Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 12.10.2005:
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Robert Schindel erhielt Auszeichnung der Stadt Wien

Robert Schindel erhielt Auszeichnung der Stadt Wien

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Wien (RK). Robert Schindel, Lyriker, Essayist und Romanautor, erhielt heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus das "Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien". "Robert Schindel setzt sich in seinem Werk mit wichtigen Fragen der Gesellschaft auseinander, wie der Frage, wie Juden und Nichtjuden mit der Shoa ...

Wien (RK). Robert Schindel, Lyriker, Essayist und Romanautor, erhielt heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus das "Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien". "Robert Schindel setzt sich in seinem Werk mit wichtigen Fragen der Gesellschaft auseinander, wie der Frage, wie Juden und Nichtjuden mit der Shoa umgehen", so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Rahmen der Verleihung. Und weiter: "Diese Auszeichnung soll auch den Eltern Robert Schindels gewidmet sein, die Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet haben".

Volker Kaukoreit, stellvertretender Leiter des Literaturarchivs der Nationalbibliothek würdigte in seiner Laudatio Robert Schindels literarisches Schaffen: "Das Hin- und Herwälzen der Sprache, im Zerlegen der Wörter und in der Auseinandersetzung mit den alten dichterischen Fragen, wie Liebe und Lust, Altern und Tod, deutet Robert Schindel die Welt immer wieder neu".

"Dieser Stadt verdanke ich mein schriftstellerisches Leben", freute sich Robert Schindel über die Auszeichnung. Die Scherbensprache, die Verzweiflungssprache, das Schweigen in der Sprache habe er nach dem Krieg aufgesogen - am Fußballplatz, im Kaffeehaus, in den Zeitungen - und durch sie die Welt gedeutet.****

Biographie Robert Schindel

Robert Schindel wurde 1944 in Bad Hall bei Linz als Sohn jüdischer Kommunisten geboren. Seine Eltern, die im Widerstand tätig waren, wurden verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Seine Mutter überlebte, sein Vater wurde im KZ Dachau ermordet. Robert Schindel überlebte unter falschem Namen in einem Kinderheim der nationalsozialistischen "Volkswohlfahrt".

Schindel begann 1959 eine Buchhändlerlehre im Globus-Verlag, die er allerdings abbrach, um ein unstetes Reiseleben quer durch Europa zu beginnen. Von 1961-1967 war er Parteimitglied der KPÖ.

1967 holte er die Matura nach und begann Jus und später Philosophie an der Universität Wien zu studieren. 1968 war er führendes Mitglied der "Kommune Wien", 1969 gründete er die literarische "Gruppe Hundsblume".

Seit 1986 als freier Schriftsteller in Wien. Zu seinen wichtigsten Werken zählen: Ohneland; Geier sind pünktliche Tiere; Im Herzen die Krätze; Ein Feuerchen im hintennach. 1992 gewann er mit dem Roman "Gebürtig" auch als Prosaautor ein breites Publikum. 1994 folgte unter dem Titel "Die Nacht der Harlekine" ein weiterer Prosaband. Nach den gesammelten Essays "Gott schütze uns vor den guten Menschen" (1995) erschien 2000 der Gedichtband "Immernie. Gedichte vom Moos der Neunzigerhöhlen". Im Jahr 2003 erschienen die Gedichtbände "Nervös der Meridian" sowie "Zwischen dir und mir wächst das Paradies". 2004 kam der Band "Mein liebster Feind" mit Essays, Reden und Miniaturen heraus sowie der Gedichtband "Fremd bei mir selbst".

Schindel erhielt 1992 den Förderpreis des österreichischen Staatspreises für Literatur, 1993 den Erich Fried Preis, 2000 den Eduard Mörike Preis und 2003 den Preis der Stadt Wien für Literatur.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) rar

(RK vom 12.10.2005)