Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 10.11.2006:
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Brandsteidl zu 30 Jahre "Integration an Wiener Pflichtschulen"

Wien (RK). "Keine Frage: Was die Integration verhaltensauffälliger Kinder an den Pflichtschulen angeht, ist Wien nicht allein in Österreich Vorreiter, sondern kann auch als international beispielgebend bezeichnet werden. Bereits vor 30 Jahren wurde begonnen, die heute noch bestehenden Modelle der Integration so ...

Wien (RK). "Keine Frage: Was die Integration verhaltensauffälliger Kinder an den Pflichtschulen angeht, ist Wien nicht allein in Österreich Vorreiter, sondern kann auch als international beispielgebend bezeichnet werden. Bereits vor 30 Jahren wurde begonnen, die heute noch bestehenden Modelle der Integration so genannter 'schwieriger Kinder' an unseren Schulen umzusetzen. Es wurde ein Weg beschritten, von dem man heute mit bestem Gewissen sagen muss, dass er sich gelohnt hat: Vor allem für die vielen Kinder, denen auf diese Weise eine bestmögliche Vorbereitung auf die Zukunft und auch das 'Leben außerhalb der Schule' geboten wurde", stellte Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl anlässlich des 30- jährigen Jubiläums der Integration verhaltensauffälliger SchülerInnen an Wiens Pflichtschulen fest. Zu diesem Jubiläum hatte es gestern eine große Festveranstaltung im Wiener Rathaus gegeben.

Hintergrund: Der Start zur Integration verhaltensauffälliger Kinder an Wiener Pflichtschulen erfolgte 1976, vorher noch wurde die Beschulung dissozialer Kinder an die traditionell ausgerichteten Sondererziehungsschulen, die meist einem Kinderheim angeschlossen waren (Stichwort "Heimschule"), delegiert. Getragen vom Zeitgeist und mit dem Ziel, die schulische Integration benachteiligter Kinder (wie auch in anderen europäischen Ländern) voranzutreiben, entwickeln sich in Wien im Schuljahr 1976/1977 zwei pädagogische Richtungen:

1. Die "Ambulante Betreuung verhaltensauffälliger Kinder" an Wiener Pflichtschulen durch BeratungslehrerInnen. Für besonders schwierige "Fälle" wurde die "integrativ orientierte Förderklasse" entwickelt.

2. Nach der Methode des Psychoanalytikers Michael Balint unter der Leitung von (damals) Oberarzt Dr. Max Friedrich (Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters) entstand das Konzept, einen speziellen Lehrertyp zu entwickeln, der auch auf die sozialen und emotionalen Probleme von Kindern einzugehen vermag: Die so genannten Psychagogischen BetreuerInnen.

Derzeitiger Stand: Rund 6000 Kinder wurden im Schuljahr 2005/2006 von BeratungslehrerInnen und Psychagogischen BetreuerInnen betreut. 500 wurden 2005/2006 in speziellen Klassen beschult, um eine bestmögliche Reintegration in die Regelschule zu ermöglichen. Spektrum dieser "speziellen Klassen": Von der für Kinder in der Schuleingangsphase konzipierten "Mosaikklasse" bis zur Beschulung noch schulplichtiger Jugendlicher an der Jusitizanstalt "Josefstadt".

Brandsteidl abschließend: "Uns geht es besonders darum, dass dieses Angebot niederschwellig (ohne Eingangshürden) ist und neben den Kindern auch deren Erziehungsumfeld, sprich die Eltern, aber auch betroffene Institutionen der Kinder- und Jugendwohlfahrt, miteinbezieht. Das Wiener Modell der Integration verhaltensauffälliger Kinder ist ein erfolgreiches System, um das Wien international beneidet wird. Darauf sind wir stolz." (Schluss) ssr

(RK vom 10.11.2006)