Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 12.06.2007:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Gesamtprojekt Hauptbahnhof Wien: Die Bauarbeiten beginnen

Gesamtprojekt Hauptbahnhof Wien: Die Bauarbeiten beginnen

Copyright: Pressefoto Votava

Download (0.45 MB)

Wien (RK). Ein großer Tag für Österreich: in wenigen Jahren werden über 1.000 Züge und 145.000 Menschen pro Tag den neuen Hauptbahnhof Wien frequentieren. Heute, Dienstag, beginnen die Bauarbeiten für das Projekt Südtiroler Platz mit dem Spatenstich durch Wiens Bürgermeister Michael Häupl, Bundesminister Werner ...

Wien (RK). Ein großer Tag für Österreich: in wenigen Jahren werden über 1.000 Züge und 145.000 Menschen pro Tag den neuen Hauptbahnhof Wien frequentieren. Heute, Dienstag, beginnen die Bauarbeiten für das Projekt Südtiroler Platz mit dem Spatenstich durch Wiens Bürgermeister Michael Häupl, Bundesminister Werner Faymann, ÖBB-Chef Martin Huber und den EU-Koordinator für die TEN- Achse 17, Péter Balázs. Der Umbau der Station Südtiroler Platz ist das erste Projekt, das im Rahmen des Gesamtprojekts Hauptbahnhof Wien realisiert wird. In sechs Jahren wird der Hauptbahnhof in Betrieb gehen und den Bahnverkehr weit über die Grenzen Wiens hinaus neu ordnen. Bahnreisende werden eine neue Qualität erleben, die Region einen wirtschaftlichen Impuls. Der Hauptbahnhof Wien wird neue Märkte ansprechen und Menschen verbinden.

Bürgermeister Michael Häupl über die Bedeutung des Hauptbahnhofs für Wien: "Der Hauptbahnhof macht Wien zu einem europäischen Schienenverkehrsknoten ersten Ranges. Damit legen wir die Basis für einen weiteren Ausbau Wiens zum multifunktionalen Wirtschaftszentrum für den zentral- und osteuropäischen Raum. Der zweite positive Effekt ist die massive Aufwertung des gesamten Erweiterungsareals. Dort wo europäische Verkehrslinien an das städtische Netz angeknüpft werden, entsteht ein neuer hochwertiger Stadtteil mit Platz für Arbeiten und Leben."

Infrastrukturminister Werner Faymann streicht die strategische Bedeutung des neuen Bahnhofs hervor: "Der Hauptbahnhof Wien ist eines der wichtigsten Ausbauprojekte für die ÖBB. Das Ziel ist es, die Bahn zu einer wirklich attraktiven Alternative zum Auto und zum Flugzeug zu machen. Mit dem neuen Hauptbahnhof gibt es erstmals einen Durchgangsbahnhof in Wien. Das verkürzt die Fahrzeiten und schafft eine Verbindung der beiden wichtigsten Bahnachsen in Österreich."

In erster Linie ist der Hauptbahnhof Wien ein Bahnhof für Kunden. Dazu ÖBB-Chef Martin Huber: "Wir machen Wien von der Endstation zur Drehscheibe und den Hauptbahnhof zum Zentrum des Taktverkehrs. Reisen wird einfacher und schneller. Wir werden z. B. die Anreise von Linz zum Flughafen Wien in 1 Stunde und 15 Minuten anbieten - heute dauert dies noch mehr als zweieinhalb Stunden. Damit sind wir schneller als alle anderen Verkehrsmittel."****

Drehscheibe für Wien, Österreich und Europa

Derzeit befinden sich auf dem Gelände des heutigen Südbahnhofes zwei Kopfbahnhöfe: der Südbahnhof und der Ostbahnhof; sie liegen unmittelbar nebeneinander und werden getrennt betrieben. Anstelle dieser zwei Kopfbahnhöfe schaffen die ÖBB bis 2013 einen zentralen Durchgangsbahnhof - einen Knotenpunkt im transeuropäischen Schienenverkehr und die wichtigste Drehscheibe für den internationalen und nationalen Personenverkehr.

Erstmals werden die Züge aus allen Richtungen in einem Bahnhof verbunden. Neue Bahnverbindungen werden möglich - beispielsweise von Linz direkt zum Flughafen Wien Schwechat. Bahn fahren wird dadurch rascher und bequemer. Bereits heute arbeiten die ÖBB am Fahrplan für 2013: der Hauptbahnhof wird dann zum Taktknoten für Österreich.

Innerhalb der Stadt werden Reisende in andere öffentliche Verkehrsmittel bequem umsteigen können: zu S-Bahnen, Straßenbahnen, regionale und internationale Autobuslinien und nicht zuletzt zur U-Bahnlinie U1 - sie alle werden mit dem Hauptbahnhof Wien zu einer großen Verkehrsdrehscheibe vereint. Rund 1.000 Abstellplätze für Fahrräder, Plätze für Kiss&Ride und Taxis und eine Tiefgarage binden den Individualverkehr an den Bahnhof an.

Der Hauptbahnhof selbst wird aus fünf Doppelbahnsteigen bestehen. Zu diesen führen die Gleise der Südbahn, der Pottendorferlinie, der Ostbahn und der Schnellbahnlinie S 80. Eine moderne Dachkonstruktion wird für ein markantes Erscheinungsbild und für einen optimalen Witterungsschutz sorgen. Die Reisenden werden über Leitsysteme geführt. Alle Bereiche werden barrierefrei erreichbar sein. Das UVP-Verfahren für dieses Projekt soll noch heuer starten.

Station Südtiroler Platz macht Auftakt

Das Gesamtprojekt Hauptbahnhof Wien beginnt dort, wo künftig der Haupteingang des Bahnhofs sein wird: am Südtirolerplatz. Hier wird zunächst die Schnellbahnstation umgebaut; sie ist heute bereits an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen und nicht barrierefrei.

Wiener Linien und ÖBB errichten nun eine Verbindungspassage von der U-Bahn- bzw. S-Bahnstation Südtirolerplatz zum nördlichen Vorplatz des Hauptbahnhofes. U-Bahn, Straßenbahn und S-Bahn bekommen barrierefreie Zugänge, die Bahnsteige der S-Bahn werden auf 210 m verlängert. Der Umbau wird bis 2009 fertig gestellt und 44 Mio. Euro kosten.

BahnhofCity: wenn der Bahnhof zur Stadt wird

Der Hauptbahnhof Wien wird nicht nur Verkehrsstation sein: hier wird erstmals auch eine völlig neue Dimension einer "BahnhofCity" errichtet - und zwar bereits ab 2009. Unter den künftigen Gleisanlagen und in der Bahnhofshalle entstehen ein Einkaufszentrum mit einer Verkaufsfläche von 20.000 m² und eine Garage mit einer Kapazität von mehr als 600 Stellplätzen. Das heutige Parkdeck am Wiedner Gürtel wird, wie auch der Südbahnhof, abgerissen. Im neuen Hauptbahnhof wird ein breites Angebot an Handel, Dienstleistungen und Gastronomie mit der Verkehrsstation verbunden sein und die bestehende Infrastruktur der Umgebung ergänzen. Zusätzlich zu seiner Reisefunktion wird der Hauptbahnhof damit zum attraktiven Platz zum Arbeiten, Ausgehen und Einkaufen.

Wohnen und Arbeiten: ein neues Stadtviertel entsteht

Auf dem Gelände zwischen Gürtel, Arsenalstraße, Gudrunstraße und Sonnwendgasse wird ein neues Stadtviertel entstehen - mit Büroflächen im Ausmaß von 550.000 m² Bruttogeschoßfläche und 5.500 neuen Wohnungen für rund 13.000 Menschen. Mit einem acht Hektar großen Park wird auch ein Erholungsgebiet geschaffen. Ein Kindergarten und zwei Schulen sorgen für die soziale Infrastruktur. Insgesamt werden 59 ha städtebaulich entwickelt - und das nur 2,5 km vom Stephansdom entfernt. Rund 20.000 Menschen werden hier insgesamt arbeiten. Die ersten Einheiten sollen 2012 fertig sein.

Mit dem Hauptbahnhof Wien wird auch die Barrierewirkung der heutigen Schieneninfrastruktur deutlich reduziert; die angrenzenden Bezirke werden durch neue Straßen und Fußwege an mehreren Stellen verbunden.

Standortkonzentration Matzleinsdorf: Bahnbetrieb im Hintergrund

Zusätzlich zum Hauptbahnhof Wien setzen die ÖBB zeitgleich ein weiteres Projekt um, das die Weichen für den Bahnverkehr in diesem Bereich neu stellt: die Konzentration der Serviceeinrichtungen für die Wartung und Pflege der Züge. Bis 2009 werden sie am früheren Frachtenbahnhof Matzleinsdorf zentral zusammengeführt - samt aller notwendigen Zu- und Nachlaufgleise. Bisher sind diese Einrichtungen auf sieben Standorte in Wien verteilt. Mit dieser Standortkonzentration schaffen die ÖBB eine moderne Infrastruktur für die Abläufe im Hintergrund.

Abseits der direkten Wahrnehmung durch die Kunden der Bahn bauen die ÖBB außendem Abstell- und Wendeanlagen, eine Verladestelle für Autoreisezüge, Anlagen für die Außenreinigung und neue Tragwerke über die Laxenburgerstrasse, die Landgutgasse und die Triesterstrasse. Die Logistik im Hintergrund wird völlig neu geordnet.

Über zwei Milliarden Euro Investition

In die Errichtung der neuen Bahninfrastruktur einschließlich der Verkehrsstation fließen rund 886 Mio. Euro; hier ist die Inflationsanpassung der nächsten Jahre bereits berücksichtigt. Dieser Betrag wird größtenteils über den ÖBB-Rahmenplan aufgebracht - dem Instrument zur Abwicklung der Infrastrukturinvestitionen der ÖBB. Wesentliche Kostenbeiträge werden aber auch die Gemeinde Wien, TEN-Förderungen und die Erlöse aus der Immobilienentwicklung liefern. Das Einkaufszentrum und die Standortkonzentration Matzleinsdorf werden durch die ÖBB komplett eigenfinanziert. Die Gemeinde Wien wiederum wird die Kosten für die technische und soziale Erschließung des neuen Stadtviertels tragen; hier wird mit einem Aufwand von über 100 Mio. Euro gerechnet. Im gesamten Areal werden in den nächsten neun Jahren in Summe - von der Schieneninfrastruktur bis zu neuen Wohnungen - voraussichtlich über zwei Mrd. Euro investiert.

Parallel zu den Bauarbeiten am Südtirolerplatz werden nun auch die UVP-Verfahren für das Schieneninfrastruktur-Projekt, den neuen Stadtteil und die neuen Straßen weiter vorbereitet. Die Verfahren sollen noch heuer beginnen.

Bürgerbeteiligung

Bereits bisher wurden die Bürger in unmittelbarer Umgebung des Entwicklungsgebietes in die Vorbereitung des Projekts eingebunden. Im Juni und Juli 2006 sorgte eine Ausstellung für reges Interesse; zum Projekt wurden dabei zahlreiche Stellungnahmen abgegeben und bestmöglich berücksichtigt. Bewährt haben sich auch Informationsveranstaltungen in den Bezirken; sie soll es weiterhin geben. Auch eine eigene Homepage für das Projekt wird vorbereitet.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) mmr/lan

(RK vom 12.06.2007)