Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 14.10.2005:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Wehsely an Rauch-Kallat: Starke Frauenpolitik schützt vor Gewalt

Wien (RK). Wiens Frauenstadträtin Sonja Wehsely begrüßt die Absichtsbekundungen von Frauenministerin Rauch-Kallat, Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen setzen zu wollen, warnt aber "vor Beifall heischendem Populismus" und davor, "alle Gewaltphänomene über einen Kamm zu scheren". Wehsely: "Zwangsverheiratungen, Mädchen- ...

Wien (RK). Wiens Frauenstadträtin Sonja Wehsely begrüßt die Absichtsbekundungen von Frauenministerin Rauch-Kallat, Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen setzen zu wollen, warnt aber "vor Beifall heischendem Populismus" und davor, "alle Gewaltphänomene über einen Kamm zu scheren". Wehsely: "Zwangsverheiratungen, Mädchen- und Frauenhandel oder Genitalverstümmelungen sind sehr komplexe Probleme, die einer getrennten, differenzierten Betrachtung und auch differenzierter Lösungsansätze bedürfen." Vor allem das Problem der Zwangsverheiratungen könne nur mit sehr sensiblen Lösungsansätzen angegangen werden.

Die Stadt Wien verfolge bei diesem komplexen Thema einen ganzheitlichen Ansatz. Wichtig sei eine möglichst breit gestreute und niederschwellige Aufklärung bedrohter Mädchen und Burschen. Eine zentrale Rolle bei der Präventionsarbeit durch Aufklärung habe die Schule. In Wien werde es künftig daher spezielle Sensibilisierungs- und Fortbildungsmodule für LehrerInnen geben. Wichtig sei auch, die Eltern der betroffenen Jugendlichen mit einzubeziehen, weil diese wie die meisten Eltern für ihre Kinder "nur das Beste" wollen. Von Zwangsheirat bedrohte Mädchen stünden oft vor dem Dilemma, dass sie im Falle ihrer Entscheidung gegen die Zwangsverheiratung aus der Familie und dem sozialen Netz ausgeschlossen werden. "Hier sind konkrete Betreuungs- und Beratungsangebote unerlässlich", so die Wiener Frauen- und Integrationsstadträtin. In Wien können sich Betroffene an das Mädchentelefon (0800 21 13 17) oder an das Frauentelefon (408 70 66) wenden.

Im Sinne einer nachhaltigen und langfristigen Änderung der Situation seien Maßnahmen gefragt, die auf die rechtliche, soziale und ökonomische Gleichstellung von Frauen abzielen. Wehselys Appell an die Frauenministerin: "Das langfristig wirksamste Mittel gegen jede Form von Gewalt an Frauen heißt Frauenpolitik. Es geht darum, den von Zwangsverheiratungen bedrohten Frauen und Mädchen neue Chancen zu eröffnen und sie in die Lage zu versetzen, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen. Und dafür braucht es eine starke emanzipatorische Frauenpolitik", so Wehsely. Gefragt sei auch eine verantwortungsvolle Bildungspolitik: "Denn mit dem Erwerb von Bildung wird der Grundstein für Eigenständigkeit, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit gelegt", so Wehsely.

Die Maßnahmen der Stadt Wien

Die Stadt Wien setzt bei diesem Thema vor allem auf die Arbeit mit den Communities. Die MA 17 - Integrations- und Diversitätsangelegenheiten arbeitet derzeit an einem diesbezüglichen Konzept.

An den Wiener Schulen wurden bereits Plakate zum Thema Zwangsverheiratungen mit dem Slogan "Zwangsheirat kostet dich deine Freiheit. Lebenslänglich!" aufgehängt. Diese Kampagne des Vereins "Orient Express" wurde von der Frauenabteilung der Stadt Wien gefördert und auch vom Wiener Stadtschulrat unterstützt.

Für die kommenden Monate plant die Frauenabteilung der Stadt Wien die Ausarbeitung weiterer Informations-, Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen. Für das Jahr 2006 kündigt Wehsely außerdem eine umfassende Studie zum Thema "Zwangsheirat" an. (Schluss) lac

(RK vom 14.10.2005)