Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 16.03.2005:
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Ehrengrab-Widmung für Schriftsteller Egon Friedell

Ehrengrab-Widmung für Schriftsteller Egon Friedell

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Wien (RK). Mit einer Kranzniederlegung anlässlich seines Todestages dokumentierte heute Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny gemeinsam mit Wendelin Schmidt-Dengler, Leiter des Österreichischen Literaturarchivs, die Widmung des 1938 verstorbenen Schriftstellers Egon Friedell als Ehrengrab. Stadtrat Mailath- ...

Wien (RK). Mit einer Kranzniederlegung anlässlich seines Todestages dokumentierte heute Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny gemeinsam mit Wendelin Schmidt-Dengler, Leiter des Österreichischen Literaturarchivs, die Widmung des 1938 verstorbenen Schriftstellers Egon Friedell als Ehrengrab. Stadtrat Mailath-Pokorny würdigte Friedell als "eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Kulturszene der Zwischenkriegszeit, der weit in die Gegenwart wirkt". Die Grabwidmung sei daher eine "späte Würdigung des offiziellen Wien und eine Verbeugung vor dem großen Kulturhistoriker, der von den Nazis in den Tod getrieben wurde".****

Egon Friedell (eigentlich Egon Friedmann) wurde am 21. 1. 1878 in Wien geboren. An der Universität Wien promovierte er mit einer Dissertation über Novalis. Vorerst Schauspieler und Kabarettist, betätigte er sich später als Theaterkritiker und Kulturhistoriker und Schriftsteller. Nach dem Einmarsch Hitlers nahm er sich am 16. März 1938 aus unmittelbarer Angst vor der Festnahme durch die Gestapo das Leben.

Friedell, Sohn eines Tuchhändlers, konvertierte noch als Schüler vom jüdischen zum evangelischen Glauben. Als freier Schriftsteller und Kritiker hat Friedell das geistige Leben in Wien maßgeblich mitbeeinflusst. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht seine kulturhistorische Arbeit, v.a. seine dreibändige "Kulturgeschichte der Neuzeit" (1927-32, Neuauflage 1947-50), die zu einer Fundgrube interessanten Materials geworden ist. Auch seine zweibändige "Kulturgeschichte des Altertums" (1936) enthält einen Schatz historischen Wissens. Friedell verfasste auch Dramen, "Judastragödie" z.b. wurde 1920 am Burgtheater uraufgeführt. Befreundet mit Peter Altenberg (dem er in seinem "Altenbergbuch von 1922 ein literarisches Denkmal setzte) und Alfred Polgar (dem 1912 die Abhandlung "Ecce poeta" widmete). Leitete 1908-10 das Kabarett "Die Fledermaus"; ab 1913 spielte er unter der Regie Max Reinhardts in Berlin und Wien. Er verfasste zahlreiche Sketches, Szenen und Parodien, überwiegend mit Polgar. Auch als Übersetzer aus dem Französischen und Englischen hat sich Friedell einen Namen gemacht.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) sas

(RK vom 16.03.2005)