Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.11.2008:
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Ludwig: Brigittenauer Gemeindebau wird zu Manfred-Ackermann-Hof

Wien (RK). "Die Benennung der Wiener Gemeindebauten ist eine Ehrung für herausragende Persönlichkeiten, die die Geschicke der Stadt Wien wesentlich mitgeprägt haben und ein Zeichen für die tiefe Wertschätzung. Daher gibt es für die Benennung strenge Kriterien, die erfüllt werden müssen. Mit der Benennung der ...

Wien (RK). "Die Benennung der Wiener Gemeindebauten ist eine Ehrung für herausragende Persönlichkeiten, die die Geschicke der Stadt Wien wesentlich mitgeprägt haben und ein Zeichen für die tiefe Wertschätzung. Daher gibt es für die Benennung strenge Kriterien, die erfüllt werden müssen. Mit der Benennung der Wohnhausanlage am Brigittaplatz 11-13 in Manfred Ackermann-Hof ehren wir einen Mann, der sich nicht nur in der politischen und gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung, sondern auch als Volksbildner große Verdienste erworben hat", erklärte Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig heute, Dienstag, gemeinsam mit Bezirksvorsteher Hannes Derfler anlässlich der Benennung und Montage einer Gedenktafel.****

Auf Initiative des Bezirks Brigittenau und nach dem Beschluss durch die Bezirksvertretung, wurde der Antrag an die MA7-Kultur weitergeleitet. Nach Einholung einer Stellungnahme der Hausverwaltung Wiener Wohnen wurde die Benennung dem Unterausschuss für Kultur und Wissenschaft des Wiener Gemeinderats zur Beschlussfassung vorgelegt. Nach dem Beschluss beauftragte die Wiener Wohnen-Direktion das zuständige Kundendienstzentrum mit der Bestellung und Anbringung einer Gedenktafel für Prof. Manfred Ackermann. In den kommenden Wochen wird auch auf der Fassade die neue Bezeichnung "Manfred Ackermann-Hof" angebracht werden.

Prof. Manfred Ackermann

Manfred Ackermann wurde am 1. November 1898 in Mikulov im heutigen Tschechien geboren. Seine Eltern übersiedelten mit ihren acht Kindern wenig später nach Wien. Nach seiner Heirat mit Paula Popp und der Geburt seines Sohnes Peter zog Manfred Ackermann mit seiner Familie in die Wohnung am Brigittaplatz 11, wo sie bis zu ihrer Flucht vor dem NS-Regime im Jahr 1938 wohnten.

Ackermann kam schon während des Ersten Weltkriegs zur politischen und gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung. So trat er 1916, auf Anraten von Max Kreisky, dem Vater von Bruno Kreisky, der Sozialdemokratie bei. Zeitgleich wurde er auch Mitglied im Zentralverein der kaufmännischen Angestellten. Ab 1922 gehörte er zur Leitung des Kreises Wien der Sozialistischen Arbeiterjugend, 1923 wurde er im Zentralverein der kaufmännischen Angestellten angestellt. Er reorganisierte dessen Jugendabteilung und baute sie zu einer der stärksten und aktivsten Jugendorganisationen aus.

Nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei war er Mitbegründer und erster Obmann der Revolutionären Sozialisten (RS), deren Führung er bis zum Jahr 1938 angehörte. In dieser Zeit wurde er zweimal verhaftet. Als Sozialist und Jude doppelt gefährdet, gelang ihm 1938/39 gerade noch die Flucht vor dem Hitler-Faschismus; sie führte ihn schließlich in die USA, wo er bis zu seiner Pensionierung 1964 für die Gewerkschaftsbewegung tätig war.

Nach Österreich zurückgekehrt, widmete sich Ackermann der Bildungsarbeit in der SPÖ und in den Gewerkschaften. Er hielt Vorträge, war einer der Initiatoren des "Jugendkontaktkomitees" im Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer und war bis zu seinem Tod am 16. Juni 1991 als unermüdlicher Volks- und Erwachsenenbildner tätig.

Der nunmehrige Manfred Ackermann-Hof am Brigittaplatz 11-13 in Brigittenau wurde 1928 errichtet und umfasst 2 Stiegen und 20 Wohnungen. (Schluss) lok

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(RK vom 04.11.2008)