Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.10.2006:
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Stadt Wien: Türkischsprachiges Service bei Vorsorgeuntersuchung

Wien (RK). Ab November 2006 erhalten türkischsprachige PatientInnen bei der Gesundenuntersuchung in der Vorsorgeuntersuchungsstelle der MA 15, Sorbaitgasse 3, muttersprachliche Unterstützung: beim Ausfüllen der Formulare sowie bei Fragen zu Gesundheit, Familie, Wohnen und Soziales. Während der Untersuchung selbst ist ...

Wien (RK). Ab November 2006 erhalten türkischsprachige PatientInnen bei der Gesundenuntersuchung in der Vorsorgeuntersuchungsstelle der MA 15, Sorbaitgasse 3, muttersprachliche Unterstützung: beim Ausfüllen der Formulare sowie bei Fragen zu Gesundheit, Familie, Wohnen und Soziales. Während der Untersuchung selbst ist eine türkischsprachige weibliche Medizinerin anwesend. Mit diesem Service sollen vor allem weibliche Migrantinnen motiviert werden, das Angebot der kostenlosen Vorsorgeuntersuchung in Anspruch zu nehmen. Denn regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen sind wichtig, um Krankheiten rechtzeitig zu erkennen und fachgerecht zu behandeln.****

Das rot-grüne Projekt "Ich bleib' gesund - Saglikli kalacagim" geht auf die Initiative der beiden Gemeinderätinnen Dr. Claudia Laschan und Dr. Sigrid Pilz zurück und wird vom Wiener Programm für Frauengesundheit, unterstützt vom Frauengesundheitszentrum FEM Süd, in Zusammenarbeit mit der Magistratsabteilung 15 - Gesundheitswesen und Soziales umgesetzt.

Informationsdefizite und Missverständnisse in der Arzt- Patienten-Kommunikation reduzieren

"Wir wollen Menschen, deren Deutschkenntnisse nicht ausreichen, um ein zufriedenstellendes Arzt-Patienten-Gespräch zu führen, den Zugang zur Gesundheitsvorsorge in Wien erleichtern", sagt die Leiterin der MA 15, Mag. Renate Pommerening-Schober. Angebote zur Gesundheitsvorsorge werden von MigrantInnen leider viel zu seltener in Anspruch genommen. Neben sprachlichen und kulturellen Barrieren sind häufig Informationsdefizite für die Nichtinanspruchnahme ausschlaggebend. "Kompetente muttersprachliche Unterstützung bei der Untersuchung kann nicht nur zur Früherkennung von Krankheiten und besseren Heilungschancen beitragen, sondern vermeidet auch Fehlbehandlung", sieht Mag. Pommerening-Schober in muttersprachlichen Angeboten eine Chance, Missverständnisse in der Arzt-Patienten-Kommunikation zu reduzieren.

Neben einer türkischsprachigen Medizinerin, die die PatientInnen während der Untersuchung begleitet und beim Erklären der Untersuchungsergebnisse sowie bei der Zuweisung zu niedergelassenen ÄrztInnen sprachlich assistiert, ist auch eine psychosoziale Beratung in Türkisch eingeplant: "Menschen mit Migrationshintergrund sind sehr häufig neben körperlichen Belastungen einer Vielzahl psychosozialer Probleme ausgesetzt, die das gesundheitliche Wohlbefinden massiv beeinträchtigen. Noch stärker belastet sind Migrantinnen, die unter der weiblichen Dreifachbelastung leiden und neben der Erwerbsarbeit die Verantwortung für Haushalt, Kinder und Familie tragen. Deshalb ist Migrantinnengesundheit eines der Handlungsfelder des Wiener Programms für Frauengesundheit", sagt Frauengesundheitsbeauftragte Univ.-Prof.Dr. Beate Wimmer-Puchinger. Das Wiener Programm für Frauengesundheit will mit dem Projekt MigrantInnen motivieren, mehr an die eigene Gesundheit zu denken und hofft, durch muttersprachliche Beratung und Untersuchung an einem Ort sowie durch Einsatz einer weiblichen Medizinerin allfällige Hemmschwellen zu beseitigen.

Nicht zufällig wurde der 15. Wiener Gemeindebezirk für dieses Projekt ausgewählt, erklärt Gemeinderätin Dr. Claudia Laschan am Montag: "Der Anteil niedriger Bildungs- und Einkommensschichten ist hier hoch, was den Gesundheitsstatus der Bevölkerung negativ beeinflusst. Denn sozioökonomische Belastungen fördern nachweislich gesundheitliche Belastungen." So ist die Lebenserwartung von Frauen im 15. Bezirk im wienweiten Vergleich am niedrigsten. Frauen mit Migrationshintergrund sind von diesen Belastungen in hohem Maße betroffen. "Die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht darf in Wien nicht Schicksal sein und die Lebenserwartung einer ganzen Bevölkerungsgruppe reduzieren", unterstreicht Gemeinderätin Dr. Sigrid Pilz die Intention dieses rot-grünen Projekts, BürgerInnen türkischer Muttersprache besser zu informieren und zur Inanspruchnahme der kostenlosen Vorsorgeuntersuchung zu ermutigen.

Programmatischer Projekttitel "Ich bleib' gesund - Saglikli kalacagim"

Der zweisprachige Projekttitel "Ich bleib' gesund - Saglikli kalacagim" soll vermitteln, wie wichtig die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung zur frühzeitigen Erkennung von Krankheiten ist. Ein gleichnamiger türkischsprachiger Folder klärt über die präventive Bedeutung der Gesundenuntersuchung sowie über die einzelnen Untersuchungsschritte auf. Der Folder wird im regionalen Einzugsgebiet der Vorsorgeuntersuchungsstelle verteilt, das ist neben dem 15. auch der 14., 16. und 17. Bezirk, wo rund 10.300 türkische Staatsangehörige leben. Zur Zielgruppe zählen selbstverständlich auch bereits eingebürgerte MigrantInnen, die die deutsche Sprache in nicht ausreichendem Maße beherrschen. Wichtig ist auch eine zielgruppengerechte Bewerbung. sollen MigrantInnenvereine, Moscheen und Beratungseinrichtungen über dieses Service informiert werden

Das türkischsprachige Service startet am 3. November in der Vorsorgeuntersuchungsstelle der MA 15, Sorbaitgasse 3, im 15. Bezirk. Zur Gesundenuntersuchung ist bitte die E-Card mitzunehmen, denn sie gilt als Versicherungsnachweis für Versicherte.Das Projekt wurde als Pilotprojekt für ein Jahr konzipiert.

  • Blutabnahme: Jeden Freitag, zwischen 7.30 und 9.30 Uhr
  • Sozialberatung in Türkisch: Freitag von 8.00 bis 11.00 Uhr
  • Auf Wunsch wird ein Untersuchungstermin vereinbart, bei dem eine
    türkischsprachige Medizinerin anwesend ist.
  • Türkischsprachige Informationsfolder sind erhältlich beim
    Broschürenservice des Fonds Soziales Wien, Tel. 4000-66 100

(Schluss) red

  • Rückfragehinweis:
    Mag. Alexandra Grasl
    Wiener Programm für Frauengesundheit
    Fonds Soziales Wien
    Tel.: 01-4000-66 779,
    E-Mail: alexandra.grasl@fsw.at

(RK vom 30.10.2006)