur Anzeige gebracht.

Frankfurt, das bereits vor acht Jahren eine eigene Stabstelle ("Sauberes Frankfurt") eingerichtet hat, personifiziert das Thema mit der Person Peter Postlebs, Chef besagter Stelle, die heute über ein Budget von 1,5 Millionen Euro verfügt. Mithilfe eines Mixes von privaten Überwachungsdiensten, Ordnungsdienern - hierbei handelt es sich um geschulte Hartz IV-Empfänger - eigenem Personal und Stadtpolizei gehe man gegen die Abfallsünder vor. Dass auch der situierte Mittelstand mitunter seinen Müll in den Büschen entsorgt, zeigte Postleb anhand eines Videos, welches von privaten Sicherheitsleuten gedreht wurde. Nicht gemeldete Sperrmüllhaufen auf den Straßen werden in der Banken-Metropole mit einer "Illegal"-Banderole beklebt - "Damit die Leute wissen, dass wir nicht schlampig sind und darauf vergessen haben". Für Graffiti wurde eine eigene Truppe bei der Polizei aufgestellt. Ganz gute Erfahrungen habe man auch mit Ehrenamtlichen gemacht, die als Parkwächter mithelfen, so Postleb. In Frankfurt sind die Organmandate, zumindest im Vergleich zu Dublin, moderat, wenn auch nicht billig: 25 Euro zahlt man in der Buchmesse-Stadt für weggeworfene Zigarettenstummel, 35 Euro für auf die Straße geworfene Kaugummis, 75 Euro für das "Hundstrümmerl."

Grundtenor der verschiedenen Städte-Berichte war, dass Strafen und Präsenz, kombiniert mit einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit, von Seiten der Bevölkerung gut aufgenommen werden. Teilweise gibt es auch besondere Problemstellungen: In Paris etwa ist das öffentliche Urinieren auf dem besten Weg, zu einem ernsthaften Problem zu werden. Laut einer aktuellen Auswertung waren bereits 15 Prozent aller Verstöße auf das "Wasser lassen" im öffentlichen Raum zurückzuführen. Noch mehr Kopfzerbrechen bereiten den Verantwortlichen achtlos weggeworfene Zigarettenstummel. Vor allem dort, wo das Rauchverbot rigide durchgesetzt worden ist, hätten sich vor Lokalen richtige "Zigarettenteppiche" (Bely, Paris) gebildet.

Die Wiener Situation schilderte den rund 340 Kongress- Teilnehmern Martina Ableidinger von der MA 48. Vor zwei Jahren habe man mit der international bekannt gewordenen "Hundstrümmerl"- Kampagne begonnen, zeitgleich habe man mittels des 3-Säulen- Programms "Bewussteinsbildung", "Optimierung bei der MA 48" und "Kontrolle/Sanktionen" einen neuen Weg für eine weiterhin saubere Stadt eingeschlagen. Neue Kehrübereinkünfte mit der MA 42 (Wiener Gärten) nach dem Prinzip "Kante zu Kante", ebenfalls neue und auffälligere Papierkörbe, Abdämpfmöglichkeiten für Zigaretten ("Aschenrohre"), ein Roundtable mit den Wiener Linien, den ÖBB und anderen Stellen, aber auch die Einführung der "Waste Watchers" seit Februar 2008 hätten bislang gute Erfolge gezeigt. Die Wienerinnen und Wiener würden die gesetzten Maßnahmen befürworten.

Der 9. Internationale Abfallwirtschaftskongress im Congress Center wurde gestern, Montag, von Umweltstadträtin Ulli Sima eröffnet. Über 340 TeilnehmerInnen aus 25 Ländern nutzen noch bis morgen, Mittwoch, die Veranstaltung als internationale Kommunikations- und Diskussionsplattform zu zentralen Themen der Abfallwirtschaft und der Stadtreinigung. Die Vortragenden dieses Jahr kommen aus den verschiedensten Teilen Europas, aber auch aus China und New York. Auch der Präsident der ISWA International Atilio Savino aus Argentinien nimmt am Kongress teil. Die ISWA International hat seit Anfang des Jahres ihren Sitz für 10 Jahre von Kopenhagen nach Wien verlagert, wodurch Wien als Drehscheibe der Kontakte dieser weltweiten Organisation im Abfallwirtschaftsbereich mutierte. Ein wesentlicher Bereich des Kongresses sind Diskussionen zur kommunalen Daseinsvorsorge als Garant der Entsorgungssicherheit.

  • Infos auch unter: www.abfallwirtschaftskongress.at

(Schluss) hch

Rückfragehinweis für Medien:

  • Mag. Hans-Christian Heintschel
    Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien (MA 53)
    Telefon: 01 4000-81082
    Mobil: 0676 8118 81082
    E-Mail: hc.heintschel@wien.gv.at

(RK vom 17.11.2009)