Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.10.2007:
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StR. Ludwig: "In Wien entsteht Europas größte Passivhaussiedlung"

StR. Ludwig: "In Wien entsteht Europas größe Passivhaussiedlung"

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Wien (RK). Umwelt- und Klimaschutz und der sparsame Umgang mit Energieressourcen spielen im geförderten Wiener Wohnbau seit Jahren eine wichtige Rolle. Die Forcierung der Passivhaustechnologie spielt dabei eine wesentliche Rolle. Mit insgesamt neun fertig gestellten Projekten im Passivhausstandard war die Stadt Wien ...

Wien (RK). Umwelt- und Klimaschutz und der sparsame Umgang mit Energieressourcen spielen im geförderten Wiener Wohnbau seit Jahren eine wichtige Rolle. Die Forcierung der Passivhaustechnologie spielt dabei eine wesentliche Rolle. Mit insgesamt neun fertig gestellten Projekten im Passivhausstandard war die Stadt Wien schon bisher führend - nun setzt die Stadt einen weiteren Meilenstein: auf den ehemaligen Aspanggründen im dritten Wiener Gemeindebezirk entsteht die größte Passivhaussiedlung Europas. "Das 20 ha große Areal der ehemaligen Aspanggründe stellt eines der größten innerstädtischen Entwicklungsgebiet dar. Mit der Realisierung des Projekts Eurogate stellt die Stadt Wien einmal mehr ihre Vorreiterrolle im ökologischen Wohnbau unter Beweis. Bereits in wenigen Monaten, ab Sommer 2008, wird mit der Errichtung der ersten Passivwohnbauten begonnen. Bis Dezember 2010 soll schließlich der erste Abschnitt mit etwa 740 Wohneinheiten bezugsfertig oder bereits bezogen sein. Insgesamt werden bis voraussichtlich 2016 rund 1.700 Wohnungen errichtet und somit 4.000 bis 5.000 Menschen ein neues Zuhause bieten", erklärte Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig am Montag anlässlich der Eröffnung der Eurogate-Ausstellung.

Das Projekt Eurogate sei aber auch ein Paradebeispiel für den Einsatz der Wiener Wohnbauförderung zur Schaffung neuer, moderner Stadtteile und innovativer aber dennoch erschwinglicher Wohnräume, unterstrich Ludwig. Planungsstadtrat DI Rudi Schicker betonte die hohe architektonische und stadtplanerische Qualität: "Der Masterplan zu Eurogate sieht einen gelungenen Mix aus Wohnungen, Büros und Geschäften vor. Daneben werden Geschäfte zur täglichen Nahversorgung sowie ein vielfältiges Schulangebot für alle Alterstufen, Kindertagesheime sowie Arztpraxen zur hohen Standortqualität bei tragen. Ich freue mich sehr, dass nun mit der Realisierung dieses innovativen Projekts, das zweifelsohne als Vorzeigebeispiel für gelungene Stadtplanung und -entwicklung gelten kann, begonnen werden kann."

Auch Architekt DI Albert Wimmer betonte: "Die Grundvoraussetzungen für diese in Europa aufgrund der Größe, dem Innovationsgehalt sowie dem qualitativen Anspruch - bei leistbaren Kosten - bisher einzigartige Passivhaussiedlung sind damit gesetzt." Die Gesamtbaukosten der Siegerprojekte betragen rund 103,2 Millionen Euro, die Stadt Wien unterstützt die Errichtung aus den Mitteln der Wohnbauförderung mit rund 36,3 Millionen und schießt weitere 3,8 Millionen Euro an Passivhausförderung hinzu.

Ausgehend von einem Masterplan des Londoner Architekten Lord Norman Foster, wurde 2004/2005 ein städtebaulicher Ideenwettbewerbe für den nördlichen Bereich des Areals ausgeschrieben. Im Jänner 2005 empfahl das Beurteilungsgremiums unter dem Vorsitz von Univ. Prof. DI Kunibert Wachten das Projekt von Architekt DI Albert Wimmer als Grundlage für die Weiterentwicklung des städtebaulichen Konzeptes und die Festsetzung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes sowie für den Baublock Ecke Rennweg/Landstraßer Hauptstraße die Weiterentwicklung des Projektes von Ganahl-Ifsits-Larch und dessen Integration in das Projekt "Wimmer".

Im März 2007 wurde vom wohnfonds_wien der, als rot-grünes Projekt initiierte Bauträgerwettbewerb mit dem Themenschwerpunkt "Niedrigstenergie- und Passivhaus und seine typologische Weiterentwicklung im großvolumigen, urbanen Wohnbau" ausgeschrieben. Gemeinderat Mag. Christoph Chorherr zeigte sich heute erfreut über den weiteren Ausbau des Passivhausanteils in Wien und über eine weitere Umsetzung eines rot-grünen Projekts: "Europas größter Wettbewerb für Passivhäuser zeigt, dass der energiesparende Passivhausbau im normalen Hausbau angekommen ist. Nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für das Geldbörsl sind Passivhäuser ohne Zusatzheizung das Gebot der Stunde. Dieses Projekt ist hoffentlich Vorbild für viele noch folgende Passivhaus-Projekte."

Auch für den Landstraßer Bezirksvorsteher Erich Hohenberger ist Eurogate ein großer Gewinn: "Neben dem Karree St. Marx und der Neugestaltung des Bahnhofs Wien Mitte bildet Eurogate einen dritten wichtigen Impuls, von dem nicht nur der 3. Bezirk, sondern ganz Wien profitiert."

Der Bauträgerwettbewerb Eurogate

Der öffentliche Bauträgerwettbewerb Eurogate wurde als nicht anonymes einstufiges Verfahren ausgeschrieben. Gegenstand war ein rund 3,8 ha großes Teilgebiet des Areals der Aspanggründe, das sich südöstlich des Stadtzentrums im 3. Wiener Gemeindebezirk im Bereich Aspangstraße - Rennweg - Landstraßer Hauptstraße - Landstraßer Gürtel - Adolf-Blamauer-Gasse befindet. Für die Bauplätze 1,2 und 3 wurden 20 Beiträge eingereicht, die Projektierung für die Bauplätze 5 bis 7 erfolgte durch die Fixstarter-Teams, die sich ebenfalls den Wettbewerbsvorgaben stellten. Zur Bewertung im Hinblick auf energetische Effizienz und Wirkung auf Klima und Luftreinhaltung waren der Primärenergieverbrauch und die Gesamtemissionsbilanz aus Bau und Betrieb des Gebäudes maßgeblich. Das Verfahren startete im März 2007, die Sitzungen der Jury fanden am 4. und 5. Juli 2007 sowie am 5. Oktober 2007 statt. Auf Basis des 3-Säulen-Modells Architektur, Ökonomie und Ökologie wurden von der Jury folgende Siegerprojekte ausgewählt. Alle Projekte erfüllen den Passivhausstandard oder den passivhaustypologischen Standard, also Niedrigstenergiehäuser, die im Hinblick auf die energetische Effizienz und die Wirkungen auf Klima und Luftreinhaltung dem Passivhausstandard entsprechen.

Die Siegerprojekte im Detail:

  • Bauplatz 1: Heimbau/ Feichtinger Architects

Das Siegerprojekt der Heimbau auf Bauplatz 1 umfasst drei Bauteile und 71 geförderte Mietwohnungen. Um den Temperaturverlust möglichst niedrig zu halten, kommt eine 3- Scheibenverglasung zum Einsatz, die in Kombination mit Beschattung durch Loggia und Laubengänge für eine gute Sommertauglichkeit sorgt. Die energieeffiziente Lüftung bietet hohen Wohnkomfort, besten Schallschutz und sehr gute Raumluftqualität.

Die Gesamtbaukosten werden voraussichtlich rund 11,3 Millionen Euro betragen, die Stadt Wien fördert die Errichtung mit 4,03 Millionen. Als zusätzliche Förderung für die Errichtung des Passivhauses schießt die Stadt noch einen nichtrückzahlbaren Baukostenzuschuss von 403.336 Euro zu.

  • Bauplatz 2: ÖSW/Architekten Krischanitz & Frank

In den beiden Bauteilen der ÖSW werden insgesamt 110 geförderte Mietwohnungen untergebracht. Das Gebäude wurde als "kompakte Baukörperform" geplant, die, wie auch die optimierten Fensterflächen zur Minimierung von Wärmeverlusten beitragen soll. Die Be- und Entlüftung der Wohnungen ist mittels kontrollierter Wohnraumlüftung in Form von zentralen Lüftungsgeräten geplant. Die Wärmeversorgung der Wohnhausanlage soll mittels Fernwärme, einerseits zur Versorgung des Nachheizregisters, andererseits zur zentralen Warmwasserbereitung erfolgen. Der sommerlichen Überwärmung der Dachgeschoßzone wird in diesem Projekt durch natürliche Erdkühlung Rechnung gegengesteuert.

Die Gesamtbaukosten für das Projekt liegen voraussichtlich bei rund 15,7 Millionen, Wien unterstützt den Bau mit rund 6 Millionen Euro plus einer Passivhausförderung von 598.560 Euro.

  • Bauplatz 3: Sozialbau/s&s Architekten Schindler & Szedenik

Das Siegerprojekt des Bauträgers Sozialbau auf Bauplatz 3 sieht drei Baukörper vor, die der baulichen Logik des Passivhauses folgen. Für die insgesamt 170 geförderte Mietwohnungen wurden 61 unterschiedliche Grundrisse entwickelt. Das Energiekonzept sieht mit einer Reihe von Maßnahmen vor, den Primärenergiebedarf inklusive Haushaltsstrombedarf sowie die Gesamtemissionen der Gebäude weitestgehend abzusenken. Das Konzept gewährleistet einen äußerst hohen Nutzerkomfort durch freie Regelbarkeit einzelner Aufenthaltsräume und durch Maßnahmen zur Vermeidung trockener Luft aus der Lüftungsanlage sowie Vermeidung einer sommerlichen Überhitzung der Wohnungen.

Die Gesamtbaukosten betragen voraussichtlich rund 22,7 Millionen Euro, die Stadt fördert mit rund 9,5 Millionen Euro. Dazu kommen noch 820.428 Euro an Passivhausförderung.

  • Bauplatz 5: Eurogate Projektentwicklung GmbH & Co Area Delta
    KG/Architekt Johannes Kaufmann

Das Projekt ist in mehrere Bauteile gegliedert und umfasst 68 geförderte Miet-, und Eigentumswohnungen, sowie 30 freifinanzierte Wohneinheiten. Durch die Anordnung der Baukörper in Form einer Windmühle weist die Wohnhausanlage jeweils zwei Orientierungsrichtungen auf, reine Nordlagen sind somit ausgeschlossen. Das Projekt erreicht Passivhausstandard mit kontrollierter Wohnraumlüftung inklusive Wärmerückgewinnung, Zentralheizung mittels Radiator mit Raumthermostat und zentrale Warmwasseraufbereitung sowie schließbare Loggien als Pufferzonen.

Die Gesamtbaukosten für das Projekt liegen voraussichtlich bei rund 23,7 Millionen, Wien unterstützt den Bau mit rund 6,5 Millionen Euro plus einer Passivhausförderung von 839.880 Euro.

  • Bauplatz 6: ARWAG Wohnpark Eurogate Vermietungsgmbh/Architekt
    Albert Wimmer

Das Raumkonzept des 130 geförderte Mietwohnungen umfassenden Passivhausprojekts auf Bauplatz 6 heißt Tetris - es geht um unterschiedliche Kuben, die sich in einer Form zusammenfinden und ergänzen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Orientierung und Belüftung der Wohnungen sowie die Option, mittels eines Schaltzimmers einige Wohnungen den Bedürfnissen der BewohnerInnen anzupassen und als Mehrgenerationenwohnungen zu nutzen, gelegt. Dieses Passivhausprojekt zeichnet sich mit 7 kWh/(m2a) durch einen besonders geringen Heizwärmebedarf aus.

Die Gesamtbaukosten werden voraussichtlich rund 18,7 Millionen Euro betragen, die Stadt Wien fördert die Errichtung mit 6,6 Millionen. Als zusätzliche Förderung für die Errichtung des Passivhauses schießt die Stadt noch einen nichtrückzahlbaren Baukostenzuschuss von 721.170 Euro zu.

  • Bauplatz 7: Eurogate Projektentwicklung Area ZETA GmbH/Architekt
    Tillner % Willinger ZT GmbH

Die Wohnhausanlage der Eurogate Projektentwicklung Area ZETA GmbH umfasst 21 geförderte Miet- und 48 Eigentumswohnungen, sowie 8 freifinanzierte Wohneinheiten. Das Passivhausprojekt wird mit dezentraler, kontrollierter Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung über Regenerativwärmetauscher, Zentralheizung durch Radiatoren und Raumthermostat sowie zentraler Warmwasseraufbereitung über Plattenwärmetauscher anstelle eines Warmwasserspeicher ausgeführt.

Die Gesamtbaukosten für das Projekt voraussichtlich liegen bei rund 11,1 Millionen, Wien unterstützt den Bau mit rund 3,7 Millionen Euro plus einer Passivhausförderung von 392.580 Euro.

Infrastruktur

Der neue Stadtteil Eurogate ist sehr gut an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen und kann mit der Flughafenschnellbahn S 7 (Station St. Marx), mit den Schnellbahnlinien S 1, S 2, S 3 und S 15 (Station Rennweg) sowie mit den Straßenbahnlinien 18 und 71 (Stationen Landstraßer Hauptstraße/Rennweg und St. Marx) gut erreicht werden. Die Buslinie 74 A bindet das Gebiet an das Zentrum Landstraßer Hauptstraße an. Eine zusätzliche Standortaufwertung wird sich durch die Errichtung der U-Bahn-Linie U2-Süd mit einer Station im Kreuzungsbereich Landstraßer Hauptstraße/Rennweg ergeben. Die Erschließung für den Individualverkehr erfolgt großräumig über die A 23 Südosttangente, den Landstraßer Gürtel, die Landstraßer Hauptstraße bzw. den Rennweg und die Schlachthausgasse, kleinräumig über die Aspangstraße bzw. über eine neu zu errichtende Straße. Neben der bestehenden Nahversorgungs-Infrastruktur ist östlich des Planungsgebiets im Kreuzungsbereich Landstraßer Hauptstraße/Rennweg ein Einkaufszentrum geplant. Ein vielfältiges Schulangebot für alle Alterstufen, Kindertagesheime sowie Arztpraxen tragen zur hohen Standortqualität bei. In einer zweiten Bauphase werden auf dem Areal der Aspanggründe - in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wettbewerbsgebiet - Büros samt Geschäftsflächen, eine Volksschule, ein Kindertagesheim und weitere Wohngebäude verwirklicht.

Die Ausstellung

Die Ausstellung "Eurogate - Präsentation der Wohnprojekte des Bauträgerwettbewerbs" des wohnfonds_wien lädt alle Interessierten, insbesondere die AnrainerInnen des künftigen Stadtteils Eurogate ein, sich über das Projekt und seine Realisierung zu informieren. Die Ausstellung ist von Montag, dem 29. Oktober (14.00 bis 20.00 Uhr), Dienstag, 30. Oktober (10.00 bis 18.00 Uhr) und Mittwoch, 31. Oktober (10.00 bis 18.00 Uhr) im Studio 44 der Österreichischen Lotterien am Rennweg 44, 1030 Wien bei freiem Eintritt zu besichtigen. Die Ausstellung zeigt sämtliche Wettbewerbsbeiträge zur größten Passivhaus-Siedlung Europas, die am Eurogate (ehemalige Aspang-Gründe) bis Ende 2010 entstehen wird.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) lok

  • Rückfragehinweis:
    Mag. Roberta Kraft
    Mediensprecherin StR. Dr. Michael Ludwig
    Tel.: 4000/81277
    E-Mail: roberta.kraft@wien.gv.at

(RK vom 29.10.2007)