Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.01.2007:
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Klimaschutz in Wien: Ziele bereits zur Halbzeit erreicht!

Wien (RK). Ein positives Zeugnis stellt die Österreichische Energieagentur (die seit 1977 als unabhängige Agentur für Energiefragen agiert) dem Wiener Klimaschutzprogramm (KliP) aus. Bereits zur Halbzeit des KliP - also 2005 - wurde die angestrebte jährliche CO2-Einsparung erreicht, denn Wien spart jährlich annähernd ...

Wien (RK). Ein positives Zeugnis stellt die Österreichische Energieagentur (die seit 1977 als unabhängige Agentur für Energiefragen agiert) dem Wiener Klimaschutzprogramm (KliP) aus. Bereits zur Halbzeit des KliP - also 2005 - wurde die angestrebte jährliche CO2-Einsparung erreicht, denn Wien spart jährlich annähernd 2,4 Millionen Tonnen CO2 ein. Das im November 1999 im Wiener Gemeinderat beschlossene KliP umfasst 36 Maßnahmenprogramme, bis zum Jahr 2010 sollten 2,6 Millionen Tonnen an jährlichen CO2-Emissionen gegenüber dem prognostizierten Trendwert für 2010 vermieden werden. "Ich freue mich über diese positive Zwischenbilanz, sie zeigt einmal mehr, dass wir in Wien auf dem richtigen Weg sind und die 36 Maßnahmenprogramme mit den vielen, vielen Einzelmaßnahmen absolut zielführend sind. Österreichweit hat Wien dadurch die geringsten CO2-Emissionen pro Kopf, nämlich 5,7, während sie österreichweit bei 11,2 Tonnen liegen", so Umweltstadträtin Maga Ulli Sima im Rahmen des Pressegesprächs des Bürgermeisters. An der Umsetzung sind der Großteil der Dienststellen des Magistrats, zahlreiche Unternehmen der Stadt Wien, wie etwa Wien Energie, die Wiener Linien, Wiener Wohnen oder der Wiener Krankenanstaltenverbund sowie der Wohnfonds und der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds beteiligt. Koordiniert wird diese Umsetzung durch die in der Magistratsdirektion angesiedelte Klimaschutzkoordinatorin, Maga DDrin Christine Fohler- Norek.****

"Neben dieser positiven Entwicklung stellt die Energieagentur aber auch fest, dass aufgrund von geänderten Rahmenbedingungen, wie der Liberalisierung der Energiemärkte in der EU, die Emissionsprognose des KliP für 2010 revidiert werden musste", erläuterte Fohler-Norek. Auf Grund der Überlagerung des er- folgreichen Beginns der Umsetzung der Maßnahmenprogramme durch klimapolitisch negative Entwicklungen ist in den Sektoren "Ver- kehr" und "Energieversorgung" weiterhin ein steigender Trend hin- sichtlich der Treibhausgasemissionen zu verzeichnen. "Eine konsequente Weiterführung der KliP-Maßnahmenprogramme ist un- erlässlich, wir arbeiten bereits an KliP II, um diesem Trend entgegenzuwirken", so Sima.

Das KliP als erfolgreiches Beschäftigungs- und Wirtschaftsprogramm

Als weiteres erfreuliches Detail zeigt die Studie der Österreichischen Energieagentur, dass das KliP nicht nur positive Klimaschutzeffekte hervorruft, sondern auch zu einer positiven volkswirtschaftlichen Entwicklung beiträgt.

Die Experten berechneten, dass die Maßnahmen über die Periode 1999 bis 2007 ein Investitionsvolumen in der Höhe von 7,171 Mrd. Euro ausgelöst haben. Der Wertschöpfungseffekt beträgt über diesen Zeitraum 16,473 Mrd. Euro. Weiters können laut Energieagentur jährlich 32.900 Arbeitsplätze gesichert werden. "Dies zeigt einmal mehr, dass der Klimaschutz ein ganz zentraler Jobmotor ist, den es österreichweit zu nützen gilt", so Sima.

Wiener KliP als Erfolgsmodell

1999 wurden insgesamt 241 Einzelmaßnahmen in 36 Maßnahmenprogrammen in den Handlungsfeldern "Fernwärme- und Stromerzeugung", "Wohnen", "Betriebe", "Mobilität" und "Stadtverwaltung" beschlossen. Die Österreichische Energieagentur konstatiert in ihrem aktuellen Bericht einen sehr hohen Umsetzungsgrad des KliP:

  • der massive Ausbau und die Beschleunigung des öffentlichen
    Verkehrs in Wien
    - Die Gesamtlänge der U-Bahn-Linie U1 beträgt seit der Eröffnung
    des Streckenabschnitts von Kagran nach Leopoldau 14.656 Meter,
    2006 wurden 5 neue U1-Kilometer eröffnet.
    - Insgesamt umfasst das Wiener U-Bahn-Netz damit über 66
    Kilometer Länge, etwa die Entfernung zwischen Wien und St.
    Pölten.
  • die Effizienzsteigerung der Schienenflotte
  • die fußgängerfreundliche und barrierefreie Gestaltung von
    öffentlichem Raum
  • Effizienzsteigerungen bei Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen
    - Durch Einbau von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in den kalorischen
    Kraftwerken konnte die Effizienz des Wiener Kraftwerkparks um
    10 Prozent gesteigert werden.
  • die Forcierung des Fernwärmeausbaus
    - Etwa 251.000 Wohnungen sind derzeit an das Fernwärmenetz
    angeschlossen (Stand: 30.9.2005). Dies entspricht einer
    jährlichen CO2-Einsparung von ca. 1.300.000 Tonnen gegenüber
    Ölbetrieb (Heizöl extra leicht) oder 620.000 Tonnen gegenüber
    Gasbetrieb.
  • der Ausbau der Nutzung von erneuerbaren Energieträgern
    - Biomassekraftwerk Simmering, "Sonne für Wien" - Verdoppelung
    der Solarförderung, "Wärme aus dem Kanal",
    Kleinwasserkraftwerk Nußdorf etc.
  • die Konzeption und Umsetzung des Städtischen
    Energieeffizienzprogramms (SEP)
    - Energiesparkonzept mit über 100 Einzelmaßnahmen. Ziel ist es,
    bis zum Jahr 2015 den Anstieg des Energieverbrauches von
    prognostizierten 12 Prozent auf 7 Prozent zu reduzieren. Das
    bedeutet eine jährliche Reduktion von 180 Gigawattstunden und
    entspricht in etwa dem Stromverbrauch von St. Pölten.
  • die Thermisch-energetische Wohnhaussanierung (THEWOSAN)
    - sichert Wien rund 2.000 Arbeitsplätze pro Jahr
    - Sanierung von 51.770 Wohnungen zwischen 2000 und 2005 durch
    THEWOSAN entlastet das Klima um jährlich 82.400 Tonnen CO2.
    - Zusätzlich werden durch Sanierungen im Rahmen anderer
    Förderschienen jährlich 134.000 Tonnen CO2 eingespart.

Problemfelder Verkehr und Energie

Neben den vielen Erfolgen gibt es jedoch zwei Bereiche, wo es Nachjustierungsbedarf gibt, weil die Emissionen weiterhin steigen. Wenngleich die oben erwähnten Erfolge erzielt werden konnten, wurde im Bereich der Energie die als Ziel verankerte Steigerung der Brennstoffausnutzung bei der kalorischen Stromerzeugung durch Effekte der Liberalisierung des Strommarkts behindert. Im Bereich Verkehr steigen die Emissionen durch das erhöhte Mobilitätsbedürfnis. Im Übrigen werden aufgrund der Methodik der Treibhausgasbilanz Wien etwa mehr CO2-Äquivalente zugerechnet, als im Wiener Straßennetz tatsächlich emittiert werden. Nichts desto trotz bedarf es in den Bereichen Verkehr und Energie verstärkter Anstrengungen.

Im Masterplan Verkehr 2003 wurden zahlreiche Maßnahmen beschlossen, die in Sachen Klimaschutz von zentraler Bedeutung sind:

a) Verminderung des motorisierten Individualverkehrs auf 25 % aller Wege

b) Erhöhung des Radverkehrs möglichst rasch auf 8 %

c) Steigerung des Öffentlichen Verkehrs von 34 % auf 40 % sowie

d) im stadtgrenzenüberschreitenden Verkehr Änderung der Verkehrsmittelaufteilung zwischen Öffentlichem Verkehr und motorisiertem Individualverkehr von 35 % zu 65 % auf 45 % zu 55 %

Die U-Bahn ist das mit Abstand beliebteste und - bei der Fahrgastentwicklung - erfolgreichste innerstädtische Verkehrsmittel. Wenn die U-Bahnverlängerungen der dritten Ausbauphase (U1-Nord, U2-Aspern) 2009 in Betrieb gehen, umfasst das Wiener U-Bahn-Netz rund 75 Kilometer und rund 100 Stationen.

Die Streckenabschnitte mit Priorität sind die:

  • U1-Süd in den Raum Rothneusiedl
  • U2-Nord in Richtung Flugfeld Aspern
  • U2-Verlängerung vom Karlsplatz über die Aspanggründe zum Arsenal
    und zum Frachtenbahnhof Südost
  • U6-Nord nach Stammersdorf/Rendezvousberg

Stabilisierung des Fußgängerverkehrs:

  • Schaffung eines durchgängigen zusammenhängenden Fußwegenetzes
  • Eine durchgehende, frei begehbare Mindest-Gehsteigbreite von 2
    Meter auch bei neuen Platzgestaltungen und temporären
    Einrichtungen, wie Kfz-Abstellplätzen.
  • Die Schnittstellen zwischen dem Hauptstraßennetz und dem
    Nebenstraßennetz sollen durch besondere bauliche Maßnahmen
    deutlich erkennbar gemacht werden (z. B. durchgezogene Geh
    steige, Anhebung von Kreuzungsplateaus).
  • Bei Ampelgeregelten Fußgängerübergängen soll die mittlere
    Wartezeit für Fußgänger auf max. 40 Sek. reduziert werden, die
    Grünphase in Sekunden soll ident mit der Schutzweglänge in
    Metern sein.
  • Die Überwindung von Höhenunterschieden soll durch die
    Nachrüstung bestehender Stiegenanlagen mit Rampen für
    Rollstuhlfahrer und Kinderwägen erleichtert werden.
  • Stationen des Öffentlichen Verkehrs sowie stark frequentierte
    Über- und Unterführungen werden grundsätzlich mit Liftanlagen
    ausgestattet sein.
  • Für den motorisierten Individualverkehr wird außerhalb des
    Hauptstraßennetzes die Einführung zusammenhängender Tempo-30
    -Zonen angestrebt. Tempo 30 fördert die Verkehrssicherheit und
    ist die Voraussetzung für einen erfolgreichen Mischverkehr.

Anforderungen im Radverkehr:

  • Damit den unterschiedlichen Anforderungen der RadfahrerInnen
    Rechnung getragen werden kann, soll die Benützungspflicht von
    Radwegen in der StVO aufgehoben werden.
  • Sichere und bequeme Fahrradabstellplätze gehören ebenfalls ins
    Programm, weshalb sie bei der Errichtung bzw. im Umbau von
    Gebäuden gesetzlich verankert werden und die Schaffung von
    Abstellanlagen im dicht bebauten Gebiet bzw. bei älterer
    Bausubstanz durch innovative Pilotprojekte gefördert. An den
    Stationen des Öffentlichen Verkehrs, vor allem in den
    Außenbezirken, sollen überdachte und auch gesicherte "Bike &
    Ride"-Anlagen errichtet werden.
  • Für den weiteren Ausbau des Radwegenetzes sind bis zum Jahr 2008
    rund 30 Millionen Euro budgetiert. Für die Errichtung von
    Fahrradabstellplätzen sollen auch Mittel aus der
    Parkometerabgabe herangezogen werden können.

Im Bereich Energie wird das beschlossene Energieeffizienzprogramm konsequent umgesetzt. Weiters wird der Bereich der erneuerbaren Energien forciert, wie etwa die Sicherung der Solarförderung etc. Auch im Kraftwerks-Bereich kommt es zu weiteren Modernisierungen, wie etwa durch Repowering des Kraftwerks Simmering.

Österreich Schlusslicht beim Kyoto-Ziel

"Österreich ist innerhalb der EU zu den Schlusslichtern beim Klimaschutz geworden, von der Erreichung des Kyoto-Ziels ist Österreich Lichtjahre entfernt", so Sima. Zwischen 1990 und 2005 haben Österreichs Treibhausgasemissionen um 18,1 % zugenommen. Laut Kyoto-Ziel müsste Österreich jedoch eine Reduktion von 13 % bis 2008/12 erreichen. "Der nun im Regierungsprogramm vereinbarte Energie- und Klimaschutzfonds in der Höhe von 500 Millionen Euro ist ein Schritt in die richtige Richtung", so Sima. "Wir übernehmen ein schweres Erbe der schwarz-orangen Bundesregierung. Es braucht mit Sicherheit eine nationale Kraftanstrengung, um das Kyoto-Ziel noch zu erreichen", so Sima. Strikt lehnt Sima in diesem Zusammenhang das "Freikaufen" der Klimaverpflichtungen ab. "Klimaschutzmaßnahmen im Inland schaffen Arbeitsplätze, das zeigt auch das Beispiel Wien. Klimaschutzmaßnahmen sind eine enorme Chance für den Arbeitsmarkt österreichweit und eine win-win- Situation für alle", so Sima.

Wien geht Weg konsequent weiter - KliP II in Vorbereitung

Die von der Energieagentur erstellte Zwischenbilanz zur Halbzeit des KliP ist für Wien auch ein klarer Arbeitsauftrag. "Selbstverständlich werden die bisher erfolgreichen KliP- Umsetzungsmaßnahmen konsequent weiter geführt", so Fohler-Norek. Zudem hat die Stadt Wien längst selbst erkannt, dass zur Erreichung der Klimaschutzziele zusätzlich zu dem im Jahr 1999 beschlossenen Klimaschutzprogramm weitere Maßnahmen notwendig sein werden. So wurden schon im Jahr 2003 im Masterplan Verkehr unter anderem für den Klimaschutz wichtige Ziele und Maßnahmen formuliert. Auch in den Stadtentwicklungsplan 2005 sind die Aspekte des Klimaschutzes eingeflossen. Jüngstes Beispiel für eine Weiterentwicklung des Klimaschutzes ist das im vergangenen Juni vom Wiener Gemeinderat beschlossene "Städtische Energieeffizienzprogramm (SEP)", dessen Umsetzung soeben anläuft und wesentlich positive Impulse bewirken wird.

Nicht zuletzt wird derzeit schon an der Ausarbeitung einer Fortschreibung des Wiener Klimaschutzprogramms ("KliP II") mit geplantem Geltungshorizont 2020 gearbeitet. Es soll im Jahr 2009 dem Wiener Gemeinderat zu Beschlussfassung vorgelegt werden.

(Schluss) vor

  • Rückfragehinweis:
    Mag. Anita Voraberger
    Tel.: 4000/81353
    Handy: 0664/165 86 55
    E-Mail: vor@ggu.magwien.gv.at

(RK vom 30.01.2007)