Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 06.02.2008:
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"Nagoya": Wien Museum zeigt japanische Großstadt-Geschichte

Wien (RK). Auf Basis einer mehrjährigen Kooperation zwischen dem City Museum Nagoya und dem Wien Museum zeigt das Haus am Karlsplatz bis 4. Mai die Schau "Nagoya. Das Werden der japanischen Großstadt". In einem Mediengespräch am Mittwoch stellte Direktor Wolfgang Kos zusammen mit Hiroshi Okada, Museumsleiter von ...

Wien (RK). Auf Basis einer mehrjährigen Kooperation zwischen dem City Museum Nagoya und dem Wien Museum zeigt das Haus am Karlsplatz bis 4. Mai die Schau "Nagoya. Das Werden der japanischen Großstadt". In einem Mediengespräch am Mittwoch stellte Direktor Wolfgang Kos zusammen mit Hiroshi Okada, Museumsleiter von Nagoya und zugleich Vorsitzender des dortigen Stadtschulrates die umfangreiche und reich bestückte Ausstellung vor.

In drei Phasen unterteilt beginnt die Schau bei den Anfängen der bald 400jährigen Stadtgeschichte Nagoyas, die ursprünglich auf Fürstenbefehl als Festungsstadt und bedeutende Zusammenkunft der Samurais mitsamt einhergehender Waffenschmiede im Jahr 1610 gegründet wurde. Setzt sich die erste Phase von den Anfängen in der sogenannten Endo-Zeit bis etwa 1870 auseinander - unterstützt mit diversen kunsthandwerklich bedeutenden Objekten, wie etwa einer originalen Samurai-Rüstung -, beschäftigt sich die zweite Phase mit dem abrupt einsetzenden Wandel der Stadt in Richtung Moderne. Parallel zur Öffnung Japans in Richtung Westen hin, entwickelte sich Nagoya ab den 1870er Jahren zur modernen Großstadt, die um 1900 bereits die Millionen-Einwohner-Grenze überschritten hatte. Schwerpunkt in dieser Phase nimmt die Präsentation Japans im Rahmen der Weltausstellung in Wien im Jahr 1873 ein, wo zum erste Mal das Land der aufgehenden Sonne mit großer Sympathie und Bewunderung auf dem europäischen Metropolen- Laufsteg gewürdigt wurde. In Erinnerung soll damals den Wienern auch das Fabelwesen des "Shachi", ein Tier halb Karpfen, halb Tiger, gefertigt aus Gold, geblieben sein, das bis zum Bombardement der US-Armee im Jahr 1945 die alte Festungsburg geschmückt haben soll. Fragmente des Originals sind in der schau zu sehen, ebenso eine umfangreiche Dokumentation dieses Objektes als Souvenir. So sehr blieb übrigens die japanische Darstellung in den Köpfen der Wienerinnen und Wiener, dass sich bald nach Ende der Weltausstellung hierzulande für einige Jahre eine eigene Modeströmung, der "Japonismus", etablieren konnte.

Kaufhauskultur, moderne Werbung, kulturelle Cross over- Strömungen mit Art deco und Jugendstil, Industrieansiedlungen und moderne öffentliche Verkehrsmittel - nahezu zeitgleich zu Wien wurde 1898 die erste Straßenbahn eröffnet - machten Nagoya zur prosperierenden Großstadt Japans.

Neubeginn nach 1945 - Übergang zur ökologischen Stadt

Der dritte Teil beschäftigt sich mit dem modernen Nagoya, welches heute ohne Stadtränder inmitten einer 8 Millionen Einwohner umfassenden Industrie-Stadt-Region eingefasst ist. Nach der weitestgehenden Zerstörung des alten Nagoya im Jahr 1945 wurde die Stadt, wo sich heute der wichtigste Industriehafen Japans befindet, auf dem Reissbrett neu gegründet. Als Musterbeispiel einer modernen Stadt spielt der Verkehr eine herausragende Rolle. Ebenso ist Nagoya auch Sitz zig weltbekannter Konzerne, darunter Toyota und Brothers, die auch zu den Sponsoren dieser Ausstellung, neben dem Haus-Hauptsponsor Wiener Stadtwerke, zählen.

Die Schau versucht neben der chronologischen Übersicht immer wieder mit speziellen Facetten Aufmerksamkeit für das Prinzip Großstadt zu gewinnen. So wird u.a. auch die Müllthematik angesprochen: Ein Zeichen dafür, dass sich Nagoya gegenwärtig darum bemüht - und hier wiederum nicht unähnlich zu Wien - in ökologischen Belangen zur Musterstadt zu werden.

Katalog und interessantes Begleitprogramm

Zur Schau liegt ein umfangreicher Katalog auf, der inhaltlich noch weitere Aspekte japanischen Großstadtlebens vereint. So schriebt etwa Sepp Linhart über die "Freizeit und Unterhaltung im Nagoya der Moderne", Uta Hohn über die Stadtplanung, Sabine Scholl über "Kimono, Ausländer und Gothic Lolitas", und auch Wolfgang Kos hat sich mit einem Aufsatz über "Nagoya und die Geschichte der japanischen Großstadt" eingetragen. Eine genaue Objektübersicht, eine hilfreiche Chronologie zur Stadtgeschichte Nagoyas runden den gut 270 Seiten starken Katalog, der im Verlag Anton Pustet erschienen ist, ab. Ebenso wird zur Ausstellung ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten, darunter spezielle Kinderführungen mit Sandalen-Selbstbau-Workshop am 17.2., 2.3. und 30.3. (Beginn: jeweils 14.00 Uhr) und einem Vortrag des Japanologen Sepp Linhart über die japanischen Schlager der 1960er Jahre (6.4., 11.00 Uhr, Vortragssaal)

"Nagoya. Das Werden der japanischen Großstadt" (Laufzeit: 7.2. bis 4. Mai 2008, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und Feiertag 9.00 bis 18.00 Uhr, Schließtag: 1. Mai)

  • Infos unter: www.wienmuseum.at

(Schluss) hch

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(RK vom 06.02.2008)