Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 26.02.2008:
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Wiener Fördermodell startet: Schuleinschreibung neu!

Wien (RK). "1 Jahr zusätzlicher Förderung im Kindergarten und 1 Jahr zusätzlicher Förderung in der Volksschule - das bedeutet 2 Förderjahre mehr für alle Wiener Kinder, die es benötigen. Mit dem '1+1-Förderkonzept' schafft Wien somit optimale Voraussetzungen für eine künftig noch erfolgreichere Schullaufbahn für ALLE ...

Wien (RK). "1 Jahr zusätzlicher Förderung im Kindergarten und 1 Jahr zusätzlicher Förderung in der Volksschule - das bedeutet 2 Förderjahre mehr für alle Wiener Kinder, die es benötigen. Mit dem '1+1-Förderkonzept' schafft Wien somit optimale Voraussetzungen für eine künftig noch erfolgreichere Schullaufbahn für ALLE unsere SchülerInnen", stellten Wiens Vizebürgermeisterin und Bildungsstadträtin Grete Laska sowie die Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl heute im Rahmen der Bürgermeister-Pressekonferenz fest.

Grundgedanke des Wiener Fördermodells ist die optimale Förderung von Kindern hin zu einer umfassenden Schulreife. Jüngste Studien weisen darauf hin, dass mangelnde Schulreife zumeist multikausale Hintergründe hat. So wird in einer Studie der Sigmund Freud Privatuniversität festgehalten, dass von den 13,73 Prozent der Vorschulkinder, bei denen bei der Einschreibung Defizite in ihrer Sprachentwicklung festgestellt wurden, viele auch in ihrer sozialen Entwicklung als nicht altersgemäß entwickelt eingestuft wurden.

Mit anderen Worten: Schulreife konstituiert sich aus sozialen, emotionalen, kognitiven, sprachlichen und auch motorischen Kompetenzen - Schulreife ist mehr als die Fähigkeit, die Unterrichtssprache Deutsch zu beherrschen.

Mit dem neuen Wiener Fördermodell werden nun alle Kinder verbesserte Chancen bekommen. So werden alle Kinder, die es brauchen, zuerst in den Kindergärten und nachfolgend in den Vorschulklassen eine optimale Förderung erhalten. Jedes Kind bekommt - wenn notwendig - somit ab sofort 2 Jahre frühe Förderung zusätzlich!

Organisatorisch ermöglicht wird dieses Fördermodell durch eine Vorziehung der SchülerInneneinschreibung. Vom 28. April bis 16. Mai findet die Einschreibung für das Schuljahr 2009/10 statt. Jene Kinder, die es brauchen, erhalten das Angebot einer intensiven Förderung im Kindergarten. Ab Mai 2009 erfolgt die Feststellung der Schulreife. Ist sie nicht gegeben, erhalten die Kinder ein Jahr weiterer Förderung in einer eigenen Vorschulklasse in der Schule.

Zeitraum                Aktion
März/April 2008         Informationsbrief des Wiener Stadtschulrates an
                        Eltern und Einladung zur Schülereinschreibung
April/Mai 2008          Einschreibung an den Volksschulen
                        28. April bis 16. Mai
Mai/Juni 2008           Screening in den Kindergärten, Feststellen des
                        Förderbedarfs
September 2008          Förderung im Kindergarten - 1 Jahr frühe
                        Förderung
ab Mai 2009             Feststellung der Schulreife an den Volksschulen
September 2009          Schulbeginn (07.09.2009)
                        Evtl. 1 Jahr Vorschule

Das "Wiener Fördermodell" im Detail:

  • Schuleinschreibung:

Vom 28. April bis 16. Mai, jeweils von 8 bis 12 Uhr, findet an den Wiener Volksschulen die Schuleinschreibung für das Schuljahr 2009/10 statt. Die Erziehungsberechtigten werden über diesen Termin in einem eigenen Informationsbrief Ende März/Anfang April informiert. Zur Einschreibung sind - analog der bisherigen Schuleinschreibung - folgende Dokumente bzw. Unterlagen mitzubringen:

- Meldenachweis: Einladung zur Schülereinschreibung oder eine aktuelle Meldebestätigung (erhältlich bei jedem Magistratischen Bezirksamt) oder eine Verpflichtungserklärung der Hauptwohnsitzgemeinde (für Kinder mit Hauptwohnsitz außerhalb von Wien)

- Geburtsurkunde des Kindes

- eine die Staatsbürgerschaft des Kindes nachweisende Urkunde

- Nachweis des religiösen Bekenntnisses des Kindes

- die Versicherungsnummer des Kindes

Durch diese Vorziehung der Schuleinschreibung wird das neue Wiener Fördermodell organisatorisch ermöglicht. Denn jene Kinder, die es brauchen, erhalten nun das Angebot einer intensiven Förderung im Kindergarten von September 2008 bis zum Schulstart im September 2009.

  • Screening und Förderung im Kindergarten:

Bereits der Bildungsplan im Kindergarten geht von einer ganzheitlichen und individuellen Sicht des Kindes und der damit verbundenen individuellen Förderung aus. Dieser Ansatz wird nun auch im Wiener Fördermodell explizit betont.

Konkret werden Kinder, die zum Zeitpunkt der Schuleinschreibung bereits einen Kindergarten der Stadt Wien besuchen, in Ihrer vertrauten Umgebung innerhalb eines Monats beobachtet (Mai/Juni 2008). Überprüft wird das Sprachverständnis, der Wortschatz und die Aussprache des Kindes ebenso wie seine grobmotorische Koordination, die Feinmotorik sein Merkvermögen und seine emotionale und soziale Entwicklung. Damit weichen punktuelle Verfahren zur Eignungsfeststellung längerfristigen Beobachtungen, was von pädagogischer Seite sehr begrüßt wird. Die Eltern der Kinder, die einen städtischen Kindergarten besuchen, werden seitens der MA10 - Wiener Kindergärten über die Beobachtungsphase und die Fördermöglichkeiten im Rahmen von Elternabenden in der Phase vor dem Screening informiert.

Private Kindergartenbetreiber, die als Partner der MA10 tätig sind, erhalten Informationen über den Ablauf des Screenings und der anschließenden Förderung.

Bei Kindern, die in einem privaten Kindergarten sind, wird der Förderbedarf entweder in ihrem Kindergarten überprüft, oder sie erhalten ein Angebot seitens der Stadt zum Screening.

Bei Kindern, die zum Zeitpunkt der Schuleinschreibung noch keinen Kindergarten besuchen, findet die Beobachtung in halbtägigen Schnuppertagen in Kindergärten statt. Eine entsprechende Einladung erhalten die Eltern dieser Kinder von der MA 10-Wiener Kindergärten in der Phase nach der Schuleinschreibung.

Jene Kinder, die Förderbedarf haben, werden in den jeweils betroffenen Entwicklungsbereichen das Jahr vor dem Schulbeginn intensiv gefördert. Die individuelle Förderung von Kindern im Kindergarten orientiert sich immer am gesamten Kind, d.h. es werden nie nur einzelne Aspekte wie z.B. die Kommunikationsfähigkeit gefördert, sondern die Förderung ist immer ganzheitlich. Bildungsschwerpunkte wie Kognition, Motorik, Sozialverhalten und Ethik sind deshalb mit eingebunden. Nur eine Verknüpfung all dieser Bildungsbereiche trägt dazu bei, um die Sprachkompetenz weiter zu verbessern. Ergänzend dazu wird von den KindergartenpädagogInnen verstärkt Elternarbeit geleistet. Die Förderung findet in Horträumlichkeiten der MA10 (für Kinder, die nicht im Kindergarten sind) oder im jeweiligen Kindergarten (für Kinder, die in einem Kindergarten der Stadt Wien sind), statt.

  • Feststellung der Schulreife:

Nach Absolvierung der speziellen Förderung im Kindergarten wird es ab Mai 2009 zur Feststellung der Schulreife als quasi zweiter Teil der SchülerInneneinschreibung kommen. Diese Feststellung erfolgt am Volksschulstandort durch den/die Direktor/in. Ist die Schulreife nicht gegeben, erhalten die Kinder ein Jahr weiterer Förderung in einer eigenen Vorschulklasse in der Schule.

  • Spezielle Förderung in der Vorschulklasse:

In den Vorschulklassen werden alle Kinder, die es benötigen, ein Jahr lang intensiv gefördert. Die Aufgabe der Vorschulklasse ist die Förderung der umfassenden Schulreife - und das definiert auch die Schwerpunkte der konkreten Pädagogik.

Insbesondere sind hierbei folgende Lerninhalte vorgesehen:

- Sprache und Sprechen, Vorbereitung auf Lesen und Schreiben

- mathematische Früherziehung

- Sachbegegnung

- Verkehrserziehung

- Bildnerisches Gestalten und Werkerziehung

- Singen und Musizieren, Rhythmisch-musikalische Erziehung

- Werkerziehung

- Bewegung und Sport

Neben diesem formalen Lerninhaltsmuster sind es in der Vorschulklasse insbesondere die individuell auf die einzelnen SchülerInnen abgestimmten Lernsequenzen, die die besondere Förderung ausmachen.

Der Erwerb der Sprache erfolgt durch eine lebendige Methodik aus Sprechen und Hören. Die Gestaltung des Unterrichts basiert auf den konkreten Lebensrealitäten der Kinder - insbesondere werden alle SchülerInnen betreffende Themen wie Freunde, Familie, Schule etc. zum Inhalt genommen. Überdies wird eine besondere Förderung in der Muttersprache des Kindes angestrebt. Dies entspricht der fundierten wissenschaftlichen Erkenntnis, dass der Erwerb einer weiteren Sprache (für Kinder nicht-deutscher Muttersprache somit Deutsch) ganz wesentlich durch die Sicherheit im Umgang mit der eigenen Muttersprache begünstigt wird.

Grundlage

Das Konzept der Frühen Förderung ersetzt die bisherige auf Sprachschecks beruhende Sprachförderung und geht auf ein Angebot des Bundes zurück, das das Land Wien angenommen hat: Am 11. Juli 2007 wurde bei der Regierungsklausur der Bundesregierung in Rust beschlossen, dass seitens des Bundes über einen Zeitraum von 3 Jahren jährlich 20 Mio. EUR in die Sprachförderung für Vorschulkinder und in das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen für 0-3Jährige investiert werden, wenn die Länder diesen Betrag kofinanzieren. Die konkrete Umsetzung wird mit Wien im Rahmen einer 15a Vereinbarung vertraglich vereinbart. Bei der "Frühen Förderung" ist im Unterschied zum Ausbau der Kinderbetreuungsplätze keine direkte Kofinanzierung des Landes vorgesehen, mit den Fördermitteln werden Personalkosten für pädagogische Leistungen abgedeckt. Administrative und sonstige Kosten werden seitens des Landes finanziert.

Brandsteidl und Laska abschließend: "Durch das breite Angebot an sprach- , sozial- und kreativitätsfördernden Maßnahmen wird optimal dem Ziel der Förderung der umfassenden Schulreife entsprochen. Die Verlängerung der Volksschulzeit durch die Vorschulklasse auf insgesamt 5 Jahre bedeutet somit einen Riesenvorteil für diese Kinder. Das eine Jahr mehr am Anfang erspart ihnen viele Probleme in ihrer weiteren Schullaufbahn und wird den Schul- und somit letztlich Lebenserfolg der Kinder deutlich verbessern." (Schluss) eg

  • Rückfragehinweis:
    Mag. Eva Gaßner
    Mediensprecherin Vbgm. Grete Laska
    Tel.: 4000/81 850
    E-Mail: eva.gassner@wien.gv.at

(RK vom 26.02.2008)