Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 01.10.2008:
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Premiere: "Erreger" im Ensemble Theater

Wien (RK). "Als Kind war ich nie krank", lautet der erste Satz in Albert Ostermaiers Stück "Erreger", das gestern, Dienstag, im Ensemble Theater (1., Petersplatz 1) Premiere feierte. Das Stück, ein 60minütiger Monolog über einen Börsenmakler, der unvermutet erkrankt, kommt ohne Bühnenbild und mit wenig Requisite aus ...

Wien (RK). "Als Kind war ich nie krank", lautet der erste Satz in Albert Ostermaiers Stück "Erreger", das gestern, Dienstag, im Ensemble Theater (1., Petersplatz 1) Premiere feierte. Das Stück, ein 60minütiger Monolog über einen Börsenmakler, der unvermutet erkrankt, kommt ohne Bühnenbild und mit wenig Requisite aus. Im Vordergrund steht die schauspielerische Leistung des Münchners Giuseppe Rizzo.

Ein Börsenmakler in Quarantäne

Das Stück im Ensemble Theater beginnt früher als angegeben: Noch vor dem offiziellen Beginn kann man auf dem Boden des Raumes mehrere Dinge begutachten, darunter etwa einen Topf mit Kamillen-Teebeutel, eine rote Kinderstrumpfhose und eine gelbe Seidenkrawatte. Auch der Hauptdarsteller beginnt bereits mit seiner Performance und bewegt sich um einen Stuhl herum. Er hüpft, springt und beginnt im Stand zu laufen. Zum Inhalt: "Erreger" handelt vom Lebenswandel eines arbeitswütigen Börsenmaklers. Nachdem er sich in Asien mit einer Viruserkrankung infiziert hat, wird Quarantäne über ihn verhängt.

Das Licht geht aus. Beleuchtet bleibt ein Quadrat, das einen beengten Raum darstellt. Die Schuhe hat Ostermaiers Figur des Börsenmaklers ordentlich an den Rand gestellt. "Ich bin ein Gewinner!", schreit der Protagonist aggressiv ins Publikum, worauf er Gelächter auf Zuschauerseite erntet. Nervös, barfuss und mit feinem Anzug gekleidet hält der "Trader" einen lyrisch rauschenden Monolog, beinahe ohne Punkt und Komma. Er erzählt von seiner Kindheit und nimmt Bezug auf die ausgestellten Dinge im Raum: Als Kind sei er nie krank gewesen, weil er immer die rote Strumpfhose seiner Schwester tragen musste, erzählt er angewidert. Erneutes Gelächter. Dann beschreibt er sein Leben als Broker; dass er keinen persönlichen Kontakt zu Kollegen pflegt, mehrere Monitore mit Börsenkursen in der Wohnung verteilt und schon vielen Menschen zu Geld verholfen hat. Er schildert das Verhältnis mit seiner geldgierigen Frau und seiner T chter im Volksschulalter, die er mit Lebensweisheiten ausstattet, darunter etwa: "Verdiene Geld! Wenn du kannst, verdiene es anständig und ehrlich. Wenn nicht, verdiene es irgendwie."

Das "Drama des begabten Brokers", der von Kind an ein Außenseiter zu sein scheint, vermutlich im Job Schiffbruch erlitten hat und - während er redet - draufkommt, dass er recht wenig von seinem Leben hält, ist an vielen Stellen eher komisch als tragisch. Ob seiner Kürze ist das Stück sehr kompakt, es lässt ins Innere eines Menschen blicken, ohne dabei das Publikum allzu schockiert zu hinterlassen.

  • "Erreger"
    weitere Spieltermine: 1.-4.10. und 14.,15.,18.,22.,25.10.2008
    Beginn: jeweils 19.45 Uhr
    Ensemble Theater (1., Petersplatz 1)
    Tel: 533 20 39
    Karten: 17 Euro, ermäßigt 15 bzw. 12 Euro
    www.ensembletheater.at .

(Schluss) rav

Rückfragehinweis für Medien:

(RK vom 01.10.2008)