Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 05.09.2007:
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Frauenberger: "Kindergarten erste Bildungseinrichtung"

Frauenberger: "Kindergarten erste Bildungseinrichtung"

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Wien (RK). Anlässlich des Welttages des Kindes, der am kommenden Sonntag stattfindet, haben heute Mittwoch im Rahmen eines Mediengesprächs der Wiener Kinderfreunde Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger, Bildungsexperte DDr. Günter Haider und Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits zum Thema Kinderarmut, ...

Wien (RK). Anlässlich des Welttages des Kindes, der am kommenden Sonntag stattfindet, haben heute Mittwoch im Rahmen eines Mediengesprächs der Wiener Kinderfreunde Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger, Bildungsexperte DDr. Günter Haider und Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits zum Thema Kinderarmut, Migration und Bildungsbenachteiligung Stellung genommen.

Der Zusammenhang zwischen Armutsgefährdung und Bildungsbenachteiligung ist evident: Das Haushaltseinkommen bestimmt den Bildungsweg der Kinder maßgeblich. Die Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund und/oder schlechten sozioökonomischen Rahmenbedingungen sind demnach auch entsprechend geringer. Im Rahmen des Mediengesprächs wurden nicht nur die aktuelle Situation analysiert bzw. die vielfältigen Ursachen von Bildungsbenachteiligung aufgezeigt, sondern auch Lösungsansätze vorgestellt. Im Mittelpunkt dabei stand der Kindergarten als erste Bildungseinrichtung, der betroffene Kinder und ihre Eltern unterstützen kann, aus diesem Kreislauf ein Stück herauszukommen.

  • Frauenberger: "Für bessere Bildungschancen von Kindern mit
    Migrationshintergrund muss Eltern verstärkt der Wert von
    Bildung vermittelt werden"

Neben der Forcierung vor allem zielgruppenspezifischer Sprachmaßnahmen sei es eines ihrer wesentlichen integrationspolitischen Ziele, die soziale Lage von ZuwanderInnen insgesamt zu verbessern, sagte die Integrationsstadträtin. Frauenberger: "Das hängt unmittelbar mit der Verbesserung ihrer Arbeitsmarktchancen zusammen. Wir haben dafür in Wien auch bereits ein acht Punkte umfassendes Programm erstellt, das zum Teil auch schon im Laufen ist. Denn eines ist klar: je besser das Einkommen und damit der soziale Status von ZuwanderInnen, umso besser ist ihre gesellschaftliche Situation und Position insgesamt, umso besser die Bildungs- und Zukunftschancen für die Kinder". Soziale Mobilität zu erhöhen beginne aber schon im Kindergarten und in der Schule, so die Stadträtin weiter. Wien setze hier schon eine Reihe von Maßnahmen, unterstrich sie. Sämtlichen PädagogInnen der städtischen Kindergärten und Horte stehe, so Frauenberger, ein Netzwerk an muttersprachlichen ExpertInnen zur Verfügung. Diese Muttersprachliche BetreuerInnen bieten flexible und rasche Hilfe bei sprachlichen und kulturellen Problemen, unterstützen bei der Elternarbeit und machen bei Sprachproblemen Sprachüberprüfungen in der Muttersprache. Für die Wiener Kindergärten gibt es außerdem einen eigenen Bildungsplan, der die Arbeitsgrundlage für PädagogInnen darstellt. "Fakt ist jedenfalls, je früher Kinder in den Kindergarten kommen, desto schneller funktioniert auch der Spracherwerb", stellte Frauenberger fest. Sie betonte, dass in Wien die Elternbeiträge für den Kindergarten selbstverständlich sozial gestaffelt sind. Die Forderung der Kinderfreunde nach so einer Staffelung in allen Bundesländern sei daher voll zu unterstreichen, erklärte die Integrationsstadträtin.

Frauenberger sprach sich außerdem für ein verpflichtendes Vorschuljahr für alle Kinder sowie für die gemeinsame Schule der Vielfalt aller 10 bis 14-jährigen aus. Denn einerseits werde dadurch die Sprach- und auch interkulturelle Kompetenz im umfassenden Sinn gefördert, andererseits die Durchlässigkeit des Bildungssystems erhöht. Mit diesem Durchstoßen der gläsernen Decke im Bildungssystem steigen die Job- und Zukunftschancen aller Kinder, stellte sie fest.

Als wesentlichen Aspekt für bessere Bildungschancen für Kinder mit Migrationshintergrund nannte die Integrationsstadträtin die Zusammenarbeit mit und die Mitarbeit der Eltern in Kindergarten und Schule. Frauenberger verwies in diesem Zusammenhang auf die in Wien bereits sehr erfolgreich laufenden "Mama lernt Deutsch" Kurse und die Elternseminare, wo es auch ganz stark um die Vermittlung des Wertes von Bildung gehe.

  • Pinterits:" Von Armut betroffenen Kinder haben wesentlich
schlechtere Chancen auf gute Bildungslaufbahn."

270.000 Kinder in Österreich sind von Armut betroffen oder gefährdet. "Sie haben ungünstigere Entwicklungsbedingungen in schulischer und beruflicher Ausbildung, in den familiären Beziehungen, in ihrer Freizeit und in der Interaktion mit Gleichaltrigen. Manche leiden an Hunger, viele an der Ausgrenzung oder den Härten des Asylgesetzes, alle am Stress des Lebens am Limit", umriss Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits die Probleme, mit denen diese Kinder zu kämpfen haben. Vor allem aber haben sie viel schlechtere Chancen auf eine guten Bildungslaufbahn, wie Studien und Statistiken mittlerweile mehrfach bewiesen haben.

  • Haider: "Wien vorbildlich bei Dichte an Kindergartenplätzen und
    Bildungsplan für Kindergärten"

Bildungsexperte DDr. Günter Haider, Leiter der PISA Studie in Österreich meinte: "43% aller Kinder, die keinen Kindergarten besucht haben, sind als 15-Jährige laut den PISA-Lesetests Risikoschüler/innen, das heißt, sie haben enorme Probleme mit sinnerfassendem bzw. fließendem Lesen. Das sind dreimal so viele Risikoschüler/innen als in jener Gruppe, die den Kindergarten regelmäßig mehr als ein Jahr besucht hat." Haider meinte auch, dass "Chancengerechtigkeit" heißt, jedes Kind so früh und so wirksam zu unterstützen und zu fördern, dass es seine Leistungs- möglichkeiten möglichst optimal ausschöpfen kann. "Dabei kommt es vor allem auf den Anfang an und die bestmögliche Qualität von Frühdiagnostik und Frühförderung. Und die staatlichen Einrichtungen sind vor allem auch in der Pflicht, wenn es gilt, gezielt kompensatorische Unterstützung dort zu leisten, wo Eltern dies nicht können oder wollen", so der Bildungsexperte. Bezüglich der Dichte an Kindergartenplätzen und des Bildungsplans für den Kindergarten bezeichnete Haider Wien als vorbildlich.

Franz Prokop, der stellvertretende Vorsitzende der Wiener Kinderfreunde präsentierte ein Maßnahmenpaket der Kinderfreunde, in dem von verstärkter Elternarbeit, über spezielle Lehrgänge für die MitarbeiterInnen dieser Brennpunktkindergärten bis zu einem mit der Siegmund Freud Universität entwickelten Verfahren zur Feststellung des Sprachstandes von Kindern ab drei Jahren im Kindergarten einiges geboten wird.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) gph

(RK vom 05.09.2007)