Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 26.08.2009:
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StR. Ludwig: Alsergrunder Gemeindebau wird zu Leon-Askin-Hof

StR. Ludwig: Alsergrunder Gemeindebau wird zu Leon-Askin-Hof

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Wien (RK). "Die Benennung der Wiener Gemeindebauten ist ein Zeichen für die tiefe Wertschätzung und eine Ehrung für herausragende Persönlichkeiten, die sich um die Stadt Wien verdient gemacht haben. Daher gibt es für die Benennung strenge Kriterien, die erfüllt werden müssen. Mit der Benennung der Wohnhausanlage in ...

Wien (RK). "Die Benennung der Wiener Gemeindebauten ist ein Zeichen für die tiefe Wertschätzung und eine Ehrung für herausragende Persönlichkeiten, die sich um die Stadt Wien verdient gemacht haben. Daher gibt es für die Benennung strenge Kriterien, die erfüllt werden müssen. Mit der Benennung der Wohnhausanlage in der Sechsschimmelgasse 19 in Leon-Askin-Hof ehren wir einen Mann, der sich als Schauspieler und Regisseur, aber auch als Produzent und Drehbuchautor einen internationalen Ruf erworben hat", erklärte Wohnbaustadtrat Vizebürgermeister Dr. Michael Ludwig heute, Mittwoch, gemeinsam mit Bezirksvorsteherin Martina Malyar anlässlich der feierlichen Umbenennung des Gemeindebaus in "Leon-Askin-Hof".****

Die Neubenennung des Gemeindebaus in der Sechsschimmelgasse erfolgt auf Initiative von Wohnbaustadtrat Ludwig. Nach positiven Stellungnahmen des Bezirks Alsergrund sowie der Magistratsabteilungen 8, 9, 21-A und der Hausverwaltung Wiener Wohnen, wurde der Antrag vom Gemeinderatsausschuss für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung beschlossen. Nach dem Beschluss beauftragte die Wiener Wohnen-Direktion das zuständige Kundendienstzentrum mit der Bestellung und Anbringung der neuen Bezeichnung an der Fassade des Gemeindebaus.

Leon Askin

Leon Askin wurde am 18. September 1907 als Leo Aschkenasy in Wien geboren und wuchs gegenüber dem nunmehrigen "Leon-Askin-Hof" in der Sechsschimmelgasse 16 in Wien-Alsergrund auf. Schon als Jugendlicher studierte er bei Hans Thimig in der "Neuen Schule für dramatischen Unterricht", das dem Theater in der Josefstadt angegliedert war. Ab 1928 war Askin in Klein- und Kleinstrollen im Theater in der Josefstadt zu sehen. Im gleichen Jahr wurde er nach Düsseldorf engagiert, wo er bis 1932 als Schauspieler und Regieassistent unter Louise Dumont und nach ihrem Tod bis 1933 als Schauspieler unter Leopold Lindtberg beschäftigt war.

1933 wurde Askin vom Theater zwangsbeurlaubt, kurz darauf auf offener Straße verhaftet und kurzfristig ins Polizeigefängnis gebracht, wo er Schikanen und Misshandlungen ausgesetzt war. Nach der Intervention durch den österreichischen Konsul wurde Askin entlassen, kurz darauf flüchtete er nach Paris, wo er das Kabarett "Künstler-Klub Paris-Wien" ins Leben rief und Schauspieler wie Lilli Palmer, Felix Bressart oder Kurt Gerron beschäftigte. 1935 kehrte Askin nach Wien zurück, wo er neben seiner Arbeit am Theater auch als Regisseur und künstlerischer Leiter des "ABC" - das schärfste antinationalsozialistische Kabarett der Zwischenkriegszeit - tätig war.

Im März 1938 flüchtete der Sohn jüdischer Eltern erneut nach Paris, knapp zwei Jahre später emigrierte Askin in die USA, wo er sich als künstlerischer Leiter und Regisseur des "Washington Civic Theatre" etablierte. 1940 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger und nannte sich ab 1943 Leon Askin. Fast zeitgleich wurden in Wien seine Eltern Samuel und Malvine Aschkenasy durch das NS-Regime zunächst in das KZ Theresienstadt, dann weiter in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet.

Askins Karriere beim Film begann 1952 mit der Darstellung eines sowjetischen Agenten in dem Spionagefilm "Assigment Paris"; 1961 spielte er unter der Regie von Billy Wilder in dem Film "One, Two, Three". Insgesamt wirkte Askin in über fünfzig Filmen mit, dabei war er Filmpartner von Hollywoodgrößen wie Elizabeth Taylor, Richard Burton oder Peter Ustinov. Nach 1958 spielte Askin auch in zahlreichen deutschen und österreichischen Filmen sowie Fernsehproduktionen wie "Schinderhannes" (1958), "Pension Schöller" (1959), oder als Mafia-Boss in "Kottan ermittelt" mit.

Daneben inszenierte und spielte Askin auch weiterhin am Theater. In Los Angeles übernahm er die Regie von Stücken von William Shakespeare, Bernard Shaw und Pavel Kohout und stand selbst in Hamburg, Berlin, Wien und Los Angeles auf der Bühne. Höhepunkt war dabei seine Othello-Darstellung in den Hamburger Kammerspielen aus dem Jahre 1957, die höchstes Lob der deutschen Theaterkritik erhielt. Zu Askins Erfolgen zählt aber auch sein Marquis de Sade in Peter Weiss' "Marat-Sade"-Spiel am Wiener Burgtheater 1968.

Leon Askin war viele Jahre Präsident der "American National Theatre Academy West" (ANTA West). 1994 kehrte Askin nach Wien zurück, wo er in dem Kabarettstück "Kleinkunst einst und jetzt", in Joshua Sobols "Alma. A Show Biz ans Ende" im Rahmen der Wiener Festwochen 1996 und als Tschang in "Das Land des Lächelns" in der Volksoper zu sehen war. Askin verstarb am 3. Juni 2005 im Alter von 97 Jahren in Wien. Er wurde in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Der Leon-Askin-Hof

Der nunmehrige Leon-Askin-Hof in der Sechsschimmelgasse 19 wurde 1925 nach den Plänen des Architekten Josef Bayer errichtet. Die Wohnhausanlage umfasst 28 Wohnungen und zwei Geschäftslokale.

rk-Fotoservice:

(Schluss) lok

Rückfragehinweis für Medien:

(RK vom 26.08.2009)