Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 22.06.2005:
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Wiener Auszeichnung für Eveline Goodman-Thau und Rolf Langenfass

Wiener Auszeichnung für Eveline Goodman-Thau und Rolf Langenfass

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Wien (RK). Univ.-Prof. Dr. Eveline Goodman-Thau, Religionswissenschafterin und Rabbinerin, und Prof. Rolf Langenfass, Bühnenbildner und Ausstattungsleiter im Theater in der Josefstadt, erhielten heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus die "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber". Zahlreiche Freunde und ...

Wien (RK). Univ.-Prof. Dr. Eveline Goodman-Thau, Religionswissenschafterin und Rabbinerin, und Prof. Rolf Langenfass, Bühnenbildner und Ausstattungsleiter im Theater in der Josefstadt, erhielten heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus die "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber". Zahlreiche Freunde und Weggefährten waren zur Feierstunde gekommen, darunter Otto Schenk, Fritz Muliar, Harald Serafin, Senta Wengraf, Sacherchefin Elisabeth Gürtler, Maria Schaumayer, Präsidentin der Österreichischen Nationalbank a. D. und Ehrenbürgerin der Stadt Wien, Heidemarie Unterreiner, 3. Präsidentin des Wiener Landtags sowie Gemeinderätin Rosemarie Polkorab.

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny würdigte Eveline Goodman-Thau als "international renommierte Wissenschafterin", die in den USA und Europa tätig ist. Er dankte ihr, "dass sie in die Stadt zurückgekehrt ist, die sie 1938 mit ihrer Familie verlassen musste, dass sie heute hier tätig ist und lehrt". Denn dies sei keinesfalls selbstverständlich.

Rolf Langefass habe dazu beigetragen, dem Theater in der Josefstadt seine unverwechselbare Identität zu geben. Seine Bühnenbilder seien stilsichere Visualisierungen von Texten, abseits jeglicher Modeströmungen und Trends.

Für Laudator Dr. Raoul Kneucker, Sektionschef i. R., ist Goodman-Thau ein "Modell für feminine Lebensgestaltung". Als Wissenschafterin habe Goodman-Thau die Auseinandersetzung mit dem Judentum sowie mit der Identität von Juden und Nicht-Juden in Israel forciert; des weiteren die Auseinandersetzung mit dem Jüdischen Erbe als unverzichtbaren Beitrag zu einer Identität Europas.

"Langenfass entwirft musikalische Bühnenbilder, er erzählt die Musik, die Stücke", so Josefstadt-Direktor Helmuth Lohner über seinen Freund. Seine Qualitäten seien neben seiner Kreativität seine Freundschaft, seine Kollegialität, sein Gerechtigkeitssinn und seine Herzlichkeit.

Biographie Eveline Goodman-Thau

Eveline Goodman-Thau wurde 1934 in Wien geboren. Die Familie Thau war nach dem ersten Weltkrieg von Ostgalizien nach Wien gekommen und hatte es in einer Generation geschafft, aus dem "Schtetl" in die moderne Welt zu gelangen. Nach dem Einmarsch Hitlers floh Eveline Goodman-Thau Ende 1938 mit ihrer Familie in die Niederlande, wo sie in Hilversum bis Kriegsende versteckt lebte.

Nach 1945 wurde Frau Goodman-Thau niederländische Staatsbürgerin. Sie studierte an der Universität Amsterdam englische Literatur und Judaistik. 1956 übersiedelte sie nach Israel und setzte dort ihr Studium fort.

Im gleichen Jahr heiratete sie Dr. Moshe Goodman und brachte innerhalb von sechs Jahren fünf Kinder in die Welt. Nach der Geburt ihrer Kinder widmete sie sich wieder verstärkt der wissenschaftlichen Arbeit. Sie promovierte und habilitierte sich später im Fach "Jüdische Philosophie und Geistesgeschichte".

Seit 1981 lehrt sie an verschiedenen Universitäten Deutschlands, unter anderem hatte sie Gastprofessuren für Judaistik in Heidelberg, Tübingen, Oldenburg, Halle und Kassel. 1998 bis 1999 lehrte sie auch an der Harvard Divinity School. Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit sind Fragen der Ethik, Politik und Gesellschaft, insbesondere auch das Spannungsverhältnis zwischen religiöser Tradition und Moderne.

1999 gründete sie die Hermann-Cohen-Akademie in Buchen/Odenwald, als deren Direktorin sie Tagungen und Lernseminare veranstaltet.

Am 18. Oktober 2000 wurde sie in Jerusalem zur ersten orthodoxen Rabbinerin ordiniert. 2001 bis 2002 stand sie in dieser Funktion der liberalen Wiener Gemeinde Or Chadash vor. Heute lehrt sie an der Universität Wien als Gastprofessorin jüdische Kulturphilosophie.

Biographie Rolf Langenfass

Rolf Langenfass wurde 1944 in Bayrisch Zell geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er an der Universität München Theaterwissenschaft und anschließend an der Wimbledon School of Art in London Bühnen- und Kostümbild. 1972 schloss er mit Auszeichnung seine Ausbildung dort ab. 1975 übersiedelte er nach Wien und war hier als Bühnenbildner und Kostümausstatter an der Volksoper, dem Theater an der Wien, Volkstheater und besonders am Theater in der Josefstadt, wo er auch fest angestellt wurde und seit 1997 als Ausstattungsleiter fungiert, tätig.

Daneben war Langenfass mehrfach bei den Salzburger Festspielen, bei den Münchner und den Bregenzer Festspielen engagiert. Seit 1993 ist er jährlich als gefeierter Bühnen- und Kostümbildner bei den Burgenländischen Seefestspielen in Mörbisch tätig. Auch bei den Wiener Festwochen gestaltete er mehrfach das Bühnenbild.

Höhepunkte seines Schaffens waren u. a. Bühnenbild und Ausstattung für den "Parsifal" in der Semperoper in Dresden 1988, die "Fledermaus in der Kölner Oper 2003 und 2005, und Wagners "Ring der Nibelungen" (Regie Otto Schenk) an der "Met" in New York 2004.

Langenfass gilt als bedeutendster Bühnenbildner im deutschsprachigen Raum. Für seine Verdienste erhielt er 1980 die Josef- Kainz-Medaille der Stadt Wien, 2002 den Professorentitel und zu seinem 60. Geburtstag 2004 das Große Ehrenzeichen des Landes Burgenland.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) rar

(RK vom 22.06.2005)