Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 15.05.2006:
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Wien erhält ein Mahnmal für homosexuelle und transgender NS-Opfer

Wien erhält ein Mahnmal für homosexuelle und transgender NS-Opfer

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Wien (RK). Wien erhält ein Mahnmal für die homosexuellen und transgender Opfer des Nationalsozialismus. Auf Initiative von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und der für Antidiskriminierung zuständigen Stadträtin Sonja Wehsely wurde im Gedenkjahr 2005 ein international geladener Wettbewerb zur Gestaltung eines ...

Wien (RK). Wien erhält ein Mahnmal für die homosexuellen und transgender Opfer des Nationalsozialismus. Auf Initiative von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und der für Antidiskriminierung zuständigen Stadträtin Sonja Wehsely wurde im Gedenkjahr 2005 ein international geladener Wettbewerb zur Gestaltung eines Mahnmals für die homosexuellen und transgender Opfer des Nationalsozialismus auf dem Morzinplatz durchgeführt. Unter dem Terror-Regime der Nazis befand sich auf dem Morzinplatz die Leitstelle der Gestapo.****

Der Wettbewerb wurde im Rahmen von Kunst im öffentlichen Raum Wien abgewickelt. Sieben international renommierte Künstler/innen wurden eingeladen, ein Konzept zu formulieren. In den Entscheidungsprozess miteinbezogen wurde ein von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (WASt) eigens eingesetztes Community Board mit Vertreter/innen der wichtigsten LesBiSchwulen und TransGender-Einrichtungen in Wien. In der Beiratssitzung für Kunst im öffentlichen Raum wurde jetzt das Siegerprojekt ermittelt: "Der Rosa Platz" des österreichischen Künstlers Hans Kupelwieser.

Der Rosa Platz

"Der Rosa Platz" ist eine 400 Quadratmeter große Wasserfläche auf dem Morzinplatz. Die Wasserfläche erscheint rosa. Der Schriftzug "QUE(E)R" zieht sich als Relief durch das Becken. Über die Buchstaben ist ein Queren des Beckens möglich. Den Begriff "QUE(E)R" hat Hans Kupelwieser, der mit seinen Arbeiten zu den konsequentesten Vertreter/innen im Bereich der postmedialen Skulptur in Österreich zählt, bewusst gewählt. Der Begriff QUE(E)R ist doppelt lesbar und steht sowohl als Sammelbezeichnung für alle Abweichungen von heterosexueller Normativität im Sinne von fremdartig, komisch oder schräg und wird heute von Schwulen, Lesben, Intersexuellen und TransGenders als affirmative Selbstbezeichnung verwendet.

Mit seiner Farbgebung erinnert "Der Rosa Platz" an den so genannten "Rosa Winkel", das schreckliche Symbol, das auf Grund ihrer Homosexualität verfolgte Männer in den Konzentrationslagern der Nazis an ihrer Kleidung zu tragen hatten.

"Mit dem Mahnmal setzen wir ein Zeichen des Erinnerns, der Gleichberechtigung und der Solidarität. Einem tabuisierten und verdrängten Kapitel in der Geschichte unserer Stadt wird nunmehr jene Aufmerksamkeit zuteil, die ihm jahrzehntelang verweigert wurde", so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. "Wien ist neben Amsterdam die einzige Stadt in Europa, die ihrer schwulen und transgender Opfer mit der Errichtung eines Mahnmals gedenkt".

"Der Morzinplatz ist ein eindeutiges Symbol für die Schreckensherrschaft der Nazis. Die Stadt Wien erinnert mit dem Mahnmal für homosexuelle und transgender Opfer des Nationalsozialismus an eine lange aus der Geschichtsschreibung ausgeblendete Opfergruppe. Nur wer sich diesem Teil der Geschichte stellt, ist heute in Sachen Antidiskriminierung glaubwürdig", betonte Stadträtin Sonja Wehsely.

"Das Mahnmal soll uns dabei helfen, dass die verfolgten Menschen einen sanften Ort in unserem Gedächtnis finden", wünscht sich Pater Joop Roeland, Rektor der Ruprechtskirche und seit 1988 Seelsorger für gleichgeschlechtlich empfindende Menschen.

  • Fotos unter www.publicartvienna.at/
rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) rar/me

(RK vom 15.05.2006)