Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.06.2006:
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Rieder: Startschuss für Wiener Energieeffizienz-Programm

Rieder: Startschuss für Wiener Energieeffizienz-Programm

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Wien (RK). "Die Wiener Energiepolitik ist nicht nur auf eine effiziente, ressourcenschonende und umweltfreundliche Energiegewinnung ausgerichtet, sondern auch auf den effizienten und sparsamen Einsatz der Energie auf der Verbraucherseite. Gerade in Zeiten wo einerseits die Energiepreise auf dem Weltmarkt und ...

Wien (RK). "Die Wiener Energiepolitik ist nicht nur auf eine effiziente, ressourcenschonende und umweltfreundliche Energiegewinnung ausgerichtet, sondern auch auf den effizienten und sparsamen Einsatz der Energie auf der Verbraucherseite. Gerade in Zeiten wo einerseits die Energiepreise auf dem Weltmarkt und andererseits der Energiebedarf kontinuierlich steigen, muss man sich die Frage stellen, wo es zusätzliche Möglichkeiten gibt, den Energieverbrauch zu verringern ohne einen Qualitäts- und Komfortverlust in Kauf nehmen zu müssen", erklärte Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder, anlässlich der Präsentation des Energieeffizienz-Programms der Stadt Wien am Freitag.

"Ähnlich wie es beim KliP-Klimaschutzprogramm der Fall war, haben wir deshalb in den letzten beiden Jahren in einem parteienübergreifenden Prozess ein Energiesparkonzept mit über 100 Einzelmaßnahmen ausgearbeitet, mit deren Umsetzung wir jetzt beginnen. Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2015 den Anstieg des Energieverbrauches von prognostizierten 12 Prozent auf 7 Prozent zu reduzieren. Das bedeutet eine jährliche Reduktion von 180 Gigawattstunden und entspricht in etwa dem Stromverbrauch von St. Pölten", so Rieder weiter.

Unterstützung von allen im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien

Das Städtische Energiespar-Programm (SEP) wird von allen im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien unterstützt. Der entsprechende Beschluss wurde in der Gemeinderatssitzung vom 28. Juni 2006 einstimmig gefasst. Beim Mediengespräch nahmen deshalb auch GR Franz Ekkamp (SPÖ), ÖVP-Klubobmann GR Dr. Matthias Tschirf, GR Mag. Christoph Chorherr (Grüne) sowie GR Anton Mahdalik (FPÖ) zum SEP Stellung.

Mit der Ausarbeitung des Energiespar-Programms wurde vom Wiener Gemeinderat die MA 27- EU-Strategie und Wirtschaftsentwicklung betraut. Neben den städtischen Energiefachleuten haben am SEP auch Experten der Technischen Universität Wien, der Österreichischen Energieagentur, des Max- Planck-Instituts München, von Arsenal research und des Energie- Planungsin-stitutes IRM mitgewirkt. Den Umsetzungsprozess bis 2015 wird ebenfalls die MA 27 steuern und koordinieren. Zwischenberichte werden alle drei Jahre vorgelegt, der erste im Jahr 2009.****

Ohne Maßnahmen steigt der Energieverbrauch bis 2015 um 12 Prozent - Effizienzenergiespar-Programm bremst auf 7 Prozent

Im Städtischen Energieeffizienz-Programm wurde als erster Schritt die derzeitige Energiesituation in Wien analysiert. Im Zeitraum 1993 bis 2003 ist der Energieverbrauch in Wien um insgesamt 24 Prozent und zwar von 30.306 Gigawattstunden auf 37.511 Gigawattstunden gestiegen.

Im zweiten Schritt wurde mit Hilfe eines Prognosemodells der Technischen Universität Wien die künftige Entwicklung des Energieverbrauches bis zum Jahr 2015 in verschiedenen Szenarien nach technischen und ökonomischen Parametern prognostiziert. Das Ergebnis: Bei einer linearen Fortschreibung der technologischen Entwicklung und der Sanierungsrate der letzten Jahre, sowie der Annahme, dass keine zusätzlichen energiepolitischen Maßnahmen realisiert werden, würde der Wiener Endenergieverbrauch bis 2015 um 12 Prozent auf 42.000 Gigawattstunden klettern.

Die Stadt Wien steuert dieser Entwicklung mit dem Energiespar-Programm wirkungsvoll entgegen. Der Anstieg des Energieverbrauches kann damit von den prognostizierten 12 Prozent auf 7 Prozent eingebremst werden. Der Energieverbrauch im Jahr 2015 wird damit nur mehr 40.136 Gigawattstunden betragen. Das entspricht einer jährlichen Einsparung von 180 Gigawattstunden.

Mehr als 100 Einzelmaßnahmen quer über alle Bereiche

Vor allem in den Bereichen Haushalte, öffentliche und private Dienstleistungen sowie Industrie und produzierendes Gewerbe stecken die höchsten Einsparpotenziale. Die mehr als 100 Einzelmaßnahmen lassen sich generell in zwei thematische Bereiche zusammenfassen: Einerseits geht es um technische Maßnahmen, die es ermöglichen bei geringerem Energieeinsatz, dasselbe Komfort-, Qualitäts- und Leistungsniveau zu erreichen. Beim zweiten Bereich handelt es sich um Maßnahmen, die darauf abzielen durch gezielte Informationen und die Schaffung spezieller Anreize, das Verhalten der Nutzer zu beeinflussen und das Bewusstsein für einen sparsamen Umgang mit Energie zu fördern.

Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen:

  • die Verstärkung der energetischen Gebäudesanierung
    (Wärmedämmung),
  • die Erhöhung der Standards im Wohnungsneubau (mehr
    Passivhäuser),
  • die Festlegung von Mindeststandards bei Bürogebäuden,
  • die verstärkte Modernisierung der Heizanlagen inklusive
    gesetzlich vorgegebener Überprüfungstermine.
  • Das Programm setzt aber auch auf Innovation und Technologie zum
    Beispiel im Bereich der problematischen Klimaanlagen in
    Bürogebäuden, deren Energieverbrauch sich seit 1993 fast
    vervierfacht hat. Anhand von Pilotprojekten soll der Einsatz von
    Alternativen wie der Fernkühlung (das Gegenstück zur Fernwärme)
    oder der solaren Kühlung demonstriert werden.
  • Eng kooperiert wird auch mit dem ÖkoBusinessplan Wien, um die
    Potenziale im Bereich Industrie und Gewerbe voll auszuschöpfen.

Stadt Wien geht mit gutem Beispiel voran: Energieverbrauch in der Stadtverwaltung wird um 11 Prozent gesenkt

Die Stadt Wien geht selbst mit gutem Beispiel voran: Als öffentlicher Dienstleister ist die Stadt Wien einer der großen Endenergieverbraucher in Wien. Durch verschiedene schon jetzt wirksamen Maßnahmen würden hier die Verbräuche bis 2015 auch ohne SEP um 2 Prozent sinken. Mit dem SEP gelingt es, diesen Verbrauchsrückgang auf 11 Prozent zu steigern, was einer jährlichen Mehreinsparungen von 15 GWh entspricht. Eine der wichtigsten Maßnahmen in diesem Bereich: Mit einem magistratsweiten Energiemanagement, das derzeit bereits aufgebaut wird, sollen weitere energetische Verbesserungsmaßnahmen zielgerichtet und nach Prioritäten gereiht, realisiert werden.

Die wichtigsten Ziele zu denen sich die Stadt im eigenen Bereich im SEP verpflichtet hat sind:

  • In seinem eigenen Wirkungsbereich spart die Stadt Wien jährlich
    15 GWh/a an Endenergie ein.
  • Bis 2008 sollen die energierelevanten Daten aller städtischen
    Objekte zentral erfasst sein.
  • Bis 2015 wird der Stromverbrauch der Bürogeräte und der EDV
    -Ausrüstung der Stadtverwaltung auf heutigem Niveau
    stabilisiert.
  • In der öffentlichen Beleuchtung wird bis 2015 eine Reduktion um
    5% des gesamten Stromverbrauches gegenüber 2004 angestrebt.
  • Der Niedrigstenergiehausstandard (Passivhaus) bei neu gebauten
    geförderten Wohnungen soll bis zum Jahr 2015 verstärkt werden.
  • Bis zum Jahr 2015 wird eine signifikante Anhebung der Anzahl der
    Betriebe, die im Rahmen des ÖkoBusinessplan Wien im Bereich der
    Energieeffizienz und Energieeinsparung Maßnahmen geplant oder
    umgesetzt haben, angepeilt.
  • Künftig wird in allen Ausschreibungen der Stadt Wien,
    insbesondere im Bereich der Gebäude, bei der Beschaffung
    verstärktes Augenmerk auf Energieeffizienzkriterien gelegt.

Bereich Haushalte: Bis zu sechs Prozent weniger Energieverbrauch möglich

Ein Drittel des energetischen Endverbrauches wird von privaten Haushalten verursacht. Hier liegt auch das höchste Einsparungspotenzial. Durch die Maßnahmen des SEP kann der Gesamtverbrauch bis 2015 gegenüber dem Bezugsjahr 2003 um 6 Prozent sinken. Die Einsparungen sollen zu einem großen Teil durch Verbesserungen der Gebäudegüte bei Neubauten und durch Sanierungen sowie durch den Einsatz effizienter Heizanlagen erzielt werden. Insgesamt können die Einsparungen in diesem Sektor 88 GWh betragen. Hohe Energiepreise sind für Sanierungen ein wesentliches Motiv.

Private Dienstleistungen: Zweithöchstes Einsparpotenzial

Im Sektor private Dienstleistungsunternehmen können mengenmäßig die zweithöchsten Einsparungen erzielt werden. Durch die Maßnahmen des SEP könnte der prognostizierte Anstieg in diesem Sektor von 21 Prozent auf 11 Prozent gesenkt werden. Das entspricht einer jährlichen Einsparung von 55 GWh. Ebenso wie im Sektor Haushalte, zielen wesentliche Maßnahmen auf eine Verbesserungen der Gebäudegüte und der Heizanlagen ab.

Industrie und produzierende Gewerbe: Rückgang kann verdoppelt werden

Bedingt durch den Strukturwandel der Wiener Wirtschaft ist der Endenergieverbrauch in diesem Bereich bereits in den letzten Jahren nur geringfügig gestiegen. Ohne Intervention durch das SEP wäre hier bis 2015 ein Rückgang um 6 Prozent zu erwarten. Dieser Wert könnte durch die Maßnahmen des SEP auf 12 Prozent verdoppelt werden, was Mehreinsparungen von 20 GWh pro Jahr bringt.

Energieverbrauch steigt im Verkehrsbereich besonders stark: Maßnahmen aus dem Masterplan Verkehr soll Anstieg bremsen

Im Sektor Verkehr sind die mit Abstand höchsten Verbrauchsanstiege zu erwarten. Effizienzmaßnahmen für diesen Sektor werden vor allem im Masterplan Verkehr, der bereits im Herbst 2003 vom Wiener Gemeinderat beschlossen wurde, behandelt. Im Rahmen des SEP wurde nur eine Ergänzung zur Forcierung der Verbreitung energieeffizienter Fahrzeuge vorgesehen.

Bereich Landwirtschaft: Geringe Einsparpotenziale

Die Landwirtschaft ist nur für einen sehr kleinen Anteil am Endenergieverbrauch von Wien verantwortlich. Energiesparungspotentiale gibt es hier im Bereich der Gewächshäuser, die teilweise über einen schlechten energetischen Standard verfügen.

Eckdaten zum Gesamt-Energieverbrauch in der Stadt Wien

Vom Gesamtenergieverbrauch von 37.511 Gigawattstunden, werden 34 Prozent von den Wiener Privathaushalten benötigt. 31 Prozent der Energie wird vom Verkehr verbraucht. 24 Prozent kommen auf den öffentlichen und privaten Dienstleistungssektor. Auf den produzierenden Bereich und die Landwirtschaft entfallen die restlichen 12 Prozent des jährlichen Gesamtenergiebedarfes.

Nach Energieträgern betrachtet wird mehr als ein Drittel der Energie mit Öl erzeugt (38 %), gefolgt von Gas mit 23 Prozent und elektrischer Energie mit 22 Prozent. Fernwärme trägt mit 15 Prozent zur Endenergieversorgung bei. Während Kohle in der letzten Dekade fast zur Gänze eliminiert wurde, verzeichnen alle anderen Energieträger in dieser Periode einen kontinuierlichen Zuwachs. Prozentuell ergab sich bei den erneuerbaren Energieträgern der stärkste Anstieg. Allerdings sind die erneuerbaren Energieträger mengenmäßig noch wenig bedeutend.

Zum inhaltlichen Aufbau des Städtischen Energieeffizienz- Programms

Das SEP besteht aus zwei Teilen. Der Konzeptteil enthält einleitend eine Darstellung der Schwerpunkte der Wiener Energiepolitik, widmet sich im Detail dem derzeitigen Diskussionsstand der geplanten EU-Richtlinie zur Endenergieeffizienz und zu Energiedienstleistungen und beschreibt die Vorgangsweise bei der Erstellung. Es folgt eine Gegenüberstellung zwischen einem "business as usual"-Szenario und einem Einsparszenario, in dem die Wirkungen der Maßnahmen und Instrumente, die ebenfalls im Konzeptteil detailliert angeführt sind, wissenschaftlich abgeschätzt werden. Der bedeutsame Sektor der Haushalte wurde im Rahmen einer volkswirtschaftlichen Optimierungsrechnung einer tieferen Analyse unterzogen. Der zweite Teil, der Datenteil des SEP, umfasst die Analyse der aktuellen Energiesituation in Wien.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) gaw

  • Rückfragehinweis:
    Wolfgang Gatschnegg
    Tel.: 4000/81 845
    Handy: 0664/826 82 16
    e-mail: gaw@gfw.magwien.gv.at

(RK vom 30.06.2006)