Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 14.10.2009:
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Strudlhofstiege in Wien ist wieder wie neu

Strudlhofstiege in Wien ist wieder wie neu

Copyright: MA 29 / Wurscher

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Wien (RK). Heute erfolgte das offizielle Bauende für die rund einjährige Instandsetzung der Strudlhofstiege. Die feierliche Wiedereröffnung wurde im Beisein von Planungsstadtrat Rudi Schicker und Bezirksvorsteherin Martina Malyar begangen. Der Grundsatz der Instandsetzung lautete: Altes Aussehen - moderne Technik, ...

Wien (RK). Heute erfolgte das offizielle Bauende für die rund einjährige Instandsetzung der Strudlhofstiege. Die feierliche Wiedereröffnung wurde im Beisein von Planungsstadtrat Rudi Schicker und Bezirksvorsteherin Martina Malyar begangen. Der Grundsatz der Instandsetzung lautete: Altes Aussehen - moderne Technik, der von der MA 29 - Brückenbau und Grundbau voll umgesetzt wurde.

"In Wien zu Fuß unterwegs zu sein zahlt sich aus, den oft kann man die schönsten Winkel der Stadt nur so erkunden. Erst wenn man die nun restaurierte Stiegenanlage im Alsergrund zwischen Strudlhofgasse und Liechtensteinstraße als FußgängerIn hinunter flaniert und sich auf die literarischen Spuren von Heimito von Doderer begibt, kann man in aller Ruhe dieses bedeutende Jugendstil-Bauwerk begutachten. Die Erneuerung dieser Stiegenanlage ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sorgsam Wien mit historischer und auch kulturell bedeutender Bausubstanz umgeht," betont Stadtrat Schicker anlässlich der Wiedereröffnung.

Ein wesentlicher Grundsatz war, dass während der Bauzeit die Stiege auch mittels provisorischer Stiegenlösungen immer begehbar blieb. Die Mobilität der Benutzer wurde durch die Bauarbeiten nicht behindert, die wichtige Verbindung zwischen Währinger Straße und Liechtensteinstraße war über eine Holzkonstruktion immer verfügbar. Erneuert wurden vor allem der Stein- und Metallbestand inklusive der Kandelaber. Die Anlagen der beiden Brunnen wurde ebenso neu hergestellt. Herausragend ist dabei die Rekonstruierung der Brunnenanlage im oberen Bereich. Die nicht historische Fliesenverkleidung wurde neu gestaltet, in langer Recherche konnte das historische Vorbild für den Fischkopf, der als Wasserspeier fungiert, gefunden werden. In Anlehnung an die ursprüngliche Gestaltung wurde das Relief aus Donaukies in Handarbeit nachgebildet. Die Gehwege aus Asphalt wurden durch eine Betondecke mit rutschsicherer Waschbetonoberfläche ausgetauscht, die sich an der historischen Bausubstanz orientiert.

Aus den Mitteln des Altstadterhaltungsfonds wurden für die Arbeiten über 107.000.- Euro zur Verfügung gestellt. Die Gesamtbaukosten betrugen rund 1,5 Millionen Euro.

Zur Instandsetzung des Bauwerks

Die Strudlhofstiege ist nicht nur ein literarisches, sondern auch ein bauliches Juwel im Alsergrund. Umso wichtiger war der behutsame Umgang mit der Bausubstanz und den einzelnen Materialien bei der Sanierung, die von der MA 29 - Brückenbau und Grundbau durchgeführt wurde. Dass hier nur Spezialisten ans Werk dürfen ist natürlich klar. In diesem Fall sind es aber vorwiegend Spezialistinnen, die mit viel Lieb und künstlerischem Überblick die einzelnen Materialien zu neuem Glanz bringen.

Vor allem die Steinarbeiten und die Metallkonservierung wurden durch zwei diplomierte Metallkünstlerinnen und eine Steinrestauratorin betreut. Erfahrung konnten sie schon bei vielen historischen Objekten sammeln, die ihnen bei der Instandsetzung der Strudlhofstiege zu Gute kommen. Ihre Tätigkeit war über die gesamte Bauzeit nötig, da dieses Bauwerk in mehreren Abschnitten erneuert wurde. Die größte Herausforderung an die Restauratorinnen war, das alte Aussehen der Stiege mit modernen Mitteln und Materialien zu erhalten. Neben der aufwendigen Arbeit vor Ort gehörte natürlich auch eine intensive Grundlagenforschung an den einzelnen Werkstoffen und in den diversen Archiven dazu.

Zum historischen Bauwerk

Die Stiege ist aus Mannersdorfer Kalkstein erbaut. Die Anlage wird von einem zweigeteilten Beckenwandbrunnen geschmückt. Am unteren Ansatz führen zwei geschwungene Stiegenläufe zum oberen Becken. Dieses wird von einer Kopfmaske als Wasserspeier an der Stiegenwand geschmückt. Auf dem ersten Treppenabsatz befindet sich eine mosaikverkleidete Nische mit einem Fischmaul als Wasserspeier. Mittels dreier Rampen wird der Höhenunterschied von rund 11 Metern zwischen der Strudlhofgasse und der Bolzmanngasse überwunden.

Der Namensgeber Peter von Strudel

Die Strudlhofstiege erinnert an den Hof- und Kammermaler Peter von Strudel. Er wurde um 1660 in Cles (Trentino, Italien) geboren und starb am 4. Oktober 1714 in Wien. Er errichtete 1690 den Strudelhof und wurde später zum Direktor der Kunstakademie gewählt. Sein Werk als Bildhauer und Maler bildet in Österreich den Übergang zum Hochbarock. Wie es sich für Wien so gehört, ging im Laufe der Jahre ob der akustischen Vereinfachung das "e" im Namen von Strudel verloren. Heute lautet daher die veritable Frage - Strudel oder Strudl, die unbeantwortet bleiben muss.

Die Strudlhofstiege im 9. Bezirk verbindet die tieferliegenden Bezirksteile über Strudlhofgasse und Liechtensteinstraße mit den höherliegenden Teilen bei der Bolzmanngasse und Währinger Straße. Erbaut wurde sie nach einem Entwurf von Johann Theodor Jaeger, der als Brückenbautechniker in der damaligen Stadtbaudirektion seinen Dienst versah. Am 29. November 1910 wurde die Stiege zur Benützung freigegeben.

Technische Daten der Stiegenanlage:

Breiten der Rampen und Stiegen ca. 2,50 m, Stufenanzahl 58 Stk. Höhenunterschied ca. 11 Meter.

rk-Fotoservice:

(Schluss) wur

Rückfragehinweis für Medien:

  • Ing. Kurt Wurscher
    Brückenbau und Grundbau (MA 29), Öffentlichkeitsarbeit
    Telefon: 01 4000-96945
    Mobil: 0676 8118 96945
    E-Mail: kurt.wurscher@wien.gv.at
    www.bruecken.wien.at

(RK vom 14.10.2009)