Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 24.11.2005:
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15 Jahre Ganslwirt - 15 Jahre Hilfe ohne Wenn und Aber

15 Jahre Ganslwirt - 15 Jahre Hilfe ohne Wenn und Aber

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Wien (RK). "Der Ganslwirt gehörte zu den ersten Pionierleistungen der Wiener Drogenpolitik, die professionell waren, aber zugleich auch ein Wagnis. Umso mehr freut es uns, dass sich der Wiener Weg aus heutiger Sicht als der richtige herausgestellt hat. Heute wissen wir, dass die Leistungen des Ganslwirts wesentlich ...

Wien (RK). "Der Ganslwirt gehörte zu den ersten Pionierleistungen der Wiener Drogenpolitik, die professionell waren, aber zugleich auch ein Wagnis. Umso mehr freut es uns, dass sich der Wiener Weg aus heutiger Sicht als der richtige herausgestellt hat. Heute wissen wir, dass die Leistungen des Ganslwirts wesentlich dazu beigetragen haben, drogenkranken Menschen zu helfen und deren totalen Abstieg zu verhindern", so Vizebürgermeisterin Grete Laska, die von 1994 bis 2004 als Sozialstadträtin für Drogenpolitik zuständig war, und Gesundheits- und Sozialstadträtin Mag.a Renate Brauner bei einem Mediengespräch heute, Donnerstag, anlässlich des 15-jährigen Bestehens der sozialmedizinischen Drogenberatungsstelle Ganslwirt.****

Auf den Tag genau vor 15 Jahren, am 24. November 1990, wurde unter dem damaligen Bürgermeister Dr. Helmut Zilk und der Vizebürgermeisterin und Sozialstadträtin Ingrid Smejkal die sozialmedizinische Drogenberatungsstelle Ganslwirt in der Esterhazygasse in Mariahilf eröffnet - begleitet von starker medialer Aufmerksamkeit und auch massiver öffentlicher Kritik. Unter anderem versammelten sich mehr als tausend Menschen vor dem Ganslwirt, um gegen die Einrichtung zu demonstrieren. Viele Anrainer befürchteten, dass sich Süchtige in ihren Hausfluren breit machen würden. Die Befürchtungen waren unbegründet. Die Stadt Wien hielt der Kritik stand und setzte mit dem Ganslwirt einen Meilenstein in der Betreuung und Therapie von suchtkranken Menschen in Österreich.

15 Jahre oder 131.496 Bereitschaftsstunden später ist der Ganslwirt aus dem Hilfsangebot für Suchtkranke und deren Angehörige nicht mehr wegzudenken und eine allgemein anerkannte Beratungs- und Betreuungsstelle.

Alle sechs Minuten geht die Türe auf: 233 Personen kommen täglich in die Einrichtung. Alle zwei Wochen wird im Ganslwirt eine lebensrettende Maßnahme durchgeführt. Tausenden Suchtkranken konnte geholfen werden und wird auch weiterhin geholfen werden - mit dem Ziel, dass sie "irgendwann keine Angst mehr vorm Leben haben", wie ein Suchtkranker in der Festschrift zum 15-jährigen Bestehen schreibt. Die Festschrift wird kommende Woche am 29. November im Rahmen der 15-Jahr-Feier im Reigen veröffentlicht.

"Hilfe für Suchtkranke ist neben Suchtprävention und dem Kampf gegen Drogenkriminalität ein wichtiger Eckpfeiler des Wiener Drogenkonzepts. Der Ganslwirt war Wegbereiter dieses Ansatzes und ist bis heute unverzichtbarer Bestandteil der Drogenpolitik in Wien", so Brauner.

15 Jahre Hilfe im Ganslwirt in Zahlen

Der Ganslwirt vom Verein Wiener Sozialprojekte in der Esterhazygasse 18 in Mariahilf ist seit 24.11.1990 ununterbrochen geöffnet. Das bedeutet 5.479 Tage Betrieb und 131.496 Stunden Bereitschaftsdienst für Kriseninterventionen und als Erstanlaufstelle für Suchtkranke. Pro Tag finden im Durchschnitt 36 Informations- und Beratungsgespräche statt. Alle sieben Minuten werden zwölf Spritzensets getauscht. Jeden zweiten Tag wird eine Krisenintervention geleistet.

Seit Bestehen der Einrichtung wurden rund 5 Millionen Spritzensets getauscht. 95 % der Spritzen, die im Ganslwirt ausgegeben werden, werden auch wieder zurückgebracht. Auf Grund dieser hohen Tauschquote hat Wien eine im europäischen Vergleich niedrige HIV-Prävalenz unter den DrogenkonsumentInnen: Im Jahr 2004 waren 6,3 % der DrogenkonsumentInnen HIV-positiv.

Das Tageszentrum des Ganslwirts haben bisher schon über 280.000 Personen besucht. 108.000 PatientInnen kamen seit Bestehen der Drogenberatungsstelle in das medizinische Ambulatorium. 57.000 Personen haben in der Notschlafstelle des Ganslwirts genächtigt.

Das Wiener Drogenkonzept

Der Ganslwirt hat eine wichtige Rolle im Gesamtzusammenhang des Wiener Drogenkonzepts. Das Konzept basiert auf vier Säulen: Prävention, Gesundheitsbezogene Maßnahmen, Soziale Maßnahmen und Sicherheit. Der Ganslwirt steht allein für drei der vier Säulen: die Ambulanz bietet medizinische Versorgung, die Information und Beratung durch Sozialarbeiter ist eine wichtige soziale Maßnahme und durch Krisenvorbeugung, Krisenintervention und die hohe Tauschquote der Spritzensets trägt der Ganslwirt auch wesentlich zur Sicherheit bei.

In Wien gibt es derzeit 24 ambulante und acht stationäre Hilfseinrichtungen für Suchtkranke. Um zu erreichen, dass die Krankheit Sucht gar nicht erst entsteht und diese Einrichtungen in Anspruch genommen werden müssen, setzt die Wiener Drogenpolitik auf Präventionsmaßnahmen. Insgesamt stehen für alle Alterstufen mehr als 25 Präventionsprogramme zur Verfügung.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) hir

  • Rückfragehinweis:
    Mag. Eva Gassner
    Mediensprecherin Vizebürgermeisterin Grete Laska
    Tel.: 4000/81 850
    Mobil: 0664/33 60 917
    E-Mail: ega@gjs.magwien.gv.at
    Mag. Stefan Hirsch
    Mediensprecher Stadträtin Mag.a Renate Brauner
    Tel.: 4000/81 231
    Mobil: 0664/431 10 13
    E-Mail: hir@ggs.magwien.gv.at
    Flo Winkler
    Pressesprecher
    Fonds Soziales Wien
    Tel.: 4000/66 312
    Mobil: 0664/ 625 31 09
    E-Mail: flo.winkler@fsw.at

(RK vom 24.11.2005)