Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 16.03.2007:
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Brandsteidl und Strobl zur Kooperativen Mittelschule in Wien

Wien (RK). "Keine Frage: Das große Ziel jeder Schulreform muss mehr denn je die Schaffung einer gemeinsamen Schule der 6- bis 15-Jährigen sein - so wie das international längst Standard ist und nicht zuletzt von PISA-Sieger Finnland mit großem Erfolg vorexerziert wird. Zugleich gilt es aber in der momentanen ...

Wien (RK). "Keine Frage: Das große Ziel jeder Schulreform muss mehr denn je die Schaffung einer gemeinsamen Schule der 6- bis 15-Jährigen sein - so wie das international längst Standard ist und nicht zuletzt von PISA-Sieger Finnland mit großem Erfolg vorexerziert wird. Zugleich gilt es aber in der momentanen österreichischen Schullandschaft, die von Selektion, Notendruck und sozialer Benachteiligung geprägt ist, schulorganisatorisch Weichen zu stellen. Mit der Kooperativen Mittelschule (KMS) macht Wien das bereits seit dem Jahr 2003/04 und gerade die in der KMS verwirklichte innere Differenzierung sowie die schulischen Förder- und Stützsysteme dort bedeuten ein echtes Asset", stellte Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Vizepräsidenten des Wiener Stadtschulrats Walter Strobl heute fest.****

Brandsteidl: "Nicht für jeden Schüler ist ein Übertritt in die AHS-Unterstufe der beste Weg. Gerade um die Umstellung von der Volksschule in die Mittelschule zu erleichtern, aber auch um dem Kind eine besonders intensive individuelle Förderung zukommen zu lassen, ist die KMS besonders geeignet. Gerade für Eltern, die ihr Kind nicht in die 'unfreiwillige Gesamtschule AHS' geben möchten, ist die KMS eine echte Alternative."

Der Vizepräsident des Stadtschulrates Walter Strobl wiederum betonte, dass aus seiner Sicht "die Frage der Schulorganisation keinen Aufschluss über den Erfolg eines bestimmten Schulsystems gibt". Das zeige die innerdeutsche PISA-Studie, nach der Bayern mit seinem differenzierten Schulsystem (vergleichbar mit Österreich) besser als die Bundesländer mit Gesamtschulen abschneide. Dennoch, so Strobl weiter: "Mir geht es um die beste Schulform für Wien. Und hier ist es Tatsache, dass wir rasch Antworten auf gesellschaftliche Entwicklungen - etwa zum enormen Run auf die AHSen gerade im Ballungsraum - geben müssen. Gesundbeten oder das Rad der Schulentwicklung zurückdrehen zu wollen, sind sicher keine geeigneten Ideen. Dass sich hier dann eine Gesamtschuldiskussion aufdrängt, ist nicht wirklich überraschend."

Als Stärke der KMS bezeichnete Strobl in diesem Zusammenhang, dass sie besser auf weitere Bildungswege vorbereite: "Die verschiedenen Kooperationen sichern eine gute Vorbereitung auf einen Übertritt in die AHS-Oberstufe sowie in weiterführende berufsbildende mittlere und höhere Schulen. Grund hierfür sind die modernen Formen des Unterrichts und die klaren Differenzierung nach Interessen und Begabungen in der KMS."

Fakten zur Kooperativen Mittelschule

1999 haben SPÖ und ÖVP in Wien die Kooperative Mittelschule (KMS) als ein Alternativkonzept zur "klassischen Hauptschule" in zwei Modellvarianten erarbeitet. Im Dezember 2002 wurde im Kollegium des Stadtschulrats für Wien einstimmig beschlossen, die beiden KMS-Modelle ab dem Schuljahr 2003/04 umzusetzen.

Kooperation mit anderen Schularten:

  • horizontale Kooperation: Pflichtschulstandorte kooperieren mit
    AHS-Unterstufe; wechselseitiger LehrerInnen-Einsatz
  • vertikale Kooperation: Pflichtschulstandorte kooperieren mit
    berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, Oberstufen der
    allgemeinbildenen höheren Schulen und Berufsschulen; LehrerInnen
    der Kooperationsschulen unterrichten am Pflichtschul-Standort

Vorteile der Kooperationen:

  • Erleichterung des Übertrittes in weiterführende Schulen
  • verstärkte Berufs- und Bildungslaufbahnorientierung
  • Zusammenfluss der Kompetenzen der LehrerInnen der kooperierenden
    Schularten

Qualitätskriterien:

  • Standortspezifischer Schulversuchsplan (schulautonome
    Beschlussfassung)
  • Schulversuch und Projekt für 4 Jahre (horizontale Kooperation)
    bzw. 2 Jahre (vertikale Kooperation)
  • Schwerpunktbildung
  • Berechtigungen sind eindeutig in den Abschlusszeugnissen
    ausgewiesen

Pädagogisches Konzept:

  • möglichst stabile kleine Jahrgangsteams: das heißt, dass die
    SchülerInnen eines Jahrgangs von überschaubaren LehrerInnen
    Teams unterrichtet werden - hierdurch wird der Übergang vom
    Klassenlehrersystem der Volksschule in die Mittelstufe
    erleichtert;
  • Individualisierung und Differenzierung: Teamteaching in
    heterogenen Lerngruppen ermöglicht auf die individuellen
    Begabungen der SchülerInnen bestmöglich eingehen zu können;
  • Verpflichtung zur Kooperation gewährleistet die Verlässlichkeit
    des Angebots der schulischen Kooperation und dient der
    Qualitätssicherung;
  • fächerübergreifender Unterricht: Lerninhalte können von den
    SchülerInnen unter den verschiedenen Fachaspekten
    fächerübergreifend bearbeitet werden; das fördert vernetztes
    Denken und eröffnet somit den Zugang für lebensbegleitendes
    Lernen;
  • Projektunterricht, handlungsorientiertes und selbstgesteuertes
    Lernen fördern Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz;
  • Individuelle Rückmeldeverfahren unterstützen die Transparenz der
    Leistungsbeurteilung für SchülerInnen und Eltern

Schwerpunkt-Schulen: Zusätzlich haben sich die Schulen ein eigenständiges Schulprofil erarbeitet, hierdurch konnten klar definierte KMS-Schwerpunktschulen entwickelt werden - z.B.:

  • KMS mit Schwerpunkt Musik: 4
  • KMS mit Schwerpunkt Sport: 6
  • KMS mit Schwerpunkt Informatik: 13
  • KMS mit Schwerpunkt Media: 1
  • KMS mit Schwerpunkt Berufsorientierung (College für
    Berufsorientierung): 11
  • KMS mit Schwerpunkt Fremdsprache Englisch: 15

(Schluss) ssr

(RK vom 16.03.2007)