Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 02.06.2005:
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Wiener Auszeichnungen für Persönlichkeiten des Musiklebens

Wien (RK). Drei Persönlichkeiten des Wiener Musiklebens wurden heute, Donnerstag, von Kulturstadtrat Andreas Mailath- Pokorny im Wiener Rathaus ausgezeichnet: Peter Planyavsky, Domorganist zu St. Stephan und Komponist, Michael Radulescu, Organist und Komponist, und Chieh Shih, Komponist, erhielten das "Goldene ...

Wien (RK). Drei Persönlichkeiten des Wiener Musiklebens wurden heute, Donnerstag, von Kulturstadtrat Andreas Mailath- Pokorny im Wiener Rathaus ausgezeichnet: Peter Planyavsky, Domorganist zu St. Stephan und Komponist, Michael Radulescu, Organist und Komponist, und Chieh Shih, Komponist, erhielten das "Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien".

Mailath bekräftigte im Rahmen der Verleihung das Engagement der Stadt für Offenheit und Internationalität: Planyavsky wurde in Wien geboren, Radulescu in Bukarest, Shih in Taipeh. "Es sind drei Persönlichkeiten, die Wien zum Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens gewählt haben", so Mailath. Die Kultur in Wien habe immer schon von den unterschiedlichsten Einflüssen, Kulturen und Identitäten gelebt.

Peter Planyavsky zeichne sich durch Kreativität, Musikfreude und Humor aus, so Gerhard Kramer in seiner Laudatio. Als Organist und Dommusikdirektor sei ihm der Neubau und die Neupositionierung der Orgel zu St. Stephan gelungen. Sein Verdienst sei es auch, die Musik des 20. Jahrhunderts in St. Stephan integriert zu haben.

Michael Radulescu besteche durch seine Lust an der Vielfalt, so Roman Summereder. "Er ist kein Spezialist, sondern versteht es, die gegensätzlichen Musiken zu vermitteln und zu erklären. Seine Musik ist in sich gekehrt, still und suggestiv".

Chieh Shih verfüge über jene künstlerischen Mittel, die die Verkrustungen unseres Denksystems aufsprengen, sagt Christian Baier über Chieh Shih. Für Shih sei die Auseinandersetzung mit der Tradition die Voraussetzung, um zu einer künstlerischen Gegenwart zu kommen.

Biographie Peter Planyavsky

Peter Planyavsky wurde 1947 in Wien geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst Orgel, Komposition, Improvisation (bei Anton Heiller), Klavier (bei Hilde Seidlhofer) und Dirigieren (bei Hans Gillesberger). 1966 diplomierte er in den Fächern Orgel und Kirchenmusik.

1969 wurde er Organist am Dom zu St. Stephan in Wien, wo er 1983 zum Dommusikdirektor ernannt wurde. In dieser Stellung hatte er die alleinige künstlerische Verantwortung für das gesamte musikalische Programm. Von 1991 bis 2004 übte er das Amt des Domorganisten aus. Parallel dazu erhielt er 1980 an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst eine Professur für Orgel, Improvisation und Liturgisches Orgelspiel, die er bis zum heutigen Tage innehat. Darüber hinaus ist er als geschätzter Vortragender bei Meisterkursen in fast allen Ländern Europas, in Japan, Australien, Südafrika und den USA tätig.

Als Komponist ist Planyavsky nicht nur von seinem Lehrer Anton Heiller stilistisch beeinflusst, sondern lässt sich auch von den großen französischen Orgelkomponisten wie Jehan Alain und Olivier Messiaen inspirieren. Seine großteils geistlichen Kompositionen, darunter vor allem Orgelstücke und Chorwerke, gehören zum fixen Repertoire vieler Kirchenmusiker der heutigen Zeit.

Biographie Michael Radulesco

Michael Radulescu wurde 1943 in Bukarest geboren. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er bereits im Elternhaus, bevor ihm seine Eltern noch im Kindesalter Orgelunterricht (ab 1956 bei Victor Bickerich) und Kompositionsunterricht (ab 1957 bei Mihai Jora, einem Schüler von Max Reger) angedeihen ließen. 1964 kam Radulescu nach Österreich, wo er zunächst die Sommerakademie am Mozarteum Salzburg besuchte. Ein Jahr später inskribierte er an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst die Fächer Orgel und Kirchenmusik (bei Anton Heiller) und Dirigieren (bei Hans Swarowsky und Karl Österreicher) und diplomierte 1968.

Im selben Jahr erhielt Radulescu bereits eine Professur für Orgel an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst und erlangte innerhalb kürzester Zeit einen besonders guten Ruf als Pädagoge. So leitete er von 1971 bis 1990 den Orgelkurs bei den Internationalen Meisterkursen Vaduz und war von 1977 bis 1989 als Leiter der Süddeutsch-Italienischen Orgelakademie im Rahmen der Internationalen Akademie für Alte Musik in Innsbruck engagiert. 1990 wurde er zum Leiter der Bach-Akademie in Porrentruy (Schweiz) bestellt.

Geprägt wurde der Komponist Radulescu besonders durch seine Auseinandersetzung mit den Werken von Paul Hindemith und Anton von Webern. Er bezieht in seine Tonsprache auch Kompositionstechniken älterer Zeiten (so vor allem der Musik der Renaissance) ein, woraus ein interessantes Spannungsfeld zwischen dem Zeitempfinden früher Epochen und jenem der Gegenwart entsteht.

Biographie Chieh Shih

Chieh Shih wurde 1950 in Taipeh geboren. Frühen Musik- und Ballettunterricht genoss er in seiner Geburtsstadt. Nach dem Ende seiner Gymnasiumszeit entschloss er sich 1974, nach Wien zu gehen, wo er an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Komposition (bei Thomas Christian David) und Harfe (bei Adelheid Miller) studierte und 1983 mit Diplom abschloss. Seit damals lebt er ständig in Wien.

Von 1987 bis 1997 unterrichtete Shih Klavier und Theorie an der Musikschule Hainfeld. Danach entschloss er sich, als Privatlehrer für Komposition und Klavier und als freischaffender Komponist tätig zu sein. Seine Werke erlebten Uraufführungen bei renommierten Musikfesten wie den Hörgängen Wien, den Wiener Festwochen, dem 1. Festival des zeitgenössischen Musiktheaters Leipzig, den 8. Dresdner Tagen der zeitgenössischen Musik, The Untermyer Performing Arts Festival New York oder dem Incontro con la lirica internazionale Roma. Kompositionsaufträge kamen von der Pocket Opera Company Nürnberg, dem Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik, dem Joseph-Haydn-Kammerensemble Leipzig, der Wiener Konzerthausgesellschaft, der Stadt Wien, Amnesty International und dem ORF.

Internationales Aufsehen erregte Shih mit seiner Kammeroper "Vatermord", die nach ihrer Uraufführung 1994 im Festspielhaus Hellerau bei Dresden diverse Folgeaufführungen in mehreren Ländern Europas erlebte. 2003 fand die österreichische Erstaufführung in Wien statt. (Schluss) rar

(RK vom 02.06.2005)