Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 20.04.2006:
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Sima: Saubere Energie aus Wiener Müll

Sima: Saubere Energie aus Wiener Müll

Copyright: Wiener Kommunal-Umweltschutz­projektgesellschaft m.b.H.

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Wien (RK). "Wien investiert in eine saubere Umwelt und damit in eine gesicherte Zukunft für künftige Generationen. Das gilt selbstverständlich auch in der Abfallwirtschaft", betonte Umweltstadträtin Maga Ulli Sima anlässlich der heute, Donnerstag, gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Michael Häupl, der Simmeringer ...

Wien (RK). "Wien investiert in eine saubere Umwelt und damit in eine gesicherte Zukunft für künftige Generationen. Das gilt selbstverständlich auch in der Abfallwirtschaft", betonte Umweltstadträtin Maga Ulli Sima anlässlich der heute, Donnerstag, gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Michael Häupl, der Simmeringer Bezirksvorsteherin KR Renate Angerer und dem Geschäftsführer der Wiener Kommunal-Umweltschutzprojektgesellschaft m.b.H. (WKU), Generaldirektor Dipl.-Ing. Peter Bortenschlager, vorgenommenen Grundsteinlegung für die MVA Pfaffenau und die Biogas Wien. Die beiden neuen Anlagen im Umweltzentrum Simmering werden ab 2007 (Biogas Wien) bzw. 2008 (Müllverbrennungsanlage Pfaffenau) saubere Energie aus jährlich bis zu 17.000 Tonnen biogenem Müll bzw. 250.000 Tonnen Restmüll aus Wien erzeugen. In extrem kurzer Bauzeit entstehen in Simmering Europas modernste Abfall- verwertungsanlagen.

"Das Umweltzentrum Simmering ist einer der wesentlichen Bausteine einer perfekt funktionierenden Infrastruktur, die dazu beiträgt, dass Wien - wie topaktuelle internationale Studien belegen - die lebenswerteste Metropole in der EU ist. Wie schon für die 2005 im Umweltzentrum Simmering eröffnete erweiterte Hauptkläranlage kommen bei den beiden Anlagen nur die höchsten technischen Standards zur Anwendung", sagte Sima, die hervor strich: "Mit einer Gesamtinvestitionssumme von 235 Mio. Euro sind die MVA Pfaffenau und die Biogas Wien auch Motor für die heimische Wirtschaft: Rund 750 Mitarbeiter sind während der für ein Projekt dieser Größenordnung äußerst kurzen Bauphase beschäftigt. Im laufenden Betrieb werden dann rund 50 Beschäftigte in den beiden neuen High-tech-Anlagen tätig sein."****

High-tech schützt Mensch, Umwelt & Klima

In einem groß angelegten UVP-Verfahren, das größtmögliche Transparenz für die Simmeringer und Wiener Bevölkerung garantierte, stellte sich das Projekt MVA Pfaffenau den EU-weit strengsten Umweltgesetzen. Und absolvierte die Prüfung mit Bravour: So sorgt eine vier-stufige Rauchgasreinigung für niedrigste Emissionswerte, die etwa bei Staub um 90 % unter dem erlaubten Grenzwert liegen, den Wert bei SO2 sogar um 95 % unterschreiten. Durch eine Kraftwärmekopplung liegt der Wirkungsgrad der Anlage bei hohen 76 %.

Mit dem Bau der Biogas Wien wird ein rot-grünes Projekt aus der abgelaufenen Legislaturperiode umgesetzt. Ulli Sima: "Die Biogas Wien ist ein weiteres deutliches Signal für den Einsatz erneuerbarer Energien und damit für den Klimaschutz in Wien." Die Anlage ist in der 1. Ausbaustufe auf 17.000 Tonnen pro Jahr ausgelegt, eine Erweiterung auf die doppelte Jahresmenge ist aber vorgesehen.

Wiener Mist: Vermeiden - Trennen - Verwerten

Müllvermeidung hat im Wiener Abfallwirtschaftskonzept oberste Prioriät. Zahlreiche Projekte, wie etwa die kürzlich gemeinsam mit dem ARA System vorgestellte Förderung von Abfall vermeidenden Maßnahmen in Klein- und Mittelbetrieben, tragen dazu bei, dass den Wienerinnen und Wienern der Mist nicht über den Kopf wächst. Der Mist, der sich nicht vermeiden lässt, wird in einem äußerst gut ausgebauten System getrennt gesammelt und - wo möglich - recycelt. 385.000 Müllbehälter für Restmüll, Altpapier, Altglas oder Bioabfälle, 19 Mistplätze, 53 Problemstoffsammelstellen und vieles mehr stehen dafür zur Verfügung. Aus dem Wiener Müll, der nicht wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden kann, entsteht wertvolle Energie - ab 2007 bzw. 2008 auch im Umweltzentrum Simmering.

MVA Pfaffenau - Fernwärme für 50.000 Haushalte

Ab Herbst 2008 wird aus einem Teil des Wiener Restmülls Strom und Fernwärme erzeugt. Aus rund 250.000 Tonnen Müll entstehen so jährlich etwa 65 GWh Strom und 410 GWh Fernwärme. Die Fernwärmeleistung der Anlage entspricht der Anschlussleistung von ca. 12.000 Wiener Haushalten für Raumheizung und Warmwasseraufbereitung, die erzeugte Wärmemenge entspricht dem Jahresverbrauch von ca. 50.000 Wiener Haushalten. Mit dem produzierten Strom können ca. 5.300 Haushalte versorgt werden. Zusätzlich wird die Energie, die für den Betrieb der Anlage benötigt wird, selbst erzeugt.

Der von der MA 48 gesammelte Restmüll wird mit Müllfahrzeugen über die Flughafenautobahn direkt zur Anlage angeliefert. Rund 200 Fahrzeuge täglich entleeren ihren Inhalt in den rund 18.000 m³ fassenden Müllbunker. Der Müllbunker ist mit zwei Müllkränen ausgestattet, mit denen die Abkippstellen frei geräumt werden, der angelieferte Müll vermischt wird und der vermischte Müll in die Aufgabetrichter der beiden Verbrennungsroste aufgelegt wird. Pro Stunde werden bei einer Temperatur von ca. 850 Grad Celsius 16 Tonnen Restmüll am Verbrennungsrost verbrannt. In den Abhitzekesseln wird der Wärmeinhalt der bei der Verbrennung entstehenden Rauchgase zur Erzeugung von Dampf genutzt. Dieser Dampf mit 40 bar und 400 Grad Celsius wird in eine Dampfturbine geleitet und kondensiert. Die an den Turbinenläufer übertragene Energie wird im Generator verstromt. Nach der Entspannung in der Turbine wird der Dampf in Dampfumformern kondensiert und die dabei abgeführte Wärme in das direkt angeschlossene Fernwärmenetz eingeleitet.

Am Ende des Verbrennungsrostes fällt die Schlacke in den Nassentschlacker. Die anfallende Schlacke wird über Magnetabscheider in die Fraktionen Schrott und Schlacke getrennt. Die Schlacke wird in den Schlackenbunker gefördert. Schrott wird in den Schrottbunker abgeworfen und stofflich verwertet, z.B. in der Industrie.

Durch eine vierstufige Rauchgasreinigungsanlage - bestehend aus einem Elektrofilter einer zweistufigen Nasswäsche, einem Aktivkoksfilter und einer Entstickungsanlage - werden höchste Umweltstandards umgesetzt. Dank dieser modernsten Filteranlagen erreicht die Anlage niedrigste Emissionswerte.

Kessel- und Filterasche wird in Aschesilos befördert und zwischengelagert. Die Abwässer aus der zweistufigen Nasswäsche werden in einer internen Abwasserbehandlungsanlage gereinigt und in die nahe gelegene Hauptkläranlage geleitet. Der in der Schlammentwässerung anfallende Filterkuchen wird in Transportmulden oder Big-bags abgeworfen und zur Endlagerung in Untertagedeponien verbracht.

Biogas Wien - Klimaschutz mit Biomüll

10.000 Tonnen biogene Abfälle aus der Biotonne und 7.000 Tonnen Speisereste aus Wiener Großküchen und anderen Quellen werden im Vollbetrieb der ersten Ausbaustufe in der Biogas Wien zu wertvoller Energie verarbeitet. Bei der Erzeugung von Biogas mit einem Energieinhalt von ca. 11,2 GWh pro Jahr in der ersten Ausbaustufe ergibt sich im Vergleich zur konventionellen Energieerzeugung eine Einsparung von 3.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Das ist ein wichtiger Schritt zur Erreichung des ehrgeizigen Ziels, das sich Wien mit seinem Klimaschutzprogramm (KliP) gesetzt hat. Die Anlage kann auf eine Jahreskapazität von 34.000 Tonnen erweitert und ausgebaut werden, 600 Wiener Haushalte können dann mit Fernwärme versorgt werden.

Die Anlieferung des Bioabfalls erfolgt in einer geschlossenen Halle, die Entleerung erfolgt aus den Sammelfahrzeugen in ein Förderbunkersystem, dadurch ist eine automatische Beschickung der Bioabfallaufbereitung möglich. Flüssige Abfälle können direkt aus den Tankwägen gepumpt werden.

Die Biogas Wien wird nach dem mesophilen Nassverfahren betrieben. Nach Zerkleinerung der Feststoffe und Abscheidung von Eisenteilen werden grobe Störstoffe wie Kunststoff, Holz und Inertanteile abgesiebt. Danach erfolgt die Anmaischung der biogenen Abfälle in Turbomixern (Stofflösern), wobei weitere mineralische und metallische Schwerstoffe dabei abgezogen werden. In einer Rechen-Sandfang-Kompaktanlage werden verbliebene kleinste Leicht- und Schwerstoffe abgeschieden. Die Biomaische wird dann in zwei Zwischenpufferbehälter und anschließend über die Hygienisierungsstufe in den Gärreaktor gespeist. Die Verweilzeit im Gärreaktor beträgt 20 Tage. Das dort erzeugte Biogas (40 - 75 % Methan, mit Wasserdampf gesättigt) wird in einem Heißwasserkessel vollständig in Fernwärme umgewandelt.

Der Gärrest wird entwässert, mit Strukturmaterial vermischt und zu Kompost verarbeitet, der in der Landwirtschaft, im Landschaftsbau oder zur Deponieabdeckung eingesetzt werden kann.

Zeitplan MVA Pfaffenau

Ab 1. 1. 2009 darf in Wien kein unbehandelter Restmüll mehr deponiert werden. Mit der geplanten MVA Pfaffenau stellt Wien ab Herbst 2008 sicher, dass Restmüll nicht ungenutzt deponiert sondern in wertvolle Energie umgewandelt wird.

  • April 2002:
    Gründung der Wiener Kommunal-Umweltschutzprojektgesellschaft
    m.b.H. (WKU) zur Planung, Projektierung und Errichtung von
    Abfallverwertungsanlagen. Beginn der Planung.
  • Juni 2003:
    EU-weiter Architekturwettbewerb: Aus 33 eingereichten Projekten
    wurde das Projekt des Wiener Architekturbüros Veselinovic
    Resetarits/Gmeiner-Haferl zum Siegerprojekt gewählt.
  • Juli 2003:
    Einreichung der Genehmigungsunterlagen bei der Behörde und
    Beginn der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unter
    Einbeziehung der Wiener Bevölkerung.
  • Oktober 2004: Genehmigung
  • Dezember 2004 - Oktober 2005: Vergabeverfahren
  • März 2006: Baubeginn
  • April 2008 bis September 2008:
    Inbetriebnahme und Probebetrieb
  • September 2008: Vollbetrieb

Zeitplan Biogas Wien

Ab November 2006 dürfen Küchenabfälle aus Großküchen, die bisher als so genannter 'Sautrank' eingesetzt wurden, nicht mehr an Schweine verfüttert werden. Das ist ein idealer 'Rohstoff' für die Biogas Wien.

  • Herbst 2002: Erste Planungsarbeiten
  • Mai 2003: Einreichung bei der Behörde
  • Dezember 2003: Genehmigung
  • November 2005: Vergabeverfahren
  • März 2006: Baubeginn
  • April 2007 bis November 2007: Inbetriebnahme und Probebetrieb
  • November 2007: Vollbetrieb 1. Ausbaustufe
  • Weitere Informationen unter: www.umweltzentrum.at/

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) wög

  • Rückfragehinweis:
    Mag. Karl Wögerer
    Tel.: 4000/81359
    Handy: 0664/826 82 15
    e-mail: woe@ggu.magwien.gv.at

(RK vom 20.04.2006)