Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 02.12.2005:
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Tunneldurchstich vom Praterstern zur Messe durch Vbgm. Laska

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Wien (RK). Vizebürgermeisterin Grete Laska nahm als Tunnelpatin am Freitag, 2. Dezember, symbolisch den Tunneldurchstich unter der Ausstellungsstraße vor. Bis Mai 2008 wird die Linie U2 von der derzeitigen Endstelle am Schottenring über den Praterstern und das Messegelände zum Ernst-Happel-Stadion verlängert. Seit ...

Wien (RK). Vizebürgermeisterin Grete Laska nahm als Tunnelpatin am Freitag, 2. Dezember, symbolisch den Tunneldurchstich unter der Ausstellungsstraße vor. Bis Mai 2008 wird die Linie U2 von der derzeitigen Endstelle am Schottenring über den Praterstern und das Messegelände zum Ernst-Happel-Stadion verlängert. Seit Sommer 2003 wird an der rund vier Kilometer langen Verlängerungsstrecke gebaut. Mit dem Tunneldurchstich unter der Ausstellungsstraße haben die Vortriebsmannschaften ihre Arbeit in einem technisch sehr schwierigen Bauabschnitt beendet. Vor 36 Jahren - am 3. November 1969 - begannen in Wien am Karlsplatz die Bauarbeiten für das Wiener U-Bahn-Netz. 61 Kilometer und 86 Stationen später erfolgte am 12. Juni 2003 durch Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder der Spatenstich für die Verlängerung der Linie U2 vom Schottenring zum Ernst-Happel-Stadion.

Aufwändige Tunnelbaustrecken

Der neue Streckenabschnitt umfasst die Stationen Schottenring, Taborstraße, Praterstern, Messe, Trabrennstraße und Stadion. Das sind vier neue U-Bahn-Kilometer, die es in sich haben. Die Station Schottenring liegt direkt unter dem Donaukanal. Hier wurde vor den Bauarbeiten das Erdreich unter dem Flussbett vereist. Der Tunnelvortrieb erfolgte dann im trockenen und standfesten Bodenmaterial. Bei den Bauabschnitten Taborstraße und Praterstern hingegen musste das Grundwasser unter die Tunnelsohle abgesenkt werden, damit die Tunnelröhren im Trockenen aufgefahren werden konnten.

Tunnelvortriebsarbeiten termingerecht beendet

Nach 136 Bauwochen können nun die bergmännischen Vortriebsarbeiten für die Streckentunnelröhren zwischen den zukünftigen U2-Stationen Praterstern und Messe abgeschlossen werden. Den symbolischen Schlussakt setzte Tunnelpatin Grete Laska mit einem Tunneldurchstich unter der Ausstellungsstraße zwischen Venediger Au und Wolfgang Schmälzl Gasse in einer Tiefe von nur eineinhalb Meter unter der Oberfläche. Damit sind im Bereich des Bauabschnittes U2/3 "Praterstern" sämtliche Streckentunnelröhren, die bergmännisch aufgefahren wurden, für die weiteren Ausbau- und Streckenausrüstungsarbeiten hergestellt. Trotz schwierigster Baugrundverhältnisse und Grundwassersituationen sowie nach einem Grundwassereinbruch im September 2005 haben die Vortriebsmannschaften die beiden jeweils 350 Meter langen "Gretestollen" termingerecht mit der Unterstützung ihrer Tunnelpatin in den Untergrund getrieben.

Zum Streckenverlauf des aktuellen Bauabschnitts U2/3 Praterstern

Der Bauabschnitt U2/3 beginnt im stadteinwärtigen Bereich des Pratersterns auf Höhe der Ausfahrt Nordbahnstraße unter der zu unterquerenden U1-Trasse. Die beiden ca. 95 Meter langen eingleisigen Streckentunnelröhren vor der Station Praterstern unterqueren nicht nur die bestehende U1-Trasse, sondern auch den bestehenden ÖBB-Bahnhof Wien Nord. Die Station Praterstern mit einer Länge von ca. 159 Meter liegt östlich des ÖBB-Bahnhofes Wien Nord in 3-facher Tieflage und erstreckt sich vom ehemaligen Parkplatz bis in die Grünfläche der Venediger Au.

Das Stationsgebäude wird zur Gänze in offener Bauweise errichtet. Vom stadteinwärtigen Bahnsteigende führen drei Aufzüge zu einem neuen, unter dem Niveau liegenden Passagengeschoß und auch an die Oberfläche. Zusätzlich gelangt man vom Mittelbahnsteig über feste Stiegenanlagen und drei Fahrtreppen ebenfalls in das Passagengeschoß.

Die östlich des ÖBB-Bahnhofes Wien Nord an der Oberfläche zu errichtende Halle bildet den neuen Hauptzugang zu den U-Bahn- Linien U1 und U2 sowie zu der S-Bahn. Der Aufgang am Praterstern bildet in Zukunft eine Einheit mit dem von der ÖBB neu gestalteten Bahnhof Wien Nord und ist gleichzeitig Schnittpunkt und Umsteigeknoten zur bestehenden Linie U1 bzw. zu den S-Bahn-Linien der ÖBB. Der transparente Stahlbau beherbergt neben den Rolltreppen und Liften einige Betriebsräume sowie infrastrukturelle Einrichtungen. Am stadtauswärtigen Stationsende führen ein Aufzug und eine feste Stiege in einem Sicherheitsstiegenhaus zum zweiten Aufgang in die Grünfläche der Venediger Au. In das Stationsgebäude integriert ist eine etwa 60 Quadratmeter große Öffnung in der Tunneldecke, die Tageslicht direkt auf den Bahnsteig und in das Stiegenhaus bringt. Die beiden Streckentunnelröhren mit einer Länge von jeweils ca. 350 Meter, die in einem weit gezogenen Linksbogen die Venediger Au und die Ausstellungsstraße unterqueren, wurden ebenfalls in der bergmännischen Bauweise hergestellt. Dieser Streckenabschnitt erreicht kurz nach der Einmündung der Wolfgang-Schmälzl-Gasse die Parallellage zur Ausstellungsstraße und die Bauabschnittsgrenze zur Station Messe.

Erdwärme zum Klimatisieren der U-Bahn-Stationen

Die Tunnelröhren des aktuellen Bauabschnitts wurden nach der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode hergestellt. Dabei bauen große Tunnelbagger den Boden Schritt für Schritt ab. Der Tunnel wird sofort mit Spritzbeton, Gitterträgern und Baustahlgittern gesichert. Die Betonschale ist zwischen 20 und 30 Zentimeter dick. Danach wird eine 40 Zentimeter starke Innenschale aus wasserdichtem Beton eingesetzt. Eine der größten technischen Herausforderungen war das Absenken des hohen Grundwasserspiegels, damit die Tunnelröhren im Trockenen errichtet werden konnten. Dazu wurden an beiden Seiten der Röhren so genannte Rohrbrunnen geschlagen, die den Wasserspiegel unter der Tunnelsohle gehalten haben. Das abgepumpte Wasser wurde in den Donaukanal geleitet.

Weiteres Novum: In der Station Praterstern und bei drei weiteren Stationen in Tieflage (Schottenring, Taborstraße und Messe) wird erstmals Erdwärme zur Stationsheizung und Stationskühlung genutzt. Die Tunnelwände und die Bodenplatte der Station dienen als Kollektoren. Mit Wärmepumpen bzw. Kältemaschinen wird das Temperaturniveau in den Stationen je nach Bedarf gehoben oder gesenkt. Diese revolutionäre Technologie ist eine österreichische Neuentwicklung. Die U2 ist die erste U-Bahn der Welt, bei der diese Technologie angewandt wird.

U-Bahn ist auf EM-Kurs

Mit der U2 wird man bereits ab 10. Mai 2008 - also rund ein Monat vor der Fußball-EM - über die bisherige Endstelle Schottenring hinaus bis zum Stadion fahren können. Später folgt dann der weitere Anschluss über die Stationen Donaustadtbrücke, Seestern, Stadlau, Hardeggasse und das Donauspital bis zur Aspernstraße. Die Kosten für das gesamte Projekt - inklusive Adaptierung der U2-Stammstrecke - betragen rund 1,3 Milliarden Euro. Mit dem Ausbau der U2 bis Aspern setzen die Wiener Linien einen weiteren Schritt für ein zukunftsorientiertes Netz öffentlichen Verkehrs. Vor allem die Bewohner des 2. und des 22. Bezirks werden schnell und bequem wichtige Bereiche der Stadt, etwa den Arbeitsplatz in den inneren Bezirken oder die Freizeitbereiche Prater und Stadion erreichen. Fahrgäste der Wiener Linien können dann beispielsweise in 15 Minuten vom Karlsplatz zum Stadion oder in 18 Minuten vom Donauspital zum Schottentor gelangen. Vom Rathaus zur Messe oder vom Südtiroler Platz zur Messe sind gar nur mehr 10 Minuten nötig. Fahrzeiten, bei denen auch eine fast staufreie Süd-Ost-Tangente nicht mithalten kann.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) mak

(RK vom 02.12.2005)