Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 20.10.2008:
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Sima/van Melle: Slow Food-Gütesiegel für Gemischten Wiener Satz

Sima/van Melle: Slow Food-Gütesiegel für Gemischten Wiener Satz

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Wien (RK). Der Gemischte Wiener Satz hat von der italienischen Slow Food-Bewegung ein spezielles Gütesiegel bekommen, er ist ein sogenanntes "Presidio-Produkt" geworden - die höchste Auszeichnung, die ein Produkt von Slow Food bekommen kann. Der typische Wiener Wein ist überhaupt das erste österreichische Produkt, ...

Wien (RK). Der Gemischte Wiener Satz hat von der italienischen Slow Food-Bewegung ein spezielles Gütesiegel bekommen, er ist ein sogenanntes "Presidio-Produkt" geworden - die höchste Auszeichnung, die ein Produkt von Slow Food bekommen kann. Der typische Wiener Wein ist überhaupt das erste österreichische Produkt, das dieses Gütesiegel bekommt.****

Slow Food will hochwertige, traditionell hergestellte Lebensmittel gegen die industrielle Landwirtschaft und vor negativen Umwelteinflüssen schützen und die Biodiversität stärken. Umweltstadträtin Ulli Sima und die Leiterin von Slow Food Wien, Barbara van Melle, verabschiedeten die Wiener Winzer heute, Montag, im Rahmen einer Presseveranstaltung nach Turin, wo von 23. bis 27. Oktober der Weltgipfel der Landwirte, die sogenannte "Terra Madre", stattfindet. Der Gemischte Wiener Satz wird dort erstmals von einigen Wiener Winzern präsentiert. "Slow Food ist Ausdruck für genussvolles, bewusstes und regionales Essen und Trinken. Ich freue mich für die Wiener Landwirtschaft, dass wir mit dem Gemischten Satz nun das ERSTE "Presidio-Produkt" Österreichs in Wien haben. Diese Vorreiterrolle Wiens wollen wir künftig nützen, um die Idee von Slow Food zu verstärken und diese Chance für die heimischen Landwirte, Winzer und schließlich die KonsumentInnen zu nützen", so Umweltstadträtin Ulli Sima. Die Stadt Wien kooperiert in Sachen Slow Food eng mit Barbara Van Melle, die Leiterin des Slow Food-Conviviums Wien und Pionierin in diesem Bereich ist: "Lebensmittel müssen gut, sauber und fair sein. Nur bewusster Genuss kann wahrer Genuss sein und in diesem Zusammenhang ist auch jeder Einkauf als politischer Akt zu sehen."

Slow Food als weltweite Bewegung

Von Italien ausgehend, hat die Slow Food-Bewegung ihre Anhänger mittlerweile weltweit.

Sie ist die Antwort auf die rasante Entwicklung von Fast Food und setzt auf die Vielfalt der lokalen landwirtschaftlichen Produkte. Gegründet wurde die Bewegung 1986 im Piemont als Internationale Bewegung zur Wahrung des Rechts auf Genuss. Der Verein versteht sich als Lobby für Geschmack, aber auch für regional angepassten und ökologischen Anbau und den Erhalt der kulinarischen Kulturen.

Der Gemischte Satz - ein typisches Slow Food-Produkt

Dieser typische Wiener Wein wird seit Jahrhunderten in Wiens Weingärten gepflanzt, die mit bis zu 20 verschiedenen Rebsorten bestückt sind. Im Gegensatz zum Cuvee werden dabei mehrere Rebsorten gemeinsam angebaut und nach der Lese auch gemeinsam zu Traubenmost gekeltert und vergoren. Durch die unterschiedlichen Reifegrade und den unterschiedlichen Säuregrad der Rebsorten wollte man ursprünglich das Risiko minimieren und eine gleichbleibende Weinqualität sichern. Heute hat sich der Gemischte Satz vor allem in der österreichischen Weinbauregion Wien und in der Steiermark (dort unter der Bezeichnung Mischsatz) gehalten und gilt als Spezialität. Er passt perfekt in die Ansprüche der Slow Food-Bewegung, birgt er ja in sich bereits enorme Biodiversität.

Die Arche des Geschmacks und die Slow Food-Förderkreise

Die von der Slow Food-Bewegung initiierte "Arche des Geschmacks" soll zum Schutz der biologischen Vielfalt beitragen. Die sogenannte "Arche" ist eine Auflistung von Produkten, die vom Aussterben bedroht sind. Weiters müssen sie hochwertig sein, d. h. sie sollen über vorzügliche Geschmackseigenschaften verfügen - und zwar so, wie es lokal verstanden wird. Ein Zusammenhang mit dem Ort oder Gebiet muss gegeben sein. Zudem müssen die Produkte regional gebunden sein, d. h. im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen Produkte und Produktionsweisen, welche die Erinnerung und Identität einer regionalen Bevölkerungsgruppe berühren. Schließlich müssen die Produkte in begrenzter Menge vorzugsweise von Kleinbetrieben hergestellt werden - die Produkte müssen nach wie vor erwerbbar sein. Kurz gesagt, die Produkte müssen schmecken und regional verwurzelt sein.

Wenn nun ein "Arche-Passagier" auch eine wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat, ist die Gefahr des Aussterbens gebannt. Dann kommt die Idee des Förderkreis-Produkts (Presidio) ins Spiel. Die Förderkreise unterstützen die Produzenten und die Promotion der Produkte, um traditionelle Handwerkszweige zu erhalten, ihnen wirtschaftliche Zukunft zu sichern und die betreffende Gegend vor Verfall zu schützen. In weiterer Folge führt das zu wirtschaftlich lohnender Tätigkeit für die ProduzentInnen und zu Geschmackserlebnissen für die KonsumentInnen.

Die nationale "Arche-Kommission" entscheidet über die Aufnahme eines solchen Förderkreis-Produkts. In Österreich gibt es neben dem Gemischten Satz aus Wien noch die Elsbeere aus Niederösterreich im Rang der "Presidio-Produkte".

Slow Food in Wien - Große Konferenz im Rathaus 2009

Die Stadt Wien unterstützt die Slow Food-Bewegung seit einiger Zeit, am Karmelitermarkt gibt es auch einen eigenen Stand mit Slow Food-Produkten. "Wir werden im nächsten Herbst eine große Biodiversitätskonferenz im Wiener Rathaus abhalten und auch einen Markt organisieren, bei dem die Wienerinnen und Wiener die Vorzüge der Slow Food-Produkte kennenlernen können", kündigt Umweltstadträtin Ulli Sima an. Diese Wiener "Terra Madre" wird nach dem großen Vorbild in Turin organisiert und soll auch dem kulturellen Austausch zwischen der Toskana, dem Slow Food-Pionier schlechthin, und Wien dienen.

Stadteigener Gemischter Wiener Satz vom Weingut Wien Cobenzl

16 Prozent der Stadtfläche Wiens werden landwirtschaftlich genutzt, die Stadt Wien selbst ist einer der größten Bio- Bäuerinnen Österreichs. Jährlich werden auf den stadteigenen Flächen etwa 1.000 Tonnen Bio-Getreide und etwa 500 Tonnen Bio- Kartoffeln jährlich produziert.

Auch besitzt die Stadt Wien seit über 100 Jahren ein eigenes Weingut, das Weingut Wien Cobenzl, das national und international prämierte Weine produziert. Der Gemischte Satz heißt am Weingut Cobenzl Wiener Satz Senator 2007. Er besteht aus folgenden Rebsorten: Grüner Veltliner , Rheinriesling, Weißburgunder, Muskat- Ottonell und Traminer. Diese Sorten wachsen gemeinsam auf der Riede Reisenberg im 19. Wiener Gemeindebezirk und werden auf besonders schonende Weise gemeinsam gekeltert.

Im Glas zeigt er sich in hellen strahlendem Gelb, mit Gold und deutlichen Grünreflexen. Im reifen Bukett gleiten Würze, Gewürznoten und Frucht harmonisch ineinander. Er beginnt geschmeidig am Gaumen: mit fülligen reifen Aspekten, feiner vegetabiler Würze und raffiniert-pfeffrigen Noten. Schmeichelt mit molliger Fruchtsüße, zeigt trotzdem feine Pikanz durch saftigen Säurehintergrund als Gegenpol zur hohen Reife.

  • Infos:
    www.slowfood-wien.at
    www.weingutcobenzl.at

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) vor

Rückfragehinweis für Medien:

(RK vom 20.10.2008)