Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 05.07.2005:
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WIENUX-Tag: Wiener Lösung für Open Source

Wien (RK). In der Hauptbücherei der Stadt Wien präsentierte heute Stadtrat Rudi Schicker im Rahmen einer Medienkonferenz den aktuellen Status des Open Source-Einsatzes in der Stadt Wien. Gemeinsam mit Gemeinderat Andreas Schieder und Nationalratsabgeordnetem Josef Broukal wurde WIENUX, die für den Einsatz in der ...

Wien (RK). In der Hauptbücherei der Stadt Wien präsentierte heute Stadtrat Rudi Schicker im Rahmen einer Medienkonferenz den aktuellen Status des Open Source-Einsatzes in der Stadt Wien. Gemeinsam mit Gemeinderat Andreas Schieder und Nationalratsabgeordnetem Josef Broukal wurde WIENUX, die für den Einsatz in der Stadt Wien vorbereitete Linux-Version präsentiert. Im Rahmen eines WIENUX- Informationstages konnten sich MitarbeiterInnen der Stadt Wien über WIENUX und Open Office.org informieren und LINUX und Open Office.org vor Ort ausprobieren. Wie Schicker betonte "geht es nicht darum, sozusagen von oben herab Entscheidungen zu treffen, sondern den MitarbeiterInnen im Sinne einer kreativen Verwaltung möglichst individuelle Freiheit zu lassen".

Die Stadt Wien setzt im Serverbereich bereits seit vielen Jahren Open-Source-Software (OSS) Produkte ein. Auf Grund der dabei gewonnenen positiven Erfahrungen wurde bereits seit längerem die Entwicklung der OSS Standardkomponenten für Arbeitsplätze beobachtet und der Einsatz im Rahmen einer Studie untersucht. Die MA 14 - ADV verwaltet 18.000 PCs, 8.200 Drucker und 560 Server. Als Betriebssystem ist auf den meisten Desktops Windows 2000 im Einsatz, dessen Support reicht von Seiten Microsofts zwar noch bis 2010, ganz soviel Zeit ist aber nicht mehr. "Alle fünf bis sieben Jahre entsteht ein derartiger Migrationsdruck, auch wenn man ein bis zwei Versionen überspringt," bringt es Abteilungsleiter Dipl.- Ing. SR Erwin Gillich auf den Punkt. Eine Migration der Landschaft stünde daher drei Jahre früher, spätestens jedoch 2008 an, ganz anders als in München, wo der Zeitdruck aufgrund veralteter Hard- und Software viel größer war.****

Open Source-Studie

Im Rahmen einer Studie wurde eine umfassende Erhebung der auf jedem einzelnen PC eingesetzten Software-Produkte durchgeführt und als Grundlage für die Ermittlung des Migrationspotenzials herangezogen. Die Ergebnisse der Studie "Open Source Software (OSS) im Magistrat Wien" zeigten, dass rund 7.500 PCs problemlos das lizenzkostenfreie OpenOffice.org anstatt MS Office benutzen könnten. 4.800 dieser umstellungsfähigen PCs könnten sogar auf ein Open Source-Betriebssystem umgestellt werden.

Im Oktober 2004 startete eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Einsatz von Open Source Software auf den Arbeitsplätzen des Magistrats befasste. Die Anforderung bestand darin, eine Open Source Plattform zu entwickeln, die mit der bestehenden Microsoft- Infrastruktur kommunizieren kann. Die Resultate sind das maßgeschneiderte Betriebssystem WIENUX und der Einsatz von OpenOffice.org. Beide werden im Rahmen einer sanften Produkteinführung ab Juni 2005 von der MA 14-ADV angeboten.

Freiwilliger Umstieg

Wichtigste Überlegung dabei ist die Freiwilligkeit: Wer will, kann sich für den Open Source-Weg entscheiden; wer an den bisherigen Produkten hängt, möge dort verbleiben.

Das lizenzkostenfreie Betriebssystem WIENUX wurde auf Basis der debian Distribution mit dem KDE (Kool Desktop Enviroment) Desktop entwickelt. Als Webbrowser wird Mozilla Firefox eingesetzt, auf die E-Mails kann via MS Outlook WebAccess zugegriffen werden, auch ein SAP-Zugriff und diverse Zusatzprogramme sind vorhanden. WIENUX steht unter der sogenannten GNU/GPL (GNU General Public Licence).

OpenOffice.org

Das ebenfalls lizenzkostenfreie OpenOffice.org ist das Pendant zu dem derzeit im Magistrat verwendeten MS-Office. Es kann plattformunabhängig sowohl auf WIENUX- als auch MS-Windows-PCs installiert und unter MS-Windows 2000 auch parallel zu MS-Office betrieben werden. OpenOffice.org umfasst die Programme Writer (zum Erstellen von Schriftstücken), Calc (zum Erstellen von Tabellen), Impress (zum Erstellen von Präsentationen), Draw (Zeichenprogramm), Base (Datenbankmodul) und Math (wissenschaftlicher Formeleditor).

Erfahrungen sammeln

Um die genauen Bedürfnisse und Anforderungen an die neuen Produkte aus den Dienststellen zu erheben, wurde eine eigene Usergruppe ins Leben gerufen. Diese trifft sich in regelmäßigen Abständen und tauscht Erfahrungen über Änderungen und Neuerungen aus.

Man ist zuversichtlich, dass die freiwillige, sanfte Migration auf WIENUX und OpenOffice.org positiv verlaufen wird. "Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Umsteller im ersten Jahr einige Hundert nicht überschreiten wird. Viele schauen bestimmt erst einmal zu, wie gut das funktioniert," meint Dipl.-Ing. Gillich. Bis in zwei bis drei Jahren die Migration auf Microsoft- Ebene ansteht, wird es zum Einsatz von Open Source am Desktop aber schon einige Erfahrungen geben.

Technische Daten zur aktuellen Linux-Distribution der Stadt Wien

  • Basis: debian/GNU Linux 3.1
    Kernel 2.6.11
    XFree86 4.3
    KDE Desktop 3.3.2
    OpenOffice.org für die Stadt
    SAP Java GUI
    Mozilla Firefox 1.0.4
    MS Outlook WebAccess
    k3b CD-R/W & DVD Brennersoftware
    GIMP Bildbearbeitungsprogramm
    Virenscan
    Internet Firewall
    Scannerunterstützung
    Active Directory User (Authentifizierung per Kerberos 5 /
    openLDAP) Treiber (für PC Typen, Drucker, ...)
    Linux und WIENUX stehen unter der sogenannten GNU/GPL.

OpenOffice.org für die Stadt verwendet ein offenes XML Format, das dem OASIS Standard entspricht und besteht aus den Programmen: Writer, Calc, Impress, Draw, Base, Math

MA 14 - ADV - Informations- und Kommunikationstechnologie für die Stadt

Rasche, kompetente, moderne Kommunikation - im Dienste der BürgerInnen Wiens. Das ist die Aufgabe der MA 14-ADV (Automatische Datenver-arbeitung). Wir stellen dem Magistrat die optimale Kommunikationstechnologie zur Verfügung. Mit einem der größten Computernetze Europas, auf das täglich rund um die Uhr 35.000 Magistratsbedienstete in 140 Dienststellen zugreifen können.

18.000 PCs, 8.200 Drucker, 560 Server werden von der MA 14- ADV installiert, gewartet und betrieben. 24.000 Teilnehmer im Telefonverbund erwarten und bekommen von der MA 14-ADV zu jeder Zeit die Möglichkeit, reibungslos intern und extern zu kommunizieren. Der Help-Desk beantwortet durchschnittlich 123 Anfragen pro Tag. 45.000 pro Jahr. Die Anforderungen ändern sich nahezu täglich: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der PCs bei der Stadt Wien verfünffacht. Zwanzig Mal mehr eMails gehen heute über die Leitungen als noch vor sechs Jahren. Die Zahl der Störungsbehebungen hat sich in Folge der gestiegenen Anforderungen in nur vier Jahren verdoppelt. Die MA 14-ADV betreut und berät Dienststellen in EDV-Belangen. Produkte werden entwickelt, angekauft und eingesetzt, Projekte durchgeführt, die Infrastruktur ausgebaut, der EDV-Betrieb 7 x 24 Stunden sichergestellt und Informations- und Kommunikationsleistungen beschafft. Die MA 14 - ADV erbringt 2005 mit 452 Planposten Leistungen im finanziellen Ausmaß von rund 60 Millionen Euro. Wir sind Dienstleister - für die EDV-AnwenderInnen im Magistrat und die BürgerInnen der Stadt Wien.

  • Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) für die Stadt
    www.wien.gv.at/
  • Open-Source-Software am Arbeitsplatz im Magistrat Wien
    www.wien.gv.at/
(Schluss) lf
  • Rückfragehinweis:
    Mag. Ingrid Kammerer
    MA 14 - ADV
    Tel.: 4000/91382

(RK vom 05.07.2005)