Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.09.2009:
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Nein zur Desinfektion im Haushalt

Nein zur Desinfektion im Haushalt

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Wien (RK). Mit Slogans wie "Die Sicherheit hygienischer Sauberkeit", "Beseitigt Bakterien", suggeriert die Werbung für desinfizierende Wasch- und Reinigungsmittel in Haushalten, dass Hygiene und Sauberkeit gleichzusetzen sind mit der Vernichtung von Keimen und Bakterien. Ein so propagierter Reinlichkeitswahn schießt ...

Wien (RK). Mit Slogans wie "Die Sicherheit hygienischer Sauberkeit", "Beseitigt Bakterien", suggeriert die Werbung für desinfizierende Wasch- und Reinigungsmittel in Haushalten, dass Hygiene und Sauberkeit gleichzusetzen sind mit der Vernichtung von Keimen und Bakterien. Ein so propagierter Reinlichkeitswahn schießt weit über das Ziel hinaus und bewirkt oft das genaue Gegenteil von dem, was den Alltagsbedürfnissen der Menschen entspricht - er kann sogar krank machen und gefährdet nicht nur die Gesundheit der Kinder, sondern auch unsere Umwelt. "Sauberkeit und Hygiene im Alltag brauchen keine harte Chemie," meint dazu Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima.****

Und gibt gleich Tipps für die richtige Hygiene: "Der Einsatz umweltschonender Reinigungsmittel, regelmäßiges Händewaschen und Lüften schützen ihre Gesundheit im Alltag am wirkungsvollsten. Der Verzicht auf desinfizierende Reinigungs- und Waschmittel senkt Ihr Risiko, an Allergien zu erkranken und leistet einen Beitrag zum Erhalt unserer guten Wiener Wasserqualität." Alles Nähere zu diesem brisanten Thema - wie auch weitere nützliche Tipps zu Hygiene und zu Begriffen, auf die beim Einkauf zu achten ist - ist in dem kostenlosen Folder von "ÖkoKauf Wien", dem Klimaschutzprogramm für den ökologischen Einkauf der Stadt Wien, nachzulesen. Der Inhalt wurde von führenden Fachleuten aus den Gebieten Umwelt- und Krankenhaushygiene, Medizin, Umweltschutz, Mikrobiologie und Konsumentenschutz erstellt. Den Folder "Nein zur Desinfektion im Haushalt" gibt es zum Herunterladen oder zum Bestellen im Internet unter www.oekokauf.wien.at.

Von Bakterien geht nicht die Gefahr aus, die in der Putzmittel-Werbung immer wieder beschworen wird. Fast alle der im menschlichen Körper lebenden 10.000 Milliarden Bakterien sind für Gesundheit und Existenz notwendig, z.B. für die Verdauung. Auch viele unserer Nahrungsmittel enthalten gesundheitsfördernde Bakterien und/oder Pilze (z.B. Joghurt, Käse). Desinfektionsmittel töten aber alle Bakterien, egal, ob sie für den Menschen nützlich oder schädlich sind. Viele der Wirkstoffe in den Desinfektionsmitteln sind für die menschliche Haut giftig und gefährlich. Sie belasten die Raumluft und fördern die Entwicklung von Allergien. Daher gehören Desinfektionsmittel ausschließlich dorthin, wo sie bei sachgerechten Umgang nützlich sind, wie z.B. in den Operationssaal, wo Bakterien und Keime tatsächlich gefährlich sind. Verwendet man desinfizierende Wasch- und Reinigungsmittel dagegen in Haushalten, so droht zusätzlich die Gefahr, dass Krankheitskeime widerstandsfähiger gegen diese Mittel werden.

Desinfektionsmittel belasten auch die Umwelt. Gelangen desinfizierende Wasch- und Reinigungsmittel ins Abwasser, kann das die Reinigungsleistung von Kläranlagen verringern. Wenn sie in Flüsse und Seen gelangen, bedrohen sie Fische und viele andere Wasserlebewesen. Daher müssen nicht verbrauchte Reste als Problemstoffe gesammelt und entsorgt werden.

Die Stadt Wien nimmt das Thema Desinfektion sehr ernst. Im Programm "Ökokauf Wien" setzen sich in der Arbeitsgruppe "Desinfektion" ExpertInnen von Fachgremien mit der ökologischen Bewertung von Wasch-, Reinigungs- und Desinfektionsmittel auseinander. Durch diese Arbeit soll der Einsatz von Desinfektionsmittel im öffentlichen Bereich auf das unbedingt notwendige Maß reduziert werden, um die Gesundheit der AnwenderInnen von Desinfektionsmittel und die Umwelt vor unnötigen Risiken zu schützen.

Die Stadt Wien kauft jährlich Produkte, Waren und Leistungen im Wert von fünf Milliarden Euro. 1998 wurde zur stärkeren Orientierung dieses Einkaufs ("Beschaffung") an ökologischen Gesichtspunkten beim Magistrat der Stadt Wien und seinen Unternehmen das Programm "ÖkoKauf Wien" ins Leben gerufen. Es leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutzprogramm "KliP Wien".

Für eine breite Palette von zu kaufenden Waren und Dienstleistungen, erarbeiten in derzeit 22 Arbeitsgruppen rund 250 ExpertInnen ökologische Kriterienkataloge. Diese sind - europaweit einmalig - durch einen Erlass des Magistratsdirektors verbindliche Grundlage für das Vergabewesen der Stadt Wien und sind allen InteressentInnen kostenlos zugänglich.

Den Folder "Nein zur Desinfektion im Haushalt" gibt es zum Herunterladen oder zum Bestellen im Internet unter www.oekokauf.wien.at. Beratung zum Thema Desinfektion erhalten Sie bei Bedarf bei der Wiener Umweltanwaltschaft (Tel.: 379 79/ 88 994) und bei "die umweltberatung" (Tel. 803 32 32).

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(Schluss) ma

Rückfragehinweis für Medien:

(RK vom 04.09.2009)