Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 06.04.2006:
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Wien ist vorbereitet: Influenza-Pandemieplanung für Wien erstellt

Wien ist vorbereitet: Influenza-Pandemieplanung für Wien erstellt

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Wien (RK). "Wien ist für den Ernstfall einer Influenza- Pandemie gerüstet. Wir haben alle Vorbereitungen getroffen", sagte heute, Donnerstag, Gesundheits- und Sozialstadträtin Mag.a Renate Brauner bei der Präsentation der Influenza-Pandemieplanung für Wien. "Gleichzeitig ist es mir ein Anliegen, zu betonen, dass es ...

Wien (RK). "Wien ist für den Ernstfall einer Influenza- Pandemie gerüstet. Wir haben alle Vorbereitungen getroffen", sagte heute, Donnerstag, Gesundheits- und Sozialstadträtin Mag.a Renate Brauner bei der Präsentation der Influenza-Pandemieplanung für Wien. "Gleichzeitig ist es mir ein Anliegen, zu betonen, dass es derzeit absolut keine Anzeichen einer Influenza-Pandemie gibt und somit auch kein Grund zur Beunruhigung besteht. Das Auftreten einer weltweiten Pandemie wird von ExpertInnen für möglich gehalten - daher hat die Stadt Wien gemeinsam mit ihren Partnern vorgesorgt. Eine Influenza-Pandemie kennt keine Landesgrenzen, sondern betrifft ganz Österreich. Im Ernstfall liegt die Koordination beim Bund, den wir natürlich mit allen unseren Möglichkeiten unterstützen", so Brauner.

Aufbauend auf den Influenza-Pandemieplan des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen hat die Stadt Wien unter der Federführung der Wiener Landessanitätsdirektion ihre Landespandemieplanung erstellt. Die Planung wurde gemeinsam mit der Wiener Ärztekammer, der Wiener Apothekerkammer, den Wiener Hilfs- und Einsatzorganisationen sowie wissenschaftlichen ExpertInnen erarbeitet. "Sie zeigt auf, welche Maßnahmen seitens der Behörden getroffen werden und welche Maßnahmen vor allem auch der/die Einzelne setzen kann, um die Auswirkungen eines derartigen Ereignisses für die Wienerinnen und Wiener so gering wie möglich zu halten", erklärte die Wiener Landessanitätsdirektorin Dr. Elisabeth Kremeier.

Die Pandemieplanung sieht u.a. folgendes vor:

  • Medizinisches Krisenmanagement

Im Falle einer Pandemie wird unter der Leitung der Wiener Landessanitätsdirektion ein "medizinisches Krisenmanagement" implementiert. Dieses Team besteht aus VertreterInnen der MA 15 - Gesundheitswesen und Soziales, des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), der MA 70 - Rettungs- und Krankenbeförderungsdienst, der MA 53 - Presse- und Informationsdienst und je nach Bedarf aus weiteren ExpertInnen. Das medizinische Krisenmanagement entscheidet anhand der Beurteilung der jeweils aktuellen Lage über die zur Verhinderung der Weiterverbreitung der Influenza und damit zum Schutz der Bevölkerung vorrangig zu setzenden Maßnahmen.

  • Spitalsversorgung gewährleistet

Für die stationäre Versorgung von PatientInnen stellt der KAV 506 Betten zur Verfügung, wobei darauf geachtet wurde, dass diese sich in abgeschlossenen Bereichen befinden, um eine Isolierung der Influenza-PatientInnen zu gewährleisten. Falls mit diesen Betten nicht das Auslangen gefunden werden kann, stehen zusätzlich 182 Betten in verschiedenen Wiener Privatspitälern zur Verfügung. Die Belegung dieser Betten erfolgt in Koordination mit der Wiener Rettung, die gemeinsam mit den befreundeten Organisationen (Rotes Kreuz, Arbeitersamariterbund, Johanniter, Malteser) unter Einhaltung abgestimmter Hygienemaßnahmen für die benötigten Transportkapazitäten sorgt.

  • Medizinische Betreuung zu Hause - Optimale Zusammenarbeit mit
Wiener Ärztekammer und Apothekerkammer

Für den Großteil der PatientInnen wird eine medizinische Behandlung und Betreuung zu Hause möglich und auch sinnvoll sein. Die ärztliche Betreuung übernehmen in diesem Fall die HausärztInnen sowie der Ärztefunkdienst, der sein Angebot ausweiten wird.

"Die Ärzteschaft hat der Stadt Wien für den Fall einer Influenzapandemie natürlich ihre Kooperationsbereitschaft zugesagt. Unter derselben Nummer wie der Ärztefunkdienst, also der Kurzrufnummer 141, werden im Falle einer Pandemie rund um die Uhr Ärztinnen und Ärzte erreichbar sein, die Informationen darüber erteilen können, was im Krankheitsfall zu beachten beziehungsweise wo ein Arzt einsatzfähig ist. Zusätzlich wird es eine Arztkoordinationsstelle für Hausbesuche geben", betonte Prim. Dr. Walter Dorner, Präsident der Wiener Ärztekammer.

Auch das Angebot der Apotheken wird im Ernstfall ausgebaut: Für die Versorgung mit Medikamenten stehen in Wien untertags 296 öffentliche Apotheken zur Verfügung - jeweils 33 auch während der Nachtstunden.

"Gemeinsam mit der Stadt Wien und der Ärzteschaft werden wir ApothekerInnen im Fall einer Influenza-Pandemie die Versorgung der Schlüsselkräfte, wie in der Pandemieplanung festgelegt, sicherstellen. Darüber hinaus gewährleisten wir die medikamentöse Versorgung der bereits an Influenza erkrankten Bevölkerung", sagte Mag. pharm. Heinrich Burggasser, Präsident der Wiener Apothekerkammer. "Sollte der Impfstoff für die Pandemie lieferfähig sein, werden wir diesen nach dem Pandemieplan ebenso zur Verteilung bringen. Die gewohnte Versorgung mit allen übrigen Medikamenten wird ebenfalls auch in diesem schwierigen Umfeld garantiert."

Die mobile Betreuung von pflegebedürftigen Personen wird vom Fonds Soziales Wien (FSW) koordiniert.

  • Hygienevorkehrungen

Für den Umgang mit Influenza-PatientInnen sind auch spezielle hygienische Maßnahmen im Falle einer Influenza-Pandemie vorgesehen. Dazu zählt auch die Verwendung von Schutzkleidung wie Schutzmasken, Einmalhandschuhen, Augenschutz, Schutzkittel. Um die Verfügbarkeit der Schutzmasken auch über eine längere Zeit zu gewährleisten, werden von der Stadt Wien entsprechende Vorräte angelegt.

  • Schutzimpfung

Eine Influenza-Pandemie ist gekennzeichnet durch das Auftreten eines völlig neuen Grippe-Virus-Subtyps. Daher kann ein wirksamer Impfstoff erst nach dessen Auftreten entwickelt werden. Dies kann einige Wochen dauern. Zwischenzeitlich ist die prophylaktische Einnahme von so genannten Neuraminidasehemmern (blockieren die Vermehrung der Influenza-Viren im Körper) für Schlüsselpersonen zur Aufrechterhaltung der Versorgung vorgesehen: Zu dieser Zielgruppe zählen Personen, die PatientInnen betreuen (z.B. Spitalspersonal, NotärztInnen und RettungssanitäterInnen, ÄrztInnen etc.) und MitarbeiterInnen von Einrichtungen, die für die Aufrechterhaltung der städtischen Infrastruktur unverzichtbar sind (z.B. Feuerwehr, Strom-, Energie- und Wasserversorgung, Kanal, Müllbeseitigung, öffentlicher Verkehr). Zu diesem Zweck werden 80 Fässer des Neuraminidasehemmers Tamiflu für Wien bevorratet werden.

Sobald ein auf das Pandemie-Virus abgestimmter Impfstoff verfügbar ist, soll schrittweise die gesamte Bevölkerung geimpft werden. Auch auf die Lagerung und Verteilung der Medikamentenvorräte und die Verteilung und Durchführung der Pandemie-Impfung geht die Wiener Influenza-Pandemieplanung ein. In die Planung und Umsetzung der Logistik, die von der MA 15 -Gesund- heitswesen und Soziales organisiert wird, ist die Landesgeschäftsstelle Wien der Apothekerkammer eingebunden. Die Zubereitung und Abfüllung der fertigen Arznei aus den angelegten Vorräten erfolgt in öffentlichen Apotheken und Anstaltsapotheken.

Zusätzlich enthält die Wiener Influenza-Pandemieplanung viele nützliche Hinweise wie jeder/jede Einzelne sich und andere vor einer Infektionsübertragung schützen kann, z.B. durch sinnvolle hygienische Maßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen.

Information an die Bevölkerung

Bei Auftreten einer Influenza-Pandemie werden Informationen über den aktuellen Stand der Infektionsgefährdung, die getroffenen Maßnahmen und die zu beachtenden Verhaltensempfehlungen regelmäßig über die Medien bekannt gegeben. Zusätzlich wird unter der Telefonnummer 4000 eine Info-Hotline für die Wiener Bevölkerung eingerichtet.

Wissenschaftlicher Beirat

Die Wiener Gesundheitsstadträtin wird von einem wissenschaftlichen Beirat beraten. Die ExpertInnen haben zur Aufgabe, die Stadträtin über aktuelle Entwicklungen zu informieren und gegebenenfalls Empfehlungen zur Aktualisierung der Pandemie- Planung abzugeben. Der Vorsitzende des Beirates ist Univ.-Prof. Dr. Franz X. Heinz, Vorstand des Instituts für Virologie an der Medizinischen Universität Wien. Weitere Mitglieder sind: Dr. Susanne Drapalik, Leiterin der Stabsstelle Besondere administrative Angelegenheiten und Sofortmaßnahmen im Wiener Krankenanstaltenverbund; Dr. Agnes Wechsler-Fördös, Leiterin des Hygieneteams Krankenanstalt Rudolfstiftung; Dr. Franz Allerberger, Leiter der Abteilung Humanmedizin in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES); Mag. pharm. Heinrich Burggasser, Präsident der Wiener Apothekerkammer; Prim. Dr. Walter Dorner, Präsident der Wiener Ärztekammer; Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz, Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Wilhelminenspital; Univ.-Prof. Dr. Christoph Wenisch, Vorstand der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin im Kaiser-Franz-Josef- Spital.

"Das Beispiel der 'Spanischen Grippe' im Jahr 1918 führt uns deutlich vor Augen, welch dramatische Auswirkungen solche Pandemien haben können. Glücklicherweise stehen uns heute in Bezug auf Überwachung, seuchenhygienische Maßnahmen, antivirale Medikamente und Impfstofftechnologien wesentlich bessere Mittel als damals zur Verfügung. Deren optimale Bereitstellung und Nutzung sowie die Koordination aller erforderlichen Aktivitäten im Ernstfall sind in den nationalen und regionalen Pandemieplänen und damit auch in der Wiener Planung niedergeschrieben", so Univ.- Prof. Dr. Franz X. Heinz, Vorstand des Instituts für Virologie an der Medizinischen Universität Wien.

  • Die Influenza-Pandemieplanung für Wien steht im Internet unter
    www.wien.gv.at/ zum Download zur Verfügung.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) hir

  • Rückfragehinweis:
    Mag. Stefan Hirsch
    Mediensprecher Stadträtin Mag.a Renate Brauner
    Tel.: 4000/81231
    Handy: 0664/431 10 13
    e-mail: hir@ggs.magwien.gv.at

(RK vom 06.04.2006)