Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 27.10.2009:
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Häupl/Mailath: Wien bekommt Helmut-Zilk-Platz

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Wien (RK). Wien bekommt einen Helmut-Zilk-Platz: Die Fläche zwischen Augustinerstraße, Albertinaplatz, Tegetthoffstraße und Führichgasse in der Inneren Stadt wird nach dem, vor einem Jahr verstorbenen, Altbürgermeister benannt.**** "Dieser Platz veranschaulicht, wie Helmut Zilk die Stadt geprägt und beeinflusst hat ...

Wien (RK). Wien bekommt einen Helmut-Zilk-Platz: Die Fläche zwischen Augustinerstraße, Albertinaplatz, Tegetthoffstraße und Führichgasse in der Inneren Stadt wird nach dem, vor einem Jahr verstorbenen, Altbürgermeister benannt.****

"Dieser Platz veranschaulicht, wie Helmut Zilk die Stadt geprägt und beeinflusst hat. Die bewegte Geschichte des Platzes ist durch das Hrdlicka-Mahnmal, dessen Entstehung neben dem Künstler auch maßgeblich ihm zu verdanken ist, allgegenwärtig. Darüber hinaus beherbergt er Kultureinrichtungen, wie die Albertina und das Filmmuseum sowie den Tirolerhof und das Cafe Mozart", betonte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Rahmen des Bürgermeister-Mediengesprächs am Dienstag.

Zur Geschichte des Platzes

Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich hier der Philipphof, ein Gründerzeithaus, das 1883/84 nach Plänen von Carl König errichtet wurde. Am 12. März 1945 kam es zum schwersten Luftangriff auf Wien während des Zweiten Weltkrieges, wobei nahezu ausschließlich das historische Stadtzentrum bombardiert wurde. Hierbei wurde das Areal um den Albertinaplatz nahezu komplett zerstört. Der Philipphof und sein Luftschutzkeller stürzten ein und begruben vermutlich 300 Menschen unter sich. Die genaue Opferzahl ist unbekannt, da nicht alle Toten geborgen werden konnten.

Der Platz wurde planiert; anstelle des Philipphofs wurde eine Grünfläche angelegt, von der 1988 ein Teil für das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus abgetrennt wurde. Es soll im Zentrum der Stadt der Opfer von Krieg und Holocaust gedenken und gleichzeitig an ein "Niemals wieder" gemahnen.

Entstehung des Mahnmals

Am 24. November 1988 wurde das noch unvollendete Mahnmal mit einer Gedenkveranstaltung, zu der mehr als tausend Menschen kamen, feierlich enthüllt. Die Zeithistorikerin Erika Weinzierl hielt in Anwesenheit zahlreicher Politiker und hochrangiger Vertreter der Religionsgemeinschaften die Ansprache. Dieser Enthüllung ging jedoch eine heftige öffentliche Diskussion voraus. Der Konflikt entzündete sich im wesentlichen an der Standortfrage: Während die einen, allen voran die Wiener ÖVP, den Morzinplatz bevorzugten, sprach sich die Wiener Stadtregierung - unter Verweis auf den historischen Bezug und den einstimmig gefassten Beschluss von 1983 - im Wiener Gemeinderat für den Standort vor der Albertina aus. Die Debatte wurde auch im Lichte des Gedenkjahres 1988 - man gedachte der Ereignisse von 1938 - von Parteien, Medien und Öffentlichkeit sehr breit geführt. Es war schließlich Helmut Zilk, der in seiner damaligen Funktion als Wiener Bürgermeister die Diskussion mit einer dezidierten Entscheidung zugunsten des Albertinaplatzes beendete. Das fertig gestellte Mahnmal wurde am 21. Juni 1991 der Öffentlichkeit übergeben.

Mahnmal gegen Krieg und Faschismus

Das "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" besteht aus mehreren Teilen:

"Der straßenwaschende Jude" erinnert an die Entwürdigung und Erniedrigung, die der gnadenlosen Verfolgung und Ermordung vorangingen.

"Orpheus betritt den Hades", eine in einem Marmorblock aufgehende Männergestalt, ist Mahnmal für die Bombenopfer und den Opfertod jener, die dem Nationalsozialismus unter Einsatz ihres Lebens widerstanden haben.

Auf dem "Stein der Republik" sind Auszüge aus der damals formulierten Regierungserklärung sowie die Namen jener Männer verewigt, die sie unterschrieben haben.

Das "Tor der Gewalt" - Die Skulptur zur Linken ("Hinterlands- Front") soll an die Opfer des Massenmordes erinnern, der in den Lagern und Gefängnissen von den Nationalsozialisten verübt wurde, ebenso an die Opfer des Widerstandes und der Verfolgung aus Gründen nationaler, religiöser und ethnischer Zugehörigkeit, geistiger und körperlicher Behinderung und sexueller Orientierung. Die Figurengruppe der rechten Torsäule ("Heldentod") ist dem Gedenken an alle Opfer des Krieges gewidmet.

Helmut Zilk - Stationen seines Lebens

Helmut Zilk wurde am 9. Juni 1927 in Favoriten geboren. Nach einer Karriere als Volks- und Hauptschullehrer wechselte Zilk 1955 zum Rundfunk. Dort baute er unter anderem das Schulfernsehprogramm auf, arbeitete als Ombudsmann und wurde mit den "Stadtgesprächen" und "In eigener Sache" einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Von 1967 bis 1974 war er Programmdirektor des ORF.

Der damalige Wiener Bürgermeister Leopold Gratz machte ihn 1979 zum Kulturstadtrat. Fred Sinowatz berief Zilk schließlich 1983 als seinen Nachfolger ins Unterrichtsministerium, allerdings kehrte der rührige SPÖ-Politiker bereits ein Jahr später als Bürgermeister ins Rathaus zurück. In den folgenden zehn Jahren seiner Amtszeit widmete sich Zilk besonders dem Stadtbild. Bei seiner ersten Kommunalwahl 1987 wurde diese Politik mit einer absoluten Mehrheit von fast 55 Prozent für die SPÖ belohnt. Im Dezember 1993 stand Zilk als Opfer der ersten Briefbombenserie im Rampenlicht der Öffentlichkeit, wobei seine linke Hand schwer verstümmelt wurde.

Am 24. Oktober 2008 starb Helmut Zilk an Herzversagen. Seit 1978 war der beliebte SPÖ-Politiker und Ehrenbürger der Stadt Wien mit Operetten- und Musicalstar Dagmar Koller in dritter Ehe verheiratet.

Info - Plan erhältlich unter rk-Fotoservice: (Schluss) rar

Rückfragehinweis für Medien:

  • Dr. Renate Rapf
    Mediensprecherin StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny
    Telefon: 01 4000-81175
    E-Mail: renate.rapf@wien.gv.at

(RK vom 27.10.2009)