Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 10.03.2008:
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Gedenksitzung des Wiener Landtages und Gemeinderates (2)

Wien (RK). Als Vertreter politisch verfolgter Gruppierungen ergriffen Dr. Herbert Jurasek namens der drei Opferverbände, Prof. Rudolf Sarközi , Vorsitzender der Volksgruppenbeirates der Roma, der Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Paul Chaim Eisenberg und Irma Trksak, Überlebende des Frauen-KZ Ravensbrück ...

Wien (RK). Als Vertreter politisch verfolgter Gruppierungen ergriffen Dr. Herbert Jurasek namens der drei Opferverbände, Prof. Rudolf Sarközi , Vorsitzender der Volksgruppenbeirates der Roma, der Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Paul Chaim Eisenberg und Irma Trksak, Überlebende des Frauen-KZ Ravensbrück das Wort.

Dr. Paul Jurasek erinnerte an den österreichischen Widerstand und seine Verdienste im Kampf gegen den Faschismus und für die Stadt Wien, vor allem in der Endphase des Krieges. Namens aller Opfer des NS-Regimes appellierte er, wachsam zu sein und immer für ein freies, demokratisches und unabhängiges Österreich zu kämpfen.

Prof. Rudolf Sarközi verwies auf die Tragödie der österreichischen und der europäischen Roma mit ungeheuren Opferzahlen, 500.000 in ganz Europa. In seiner persönlichen Erinnerung habe er auch nach dem Krieg noch soziale Ausgrenzung erlebt, erst in Wien habe er Anerkennung und gesellschaftlichen Zugang, Bildung und Arbeit gefunden. Er forderte schließlich eine politische Initiative in der EU für die vielen Roma, die im Osten Europas noch immer unter sehr schlechten Bedingungen leben.

Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg stellte die Frage, neben der Opferzahl von 65.000 österreichischen Juden, warum auch nach dem Krieg so wenige der vertriebene Juden nach Österreich zurückgekommen seien, den damaligen politischen Vertretern Österreichs nicht willkommen gewesen seien. Heute gebe es immerhin eine kleine Gemeinde, die Hilfe von Bund und Stadt erhalte, man sei auf einem guten Weg, wenn auch manche Fragen noch offen seien. Auch er appellierte an die Wachsamkeit: man müsse die Jugend erziehen, anderen mit Respekt zu begegnen, oft beginne mit Worten, was mit bösen Taten ende.

Irma Trksak erinnerte sich in an ihre Verhaftung als Mitglied der tschechischen Widerstandsgruppe, wie sie im KZ zur Nummer und all ihrer Würde beraubt wurde, und als eine der wenigen diese Zeit überstanden habe. Damals habe sie sich geschworen, alles daran zu setzen, damit es nie mehr zu so einer "Zeit ohne Gnade" kommt. Man müsse die jungen Menschen aufklären, sagte auch sie, immer die Demokratie, die Freiheit, das Recht als höchste Werte zu schützen. (Forts.) gab

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(RK vom 10.03.2008)