Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 21.10.2005:
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Angebotsverbesserung beim Öffentlichen Verkehr als Ziel

Wien (RK). Den Ruf als internationale Kongressstadt festigt Wien laufend, die Abhaltung des Weltkongresses 2009 der UITP (Union Internationale des Transports Publics) zusammen mit der Ausstellung "Mobility & City Transport" konnte - nicht zuletzt dank der intensiven und fundierten Vorarbeit von Verkehrsverbund Ost- ...

Wien (RK). Den Ruf als internationale Kongressstadt festigt Wien laufend, die Abhaltung des Weltkongresses 2009 der UITP (Union Internationale des Transports Publics) zusammen mit der Ausstellung "Mobility & City Transport" konnte - nicht zuletzt dank der intensiven und fundierten Vorarbeit von Verkehrsverbund Ost-Region (VOR), Wiener Linien, ÖBB und Stadt Wien - für Wien fixiert werden. Nunmehr steht auch der genaue Termin fest: 7. bis 11. Juni 2009. Daneben hält die UITP jedes Jahr eine weltweit beschickte Regionalverkehrsversammlung ab, heuer zusammen mit der 3. Internationalen Marketing Konferenz der UITP als mehrtägige Veranstaltung kürzlich in Wien, an der selbst Delegierte aus Australien und China teilgenommen haben. Der (bisherige) Vorsitzende der Sparte Regionalverkehr in der UITP, Direktor Ulrich Sinzig, Vizepräsident des Verwaltungsrates der Schweizerischen Bundesbahnen, betonte, dass man sich der Schlüsselrolle des Regionalverkehrs und des daraus abgeleiteten Anspruchs einer qualitativ hochstehenden Grundversorgung bewusst ist. Nicht zuletzt bedient der Regionalverkehr auch kleine Städte, die sich kein eigens Verkehrsnetz leisten können. Was die Versorgung im Umland betrifft, so der Schweizer Experte, soll diese "außerhalb der Ballungsräume in angemessener Weise erfolgen".

In seiner Eröffnungsrede weist Stadtrat DI Rudolf Schicker, verantwortlich für Stadtentwicklung und Verkehr, auf den Paradigmenwechsel hin, der ab Mitte der 90er-Jahre in Richtung U- Bahn-Ausbau und Parkraumbewirtschaftung geführt hat, und damit zu einer verstärkten Inanspruchnahme des Öffentlichen Verkehrs (ÖV). Er postuliert: "Im Vordergrund steht die intelligente Mobilität, also Nachhaltigkeit, Effektivität, Verfügbarkeit und Akzeptanz bei Bevölkerung und Wirtschaft". Da bedarf es durchdachter Lösungen, denn der verfügbare Raum in historisch gewachsenen Städten ist oft zu klein, und es ist Rücksicht auf den Wirtschaftsverkehr zu nehmen. Erfreulich stellt sich die Entwicklung beim ÖV dar, der Modal split ist im Zeitraum 1993 bis 2004 von 29 auf 35 Prozent gewachsen (nur Zürich weist ähnliche Werte auf). Ziel ist innerstädtisch der Umweltverbund Fußwege - Radfahren - Modal split, dessen Anteil bis 2020 auf 45 Prozent wachsen soll. Als Basis für die "Erfolgsfaktoren" sieht der Verkehrsstadtrat vor allem die Wiener Linien als integriertes Verkehrsunternehmen, und die gemeinsamen verkehrspolitischen Zielsetzungen in der Richtung , dass zwei Drittel der innerstädtischen Wege im Umweltverbund und maximall 35 Prozent im Individualverkehr (IV) zurückgelegt werden.

Natürlich muss die Verkehrsplanung Landesgrenzen überschreitend gesehen werden, derzeit fahren rund zwei Drittel der Ein- bzw.. Auspendler mittels IV (Auto). Der die Stadtgrenzen überschreitende Regionalverkehr, die Flexibilisierung der Arbeitswelt auf der einen Seite, die nicht beliebig vermehrbaren finanziellen Mittel auf der anderen Seite, machen es immer schwerer, beim ÖV ein attraktives Angebot zu liefern, so Schicker, dennoch gilt es, "in Zeiten steigender Ölpreise beim öffentlichen Verkehr eine angebotsorientierte Politik zu forcieren". Dabei wäre die Frage der Verländerung des Regionalverkehrs auch auf finanzieller Ebene zu klären, denn der Bund hätte auch für die entsprechenden Mittel zu sorgen, der kooperative Bundesstaat hat sich bisher bewährt.

Für Verkehrsstaatssekretär Mag. Helmut Kukacka müssen auch beim Regionalverkehr "ökonomische und wirtschaftliche Zwänge berücksichtigt werden". Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) erfüllt eine der wichtigsten öffentlichen Versorgungsaufgaben, er ist unverzichtbar bei der Anbindung des ländlichen Raumes an die Ballungsgebiete - erfreulicherweise hat in Wien der ÖV zugenommen, Wien nimmt innerhalb Europas beim Modal split einen Spitzenplatz ein, unterstreicht der Verkehrspolitiker, und ist damit atypisch zum internationalen Trend. In Summe stelle der Bund - ohne Infrastruktur, Ausbau und Erhaltung - rund 1,1 Milliarden Euro für den ÖPNV zur Verfügung, davon 65 Millionen für die Tarifverluste der Verkehrsverbünde, 218 Millionen Euro an die Länder für die Verkehrsdiensteverträge, 335 Millionen Euro für Schüler- und Lehrlingsfreifahrten.; mit den Infrastrukturkosten erhöhten sich die Aufwendungen auf rund 2,3 Milliarden Euro. Der Staatssekretär will ein österreichweites Monitoring eingerichtet sehen, um die Mittelflüsse überwachen zu können, dazu Analysen und (wieder) eine Bestandsaufnahme. Denn rund ein Drittel der Bevölkerung wäre bei einer Attraktivitätssteigerung des ÖPNV bereit, umzusteigen, ein weiteres Drittel wäre durch die geringeren Fahrtkosten als beim IV zu gewinnen. Der Staatssekretär will gemäß dem Subsidiaritätsprinzip anstelle des Bundes die Gebietskörperschaften mit den Verkehrsfragen befassen und hält fest: "Ein gesunkenes Fahrgastaufkommen kann zur Reduzierung des Mitteleinsatzes führen".

Der langjährige VOR-Geschäftsführer Direktor Manfred Novy (als zweiter GF fungiert Mag. Wolfgang Schroll), seit 1984 mit dem operativen Geschäft befasst, geht in seiner Eröffnungsrede vor allem auf Gewichtung und Stellung des größten österreichischen Verkehrsverbundes im Gefüge des ÖPNV ein. Zwei Säulen dabei die Mitarbeit am Masterplan Verkehr der Stadt Wien mit Fragen des Pendlerverkehrs von/nach Wien sowie "die klare Vorgabe des Ausbaues des öffentlichen Personennahverkehrs". Im VOR und den fünf weiteren angrenzenden Verkehrsverbünden (VVB), für die er die Verwaltung wahrnimmt, sind auf einer Fläche von 26.000 Quadratkilometern 3,7 Millionen Menschen beheimatet. Im Jahr 2004 wurden rund 860 Millionen Fahrgäste gezählt, wobei die Verkehrsdienstleistungen nicht nur in Ballungsräumen sondern auch in dünnbesiedelten Gebieten zu erbringen sind. Was komplexe Probleme mit sich bringt: "Wenn man von Anfang an gut überlegte und konsensfähige Maßnahmen setzt, hat man Erfolg und kann weiterreichende Maßnahmen setzen", unterstreicht Novy. Dazu gehören beispielsweise integrierte (Fahrplan-) Auskünfte, Förderung der Intermodalität und generelle Anreize, zum ÖPNV überzuwechseln.

Was den Komplex Verkehrsverbund betrifft - als "Urvater" gilt der 2005 vier Jahrzehnte alte Hamburger VVB - befindet sich Wien in einer günstigen Lage, man denke an die durchgehenden U-Bahn- Linien von einer Stadtgrenze zur anderen. In Frankfurt am Main beispielsweise ist eine durchgehende Linienführung aufgrund der topographischen Verhältnisse nicht möglich. Hinsichtlich der Verkehrsmittelwahl im Wiener Raum, fahren 20 Prozent zu/von der Arbeit, 34 Prozent im Freizeitverkehr im ÖPNV; beim Berufsverkehr im Waldviertel sind es nur 6 Prozent, im Raum südlich von Wien 12 Prozent.. Dabei wird mit laufenden Marketingmaßnahmen ein Sinneswandel angestrebt, betont Novy, denn es gilt, den zukünftigen Nutzern deutlich zu machen, dass die Fahrdauer beim ÖV zumeist kürzer ist als geschätzt, die Autobenützung aber länger dauert als vermutet.

Was die in Wien abgehaltene UITP-Regionalverkehrsversammlung betrifft, ein erfreuliches personelles Detail am Rande: Zum Nachfolger der Schweizers Ulrich Sinzig wurde über Vorschlag von UITP-Generalsekretär Hans Rat der Österreicher Dr. Csaba Székely (Wien), Generaldirektor-Stellvertreter der Raab-Oedenburg- Ebenfurter Eisenbahn AG, zum Vorsitzender der UITP-Sparte Regionalverkehr gewählt. (Schlusss) red

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(RK vom 21.10.2005)