StR Ludwig: "Community Organizing" am Orasteig

Wien (RK). Der vor wenigen Wochen fertig gestellte Wohnhof Orasteig bietet nicht nur 169 individuell gestaltete Wohnungen und ein überdurchschnittliches Angebot an Gemeinschaftseinrichtungen, sondern auch die Möglichkeit der nachbarschaftlichen Selbstverwaltung. Heute, Mittwoch, lud Vizebürgermeister Wohnbaustadtrat ...

Wien (RK). Der vor wenigen Wochen fertig gestellte Wohnhof Orasteig bietet nicht nur 169 individuell gestaltete Wohnungen und ein überdurchschnittliches Angebot an Gemeinschaftseinrichtungen, sondern auch die Möglichkeit der nachbarschaftlichen Selbstverwaltung. Heute, Mittwoch, lud Vizebürgermeister Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig gemeinsam mit MieterInnen des Wohnhofs Orasteig und Dr. Robert Korab und DI Annika Schönfeld, Geschäftsführer und Community-Organizing-Expertin von raum & kommunikation, zu einer Präsentation des Pilotprojekts ein.****

Der Wohnhof Orasteig, der von den gemeinnützigen Bauträgern EGW Heimstätte und Heimat Österreich errichtet wurde, umfasst drei Bauteile, die alle unter das gemeinsame Dach der nachbarschaftlichen Selbstverwaltung gestellt werden. Schon bei der Planung des Wohnprojekts (Architektur: ppag architects; Projektsteuerung: raum & kommunikation) wurde viel Wert auf ein großzügiges Angebot an gemeinschaftlichen Einrichtungen gelegt, um der künftigen Hausgemeinschaft viel Raum für Aktivitäten zur Verfügung zu stellen. So verfügt die Anlage u.a. über einen großen Veranstaltungssaal mit Küche und Sanitärräumen, zwei Gruppenräume, eine Freitreppe zur Nutzung als Open-Air-Kino und Mieterbeete. Alle Gemeinschaftseinrichtungen werden künftig von den MieterInnen selbst verwaltet werden. D.h. die BewohnerInnen bestimmen selbst, wie die Räume genutzt werden und kümmern sich um die Organisation der Aktivitäten. Die Koordination dafür wird der Mieterbeirat übernehmen - seine Wahl ist für Ende September geplant - der auch die Drehscheibe zwischen den BewohnerInnen und Hausverwaltungen bilden wird.

"Mitbestimmungsmodelle wie die nachbarschaftliche Selbstverwaltung im Wohnhof Orasteig fördern nicht nur die Identifikation und Zufriedenheit der Mieterinnen und Mieter mit ihrer Wohnhausanlage, sondern tragen auch wesentlich zum Zusammenhalt der Hausgemeinschaften und damit auch zu einem funktionierenden sozialen Netz in der unmittelbaren Wohnumgebung bei", betonte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Community Organizing sei ein wichtiges Instrument, um demokratische Prozesse auch im unmittelbaren Alltag zu stärken. "Deshalb - und im Sinne einer gesteigerten sozialen Nachhaltigkeit - forcieren wir Partizipationsmodelle bei geförderten Wohnprojekten. Dazu zählt auch, dass wir die entsprechenden räumlichen Voraussetzungen dafür schaffen. Die Gesamtbaukosten des Wohnhofs Orasteig, der auch eine Reihe von supergeförderten Wohnungen bietet, betrugen rund 21 Mio. Euro, die Fördermittel der Stadt Wien für das Projekt rund 9,5 Mio. Euro", so Ludwig weiter.

Der Aufbau der nachbarschaftlichen Selbstverwaltung wird ca. ein Jahr lang im Rahmen eines Pilotprojekts von ExpertInnen des Büros raum & kommunikation begleitet, die dabei helfen sollen, die notwendigen Strukturen aufzubauen und die BewohnerInnen bei den notwendigen Entscheidungsfindungsprozessen zu unterstützen. "Wir haben als Basis ein Mitbestimmungsstatut erarbeitet, das eine demokratische Organisationsstruktur anbietet. Die weitere Ausstattung und die Festlegung der Nutzungsregeln liegt ganz in Händen der Bewohnerinnen und Bewohner. Somit gibt es für die Mieterschaft weitreichende Gestaltungs- und Entscheidungsräume, die es sich zu nutzen lohnt. Eine auf Begegnung und Kommunikation ausgerichtete Architektur, Kennenlernaktionen und die Begleitung beim Aufbau der Selbstverwaltungsstrukturen sind weitere Maßnahmen, mit denen das Entstehen einer aktiven Nachbarschaft unterstützt wird", erklärte die Leiterin des Pilotprojekts, DI Annika Schönfeld von raum & kommunikation.

Wohnen im Grünen - neu interpretiert

Der Wohnbau-Schwerpunkt "Wohnen im Grünen - Neue Siedlerbewegung", zu der auch das Baugebiet Orasteig gehört, zielt darauf ab, architektonisch-städtebauliche Angebote zu entwickeln, die mit den Wohnqualitäten des Einfamilienhauses mithalten können, dabei aber höhere Dichten erzielen. Im Wohnhof Orasteig wird das Thema Siedlerbewegung mit kleinteiliger Erschließung, starkem Freiraumbezug und dem Angebot von Mieterbeeten interpretiert. Darüber hinaus wird mit der Bewohnerselbstverwaltung an die Tradition der Siedlervereine angeknüpft, die über Gruppen- und Nachbarschaftshilfe zu einem intensiven Gemeinschaftsleben in den Siedlungen führte. Die Erfahrungen, die aus dem Pilot-Projekt im Wohnhof Orasteig gewonnen werden, sollen künftig in neue, geförderte Wohnbauvorhaben miteinfließen.

Mitbestimmung: Leben in aktiver Nachbarschaft

Der Wohnhof Orasteig verfügt über eine Reihe von Gemeinschaftseinrichtungen, durch die ein aktives Miteinander gefördert wird. So über einen 120m² großen Veranstaltungssaal mit einer Gemeinschaftsküche (koppelbar mit Faltwand), zwei jeweils ca. 18m² große Gruppenräume, einen weiteren Saal in der Größe von ca. 51m² und eine Sauna mit Ruheraum und Sanitäranlagen. An Allgemeinräumen stehen den MieterInnen Kinderwagen- und Fahrradabstellräume, Müllräume, Waschküchen und eine Tiefgarage zur Verfügung. Die Freiräume in der Siedlung (Gestaltung: Stefan Schmidt Landschaftsarchitektur) umfassen einen autofreien Siedlungsplatz, Mieterbeete, Sitzplätze, eine Freitreppe zur Nutzung als Open-Air-Kino, drei Kleinkinderspielplätze und einen großen Spielplatz mit Rodelhügel, Fußball- und Volleyballfeld.

Die Gemeinschaftseinrichtungen bieten viel Raum für Treffen, Veranstaltungen und Gruppenaktivitäten, die durch die nachbarschaftliche Selbstverwaltung organisiert werden sollen. In einem eigens dafür entwickelten Mitbestimmungsstatut wurde festgelegt, wie die BewohnerInnen organisiert sind und sie mit der Hausverwaltung zusammenarbeiten. Im heurigen Februar wurde ein Kennenlerntreffen organisiert und mit einer Ideensammlung begonnen, an welchen gemeinsamen Aktivitäten Interesse besteht. Als Themen wurde z.B. Siedlungsfeste, Sauna & Fitness, Küche & Kochen, gemeinsame Ausflüge und Garten & Gemüse genannt, von der Krabbelgruppe über Sommerkino bis zum gemeinsamen Musizieren reichen die Ideen. Im Laufe des Junis werden sich die Interessierten in moderierten Thementreffen zusammenfinden, um über die Zuordnung der Nutzungswünsche auf die vorhandenen Raumangebote zu diskutieren, Verantwortliche zu bestimmen, die Benutzungsregeln und die weitere Ausstattung der Räume festzulegen. Dafür ist ein zusätzliches Budget reserviert. Ende September soll ein BewohnerInnenbeirat gewählt werden, bis dahin läuft ein "Probebetrieb" der Gemeinschaftseinrichtungen. Der Anfang wurde bereits gemacht: Ein erstes Treffen des Festkomitees hat schon stattgefunden und die Mitglieder haben beschlossen, am 20. Juni ein Sommerfest in der Siedlung zu veranstalten, um auf diese Weise die NachbarInnen näher kennenzulernen.

Kosten

Am Wohnhof Orasteig sind noch einige wenige, sehr große Wohnungen (zwei davon sind supergefördert) frei. Die Eigenmittel betragen durchschnittlich 433 Euro/m², die monatliche Miete beginnt bei 6,72 Euro/m². Für supergeförderte Wohnungen betragen die Eigenmittel ca. 57 Euro/m², die monatliche Miete liegt zwischen 7,52 Euro/m² und 8,31 Euro/m². Die Gesamtbaukosten für alle Wohnbauten auf dem Orasteig machen rund 64,6 Mio. Euro aus, die Fördermittel der Stadt rund 24,1 Mio. Euro.

Weitere Wohnprojekte am Orasteig

Zurzeit werden am Orasteig zwei weitere geförderte Wohnprojekte realisiert. Der Bauträger Wien Süd (Planung: Architekt Walter Stelzhammer) errichtet dort 170 geförderte Mietwohnungen, der Bauträger Gesiba (Planung: Architektin Claudia König) 100 geförderte Mietwohnungen. Die Vergabe für das Wien Süd- Projekt (Fertigstellung voraussichtlich Herbst 2009) hat bereits begonnen, einige Wohnungen sind jedoch noch frei. Für das Wohnprojekt der Gesiba (Fertigstellung voraussichtlich Winter 2009) startet die Vergabe in Kürze. Nähere Informationen (siehe Service) gibt es beim Wohnservice Wien und bei den Bauträgern.

Service

• Wohnungen im Wohnhof Orasteig:
  EGW Heimstätte, Tel.: 01/515 67-30 bzw. 22
  E-Mail: verkauf@egw-wien.at

Infos zur nachbarschaftlichen Selbstverwaltung im Wohnhof Orasteig:

• raum & kommunikation
  DI Annika Schönfeld
  Tel.: 01/786 65 59-23
  E-Mail: schoenfeld@raum-komm.at

Infos/Anmeldungen zu den weiteren Wohnprojekten am Orasteig:

• Wohnservice Wien, Tel.: 01/24 503-100
  E-Mail: wohnberatung@wohnservice-wien.at
  Wien Süd, Tel.: 01/866 95-0, E-Mail: d.tomschizek@wiensued.at
  Gesiba, Tel.: 01/534 77-300, E-Mail: kan@gesiba.at

rk-Fotoservice:

(Schluss) da

Rückfragehinweis für Medien:

• Christiane Daxböck
  Mediensprecherin Vbgm. Dr. Michael Ludwig
  Telefon: 01 4000-81869
  E-Mail: christiane.daxboeck@wien.gv.at

(RK vom 10.06.2009)