Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 13.05.2009:
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Neue Ideen für den Brigittenauer Bahnhof

Neue Ideen für den Brigittenauer Bahnhof

Copyright: Christian Fürthner

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Wien (RK). Am rechten Donauufer gibt es drei bis vier Bereiche, die Potenzial für weitere Entwicklungen aufweisen. Einer davon ist der Bereich des Brigittenauer Frachtenbahnhofes. Eine aktuelle Studie zeigt nun die Möglichkeiten für das 3 ha große Areal stromabwärts der Nordbrücke auf. Planungsstadtrat DI Rudi ...

Wien (RK). Am rechten Donauufer gibt es drei bis vier Bereiche, die Potenzial für weitere Entwicklungen aufweisen. Einer davon ist der Bereich des Brigittenauer Frachtenbahnhofes. Eine aktuelle Studie zeigt nun die Möglichkeiten für das 3 ha große Areal stromabwärts der Nordbrücke auf. Planungsstadtrat DI Rudi Schicker und GR Mag. Christoph Chorherr präsentierten am Mittwoch wie auf die besondere Lage zwischen Donau und der Bahntrasse der Schnellbahnlinie S45 reagiert werden kann.

Planungsstadtrat Rudi Schicker hob anlässlich der Präsentation der Studie hervor: "Wir erwarten uns vom Areal des Brigittenauer Bahnhofs deutliche Impulse für die weitere Entwicklung an der Waterfront. Hauptmotiv für eine Bebauung des Areals ist die unmittelbare Lage an der Donau, wobei die Blickbeziehungen ganz wesentlich sind. Wohnen mit Blick auf den Fluss wäre etwas ganz Besonderes. Auch der Blick zum Kahlenberg und zum Leopoldsberg ist einzigartig. Und: aus Sicht der Stadtgestaltung ergäbe sich ein neues Gesicht der Brigittenau zur Donau hin, ein visueller Auftakt, wenn man von Korneuburg bzw. Stockerau oder auch mit dem Schiff in die Stadt hereinkommt."

Internationales Musterprojekt möglich

Der Brigittenauer Frachtenbahnhof liegt in einer Randlage. Das Areal reicht von der Nordbrücke bis zum Aignersteg und von der Donau bis zum Handelskai. Die Voruntersuchungen haben gezeigt, dass rund 250 bis 300 Wohnungen auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände denkbar sind - vor allem im Nahbereich des Aignersteges. Es gibt bereits heute alle notwendigen Nahversorgungseinrichtungen im Umfeld. Schicker denkt jedenfalls eine Entwicklung an, die kleinteilige, auch selbstbestimmte Wohnformen zulässt. Auch Kombinationen von Wohnen und Arbeiten sind vorstellbar, die wenig auf das eigene Auto angewiesen sind. "Die Umsetzung dieses Stadtteils soll umfassenden ökologischen Kriterien genügen, wie etwa Passivhausstandard. Konsequente Nachhaltigkeit beim Bauen gepaart mit einem sich aus der Lage ergebenden sehr hohen Radanteil würde hier ein internationales Musterprojekt ermöglichen", so Chorherr.

Ein scheinbarer Nachteil wird zur Chance

Klar ist, dass an diesem exponierten Standort nur ein sehr spezifisches und sehr hochwertiges Projekt Chancen auf Realisierung haben wird. Der Anschluss des Areals an das umliegende Straßennetz sowie an öffentliche Verkehrsmittel ist schwierig. "Ideal ist die Lage, für alle die gerne zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sind. Ohne eine einzige Kreuzung kommt man mit dem Fahrrad in knapp 20 Minuten ins Stadtzentrum, in wenigen Minuten sowohl zur U6 wie zur U1 und der S45. Der scheinbare Nachteil der schlechten Verkehrsanbindung wird so zur Chance. Wir wollen am Brigittenauer Bahnhof eine Stadt für RadlerInnen bauen, vielleicht eine weitere Bike City", betont Chorherr.

Über einen Lift und eine Treppe ist es möglich, das Gebiet und das rechte Donauufer an den Nordsteg anzuschließen. Dieser vertikale Knotenpunkt kann Teil eines neuen Gebäudes sein, vielleicht eines Sporthotels oder eines "Loftoffice"-Gebäudes.

Grünader bis ins Herz der Brigittenau

Zu einem angenehmen Leben am Wasser und zur Vernetzung des Gebietes mit der engeren und weiteren Umgebung können auch Hausboote, ein Schwimmbadeschiff, eine Anlegestelle für Wasserbusse, die Neugestaltung der Uferpromenade, ein Park und gastronomische Einrichtungen beitragen. Da in Zukunft der Frachtenbahnhof Nordwestbahnhof stillgelegt und an seiner Stelle ein neuer Stadtteil entstehen wird, kann auch die Verbindungstrasse zur Donauuferbahn aufgelöst werden. Die Trasse könnte als Grünverbindung dienen. Diese "Grünader" würde im Park des Areals Brigittenauer Frachtenbahnhof einen Abschluss finden.

Details für die mögliche Nutzung

So könnte das Gebiet im Detail aussehen: nahe dem Aignersteg beginnt eine ca. 250 m lange, schmale Scheibe, die mit großen Öffnungen perforiert ist. Sie schützt einerseits das Quartier vor den Schallemissionen der Bahn, lässt aber auch Durchblicke aus dem Hinterland zur Donau hin zu. Die Wohnungen in diesem schmalen Baukörper reichen über die gesamte Tiefe des Gebäudes, um Licht von Südwest zu bekommen und gleichzeitig den begehrten Donaublick zu "erhaschen".

Die klassischen Untergeschoßnutzungen wie Gemeinschaftsräume, Lager- und Arbeitsräume werden hinter die Hochwasserschutzmauer gelegt. Das spart Kosten für den Kelleraushub. Auf der Ebene der Oberkante der Hochwasserschutzmauer wachsen sechs niedrige Baukörper aus der Scheibe heraus. Dazwischen liegen Lichthöfe, um die Räume im Basisgeschoß zu belichten. Oben befinden sich die öffentlichen Bewegungsflächen. Dadurch entsteht eine neue "Kaisituation", die über Treppen und Rampen eng mit dem Treppelweg verbunden ist. Am Ufer legen Passagierschiffe an. Weiters soll es die Möglichkeit geben, mit Hausbooten, Restaurantbooten, Badeschiffen oder ähnlichem den Kai zu beleben und so eine attraktives Freizeitgebiet zu schaffen.

Parallel zur Donau, zwischen Scheibe und Donauuferbahn entsteht eine Allee ("Gartenstraße"), welche die Bebauung erschließt. Die Autos der BewohnerInnen, die es sicher auch geben wird, sind in der Garage Wehlistraße untergebracht.

Anschließend erstreckt sich über 150 Meter Länge ein Park bis zum Nordsteg. Unmittelbar am Park befindet sich ein Kindergarten. Die Fahrradbrücke Nordsteg wird vertikal mit einem Aufzug und einer Treppe zum Donauufer verbunden. Dieser "Kern" ist zugleich die Erschließung für eine alternative Nutzung wie z.B. ein "Radfahrerhotel". Zwischen Nordsteg und Nordbrücke schlägt Architekt Christoph Lechner einen Kulturbau vor, der über die Donau auskragt.

Die weiteren Schritte

Die nun vorliegende Studie stellt eine Einschätzung der grundsätzlichen Machbarkeit einer Bebauung des Areals des Brigittenauer Frachtenbahnhofes dar. In weiterer Folge ist ein städtebaulicher Wettbewerb geplant, der konkretere Aussagen über die mögliche Bebauung, Grün- und Freizeiträume liefert. Das Wettbewerbsergebnis bildet in weiterer Folge die Grundlage für die neue Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung - die Rechtsgrundlage für weitere Entwicklungen im Gebiet.

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(RK vom 13.05.2009)