Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 24.05.2005:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Schicker: "STEP 05 - Ein innovativer Plan für die Zukunft Wiens"

Wien (RK). "Mit dem neuen Stadtentwicklungsplan haben wir ein ambitioniertes, richtungsweisendes und innovatives Instrumentarium, mit denen es uns gelingen wird, Wiens Rolle im internationalen Kontext zu festigen und auszubauen und dabei die Lebensqualität noch weiter zu steigern", unterstrich Wiens Planungsstadtrat ...

Wien (RK). "Mit dem neuen Stadtentwicklungsplan haben wir ein ambitioniertes, richtungsweisendes und innovatives Instrumentarium, mit denen es uns gelingen wird, Wiens Rolle im internationalen Kontext zu festigen und auszubauen und dabei die Lebensqualität noch weiter zu steigern", unterstrich Wiens Planungsstadtrat DI Rudi Schicker am Dienstag im Rahmen seiner Mitteilung im Gemeinderat zum neuen Stadtentwicklungsplane STEP. Gleichzeitig dankte Schicker allen Mitwirkenden, allen voran den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Magistrats unter der Federführung der MA 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung sowie allen externen ExpertInnen und engagierten BürgerInnen für die intensive Arbeit. In diesem Zusammenhang wies der Planungsstadtrat auch die Kritik seitens der Opposition zurück: "Damit wird man nicht nur dem vorliegenden Text nicht gerecht, sondern desavouiert auch die Arbeit und das Engagement zahlreicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."

Der neue STEP05 stellt den abschließenden Baustein in einer Reihe an Zukunftsprogrammen für Wien, die in den vergangenen Jahren erarbeitet wurden, dar. Schicker erinnerte in diesem Zusammenhang auf das Klimaschutzprogramm, den Masterplan Verkehr 2003 sowie den Strategieplan 2004.

Neue Grundsätze sind die Partizipation, das sogenannte "Gender Mainstreamings", Nachhaltigkeit und Diversity. Sowohl bei den Maßnahmen als auch bei der Umsetzung werden sie als selbstverständliche Prinzipien mitgedacht. "Die Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebensumstände und Bedürfnisse der einzelnen Bevölkerungsgruppen - Frauen und Männer, Jung und Alt, Menschen mit Behinderungen, MigrantInnen ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir wollen, dass Wien auch in Zukunft eine weltoffene, tolerante Stadt und nicht zuletzt eine Stadt der Kultur und des Wissens und nicht zuletzt eine Stadt mit hohem Umweltbewusstsein bleibt!", unterstrich Schicker.****

Wien wächst

Im Mai 2004 wurde die EU um zehn Länder größer und Wien rückte damit noch stärker ins Zentrum Europas. Die Erweiterung der Europäischen Union aber auch künftige demografische Entwicklungen bilden daher die Rahmenbedingungen, die im neuen STEP ihren Niederschlag finden. Wien ist eine prosperierende Stadt, die weiter wächst. "Allen Schätzungen zufolge können wir in den kommenden Jahren mit einem Wachstum von rund 70.000-140.000 EinwohnerInnen rechnen. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, die auch für ein sozial ausgewogenes Angebot an Wohnraum Verantwortung trägt, soll daher eine Wohnbauleistung von rund 6.500 - 7.000 neuer Wohnungen ein vielfältiges Angebot am Wohnungsmarkt schaffen", skizzierte Schicker. Leistbares Wohnen durch ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, Stadterneuerung durch die Sanierung von Gründerzeitvierteln parallel zur notwendigen Neubautätigkeit sowie stadtstrukturell sinnvolle Mischnutzungen sollen zur Attraktivierung des Wohnstandortes Wien beitragen.

Regionale Kooperation

Unter dem Motto "Europäisch denken - regional handeln - Wien entwickeln" hat sich die Stadtregierung auch mit dem Stadtentwicklungsplan 2005 das Ziel gesetzt, den neuen Herausforderungen mit einem umfassenden Bündel an Maßnahmen entgegenzutreten, um Wien als DIE Metropole im südöstlichen Zentraleuropa weiter zu stärken. Die regionale Komponente - sowohl die Kooperation mit den Nachbar-Bundesländern Niederösterreich und Burgenland als auch mit den östlichen Nachbarstaaten innerhalb der Europaregion CENTROPE - spielt dabei eine zentrale Rolle. "Erstmals endet ein Stadtentwicklungsplan nicht an den Grenzen Wiens, sondern bezieht auch sein unmittelbares Umfeld - sogar über die Staatsgrenzen hinausgehend - mit ein", so Schicker. Durch den bewusst weiteren Blick über die Grenzen ist es erstmals auch gelungen, ein gemeinsames regionales räumliches Leitbild mit NÖ zu entwerfen. Es umfasst Themen wie den geplanten Ausbau der regionalen und überregionalen hochrangigen Infrastrukturen, nachhaltige Siedlungsentwicklung, die Ausweisung der baulichen und wirtschaftsstrategischen Entwicklungsgebiete sowie den Schutz der großen regionalen Natur- und Erholungsräume, aber auch organisatorische Fragen regionaler Zusammenarbeit (wie z.B. PGO, Regionalmanagement). Dieses regionale Leitbild ist identisch auch im Landesentwicklungsplan Niederösterreichs enthalten.

Einen ganz wesentlichen Bezugspunkt stellt für Wien die Kooperation mit den Partnern innerhalb der Europaregion CENTROPE dar, die Kooperation mit der Nachbarstadt und "Twin-City" Bratislava ist dabei von besonderer Bedeutung. Mit Bratislava verbindet Wien dabei nicht nur die gemeinsame Arbeit an einer Verbesserung der Infrastruktur, sondern auch an der Erhaltung der wertvollen Grünräume zwischen den Städten.

Zielsetzungen des STEP

Ziel der Stadtregierung sei es, so Schicker weiter, die Zukunft der Stadt sozial- und umweltverträglich zu gestalten und gleichzeitig auch flexibel auf neue Entwicklungen reagieren zu können.

Die wesentlichsten Zielsetzungen des STEP sind daher

1. Durch attraktive Standorte, Infrastruktur und innovative Einrichtungen ein investitionsfreudiges Klima für die Wirtschaft zu schaffen sowie die Nahversorgung zu sichern

2. Die Vielfalt und Qualität des Lebensraumes in der Region Wien durch Sicherung und Ausbau des Grüngürtels und der Donaulandschaft gemeinsam mit Niederösterreich zu gewährleisten

3. Die bauliche Entwicklung entlang leistungsfähiger öffentlicher Verkehrsmittel zu konzentrieren, mit der Ressource Boden sparsam umzugehen, Nutzungsmischung zu forcieren und die funktionelle und soziale Entmischung zu verhindern

4. Den Anteil des Umweltverbundes (Rad, zu Fuß, öffentlicher Verkehr) zu steigern, und gleichzeitig den Anteil des motorisierten Individualverkehrs zu reduzieren

5. die Lebensqualität in Wien durch chancengleichen Zugang zu Einrichtungen des kulturellen Lebens, zu den Sozial-, Bildungs-, Gesundheits- und Betreuungseinrichtungen, zu Wohnraum ausreichender Größe und Qualität sowie zu Natur- und Erholungsräumen zu gewährleisten

6. und nicht zuletzt den Anforderungen der "Wissensgesellschaft" durch eine adäquate Förderung von Forschung und Lehre Rechnung zu tragen und so Wien als "Wissensmetropole" weiterhin zu positionieren.

Leitbilder des STEP

Zur Bewältigung all dieser Herausforderungen und Aufgaben der Zukunft wurden die Strategien im STEP in großen Leitbildern festgemacht. Erstmals erfolgt die Betrachtung der stadtwirtschaftlichen Erfordernisse und Chancen in einem "räumlichen Wirtschaftsleitbild". Dabei geht es um die Sicherung bestehender Qualitäten hinsichtlich der Sicherung der Produktionsräume in der Stadt. Darunter fallen Industrie und Gewerbe ebenso, wie vor allem die kleinstrukturierte Stadtwirtschaft im Rahmen der Klein- und Mittelbetriebe. In letzter Konsequenz geht es dabei auch um die Sicherung der fußläufigen Versorgung im Sinne einer Stadt der kurzen Wege.

Das wirtschaftliche Leitbild hat zum Ziel, die wirtschaftliche Entwicklung Wiens vor dem Hintergrund neuer Rahmenbedingungen zu sichern und dadurch auch einen wesentlichen Impuls für den Arbeitsmarkt zu liefern. "Nicht zuletzt aufgrund der regionalen Verflechtungen orientieren uns wir dabei auch wesentlich stärker als in den vergangenen Jahren an einer polyzentrischen Stadtstruktur, als am bisherigen Konzept der "Siedlungsachsen", so Schicker.

Konkret werden im räumlichen Wirtschaftsleitbild Aussagen über eine neue Zentrenstruktur getroffen, es werden Entwicklungsgebiete mit strategischer Bedeutung (z.B. Bahnhof Wien Europa Mitte-Aspanggründe-Erdberger Mais, Flugfeld Aspern, etc.) identifiziert. Zudem werden jene Standorträume ausgewiesen, die zur Sicherung und Weiterentwicklung von Industrie und Gewerbe (z.B. Liesing, Siemens-Allissen) sowie der kleinteiligen Stadtwirtschaft vorgesehen sind. Gleichzeitig wird auch der Sicherung der Nahversorgung Rechnung getragen. Nicht zuletzt werden mit der Übernahme des "Agrarstrukturellen Entwicklungsplans" (AgSTEP) in den STEP auch ganz wesentliche Aussagen zur Sicherung der Landwirtschaft in Wien getroffen.

Sicherung des Grünraumes

Gerade im Jubiläumsjahr "100 Jahre Wald- und Wiesengürtel" wird mit dem neuen Stadtentwicklungsplan ein weiterer Meilenstein für den Erhalt und den Ausbau der wertvollen Grünbereiche gesetzt. "Wien hat vor 100 Jahren mit dem Beschluss des Wiener Wald- und Wiesengürtels als Sicherungsinstrument für den Erhalt großräumiger Grünräume internationale Planungsgeschichte geschrieben und der Erwerb großer Wald- und Wiesenflächen sowie die entsprechende Widmung sichern damals wie heute das grüne Rückgrat unseres Lebensraumes.", so Schicker. Wien ist jedoch eine wachsende Stadt, und diese positive Entwicklung bedeutet auch einen Druck auf die stadtnahen Grünräume. Eine der zentralen Aufgaben der Stadtplanung ist daher, die bedeutenden Naherholungsräume für die Wienerinnen und Wiener zu erhalten und weiter auszubauen. Im STEP 05 wurde erstmals durch die Abgrenzung der übergeordneten Landschaftsräume (wie Bisamberg, Marchfeld, Donauraum-Nationalpark Donau-Auen, Südliches Wiener Becken und Wienerwald) der Rahmen für die bauliche Entwicklung vorgegeben. "Diese "Siedlungsgrenzen" definieren genau jene Bereiche, in denen eine Bebauung im Sinne des Natur- und Umweltschutzes keinesfalls in Frage kommt", so Schicker. Ergänzt wurde dies durch ein Leitbild für die erhaltenswerten und nicht minder wichtigen kleinen und kleinsten Grün- und Freiräume im dichtbebauten Stadtgebiet. Nicht zuletzt zeigen auch zukünftige Projekte wie der "Biosphärenpark Wienerwald", dass die großen Landschaftsräume eine Schlüsselrolle für die nachhaltige Entwicklung der gesamten Region haben.

Bauliches Leitbild

Ein ganz neuer Weg der Planung wird auch im dritten - dem baulichen - Leitbild - beschritten. Damit wird eine Vorausschau in die mögliche Zukunft Wiens gegeben. Im Überblick zeigt es, wo Entwicklung möglich sein wird, wie dicht gebaut werden kann, welche Teile Wiens als Naturraum freigehalten werden und wo die "hot spots" der künftigen Stadtentwicklung liegen. Neu ist dabei auch, dass es im Gegensatz zu früheren Stadtentwicklungsplänen nicht mehr um Stadterweiterung ODER Stadterneuerung geht, sondern beides parallel passieren soll.

Dazu wurden 13 Zielgebiete der Stadtentwicklung definiert, die einen vollkommen neuen Ansatz in der Herangehensweise zeigen. Schicker: "Auch innerhalb des Wiener Stadtgebiets macht Planung nicht mehr an den Bezirksgrenzen halt - sondern wir nutzen jene Potenziale, die bezirksübergreifend für die gesamte Stadt am bedeutsamsten sind."

Die Zielgebiete sind jene Stadtteile, in denen nicht nur die Vielfalt der urbanen Struktur am deutlichsten zum Ausdruck kommt, sie sind auch jene, deren positive ökonomische und soziale Entwicklung für die gesamte Stadt von entscheidender Bedeutung ist. Sie unterscheiden sich sowohl in ihrer Struktur, als auch in ihren möglichen Potenzialen und lassen sich in mehrere Gruppen zusammenzufassen. Zum einen wurde mit der Wiener Innenstadt ein Gebiet definiert, das aufgrund des Welterbe-Status einer besonders sensiblen Herangehensweise bedarf. Dabei gilt es, die City auch als attraktiven Wohn- und Arbeitsstandort zu erhalten und weiterzuentwickeln, der nicht nur durch Tourismus und Hotels geprägt ist. Ebenso wie die Wiener City zeigen die drei großen "Linien" Donaukanal, Wiental und Gürtel die Vielfältigkeit der Herausforderungen der Wiener Stadtentwicklung. Diese drei Zielgebiete gilt es jeweils als funktionale Einheiten zu sehen und entsprechend gemeinsam zu gestalten.

Weiters gibt es Zielgebiete, in denen eine Transformation städtischen Brachlands - beispielsweise ungenutzter Bahnhofsareale - in hochwertige neue Stadtteile stattfinden soll. Der Bereich Bahnhof Wien Europa Mitte/Erdberger Mais zählt hier ebenso dazu, wie das Nordbahnhofgelände, das mit der Donau City und dem Bereich Donaukanal bis zur Alten Donau das Zielgebiet "Waterfront" bildet. Ein Zielgebiet mit enormem Entwicklungspotenzial ist die Achse entlang der neuen U2-Nord-Verlängerung vom Praterstern bis zur Donaustadtbrücke.

Völlig neu zu entwickelnde Gebiete sind wiederum u.a. Rothneusiedl im Süden Wiens sowie das Flugfeld Aspern. Letzteres soll in den kommenden zu einem neuen Stadtteil nördlich der Donau entwickelt werden, in dem auch die Ansiedlung universitärer Einrichtungen gewünscht ist. Nicht zuletzt sind die Bereiche Liesing Mitte und Siemens-Alissen in Floridsdorf in Hinblick auf die industrielle Entwicklung, die Achse Brünnerstraße sowie das Donaufeld in Hinblick auf Wohnbau und soziale Einrichtungen im Blickpunkt der Wiener Stadtentwicklung. (Schluss) gb

(RK vom 24.05.2005)