Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 14.02.2005:
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Buchpräsentation und Lesung in "Alt-Wien"-Ausstellung

Wien (RK). Das Thema der im Künstlerhaus erfolgreich laufenden Ausstellung des Wien Museums "Alt-Wien, die Stadt die niemals war" findet nun auch seinen Niederschlag in einem Sammelband, der im Czernin-Verlag erscheint. Das Buch trägt den Titel "Sehnsucht nach Alt-Wien. Texte zu einer Stadt, die niemals war", der ...

Wien (RK). Das Thema der im Künstlerhaus erfolgreich laufenden Ausstellung des Wien Museums "Alt-Wien, die Stadt die niemals war" findet nun auch seinen Niederschlag in einem Sammelband, der im Czernin-Verlag erscheint. Das Buch trägt den Titel "Sehnsucht nach Alt-Wien. Texte zu einer Stadt, die niemals war", der Germanist Arnold Klaffenböck hat die Anthologie zusammengestellt, die Texte bekannter Autoren , aber auch bereits vergessenen Fundstücke enthält. Präsentiert wird der Band am Donnerstag, 17. Februar, 19 Uhr, im Rahmen der "Alt-Wien"- Ausstellung im Künstlerhaus. Unter dem Titel "Polemik und Wehmut" lesen prominente Publizisten aus dem heutigen Wien - Herbert Hufnagl, Doris Knecht, Hans Rauscher und Michael Schrott - streitbare und spöttische Texte von Feuilletonisten vergangener Zeiten wie Ferdinand Kürnberger oder Daniel Spitzer. Eintritt 3 Euro, Kartenreservierung unter Tel.: 505 87 47 - 85180.

In der Ausstellung wird der Mythos "Alt-Wien", in dem es um wehmütige Erinnerungen an die angeblich gute, alte Zeit geht, am Beispiel von Bildern und Objekten dargestellt. Ein wichtiger Kampfplatz im "Duell" zwischen Alt-Wien und Neu-Wien, das seit cirka 1800 die Wiener Gemüter erregt, waren aber immer Zeitungen und Streitschriften. Nun kann man besonders pointierte polemische Attacken gegen "Demoliererwut" und Stadterneuerung ebenso nachlesen wie sentimentale Verklärungen einstiger Gemütlichkeit. Das Buch enthält ironischen Spott auf jene "schrullenhaften Wiener", die, so etwa Otto Friedländer 1848 im Buch "Letzter Glanz der Märchenstadt", "ganz Wien unter einen Glassturz stellen möchten und sich selbst dazu, und alleweil in der Stadt herumgehen und schauen, dass alles schön bleibt, wie es ist."

"Alt-Wien" ist kein konkreter alter Stadtteil, sondern eine Denkfigur, eine nachträgliche Projektion, mit deren Hilfe sich Menschen gegen das Verschwinden lieb gewonnener Stadtbilder gewehrt haben. Das Lesebuch "Sehnsucht nach Alt-Wien" enthält streitbare Beiträge bekannter Autoren wie Ferdinand Kürnberger, Hermann Bahr, Felix Salten oder Ilse Aichinger ebenso wie von legendären "Stadtspaziergängern" und Feuilletonisten wie Daniel Spitzer oder Eduard Pötzl. Herausgeber Klaffenböck hat aber auch zahlreiche längst vergessene Texte gefunden, die einst jedoch Anlässe für urbane Erregungen boten, etwa von Franz Gräffer ("Wiener-Altstadt und Wiener-Neustadt", 1849), Ludwig Hevesi ("Die Verbreiterer und Durchstecher", 1895) oder Hugo Wittmann ("Wien darf nicht New York werden", 1910). Ein ehemaliger Burgtheater- Direktor aus Deutschland, Heinrich Laube, stellte 1877 fest: "Die gute alte Zeit und das gute alte Wien gehören zu einander wie ein paar Eheleute."

Für Wolfgang Kos, Direktor des Wien Museums und Kurator der Ausstellung im Künstlerhaus, ist das Lesebuch ein wichtiger Teil des Projekts "Alt-Wien": "Unser Ziel war, mit der Ausstellung einen provokanten Beitrag zur heutigen Stadtdiskussion zu liefern. Das ist gelungen, denn das Thema wurde voll angenommen. Eine Ausstellung soll auch Nachhaltigkeit haben - etwa durch diese Materialien-Sammlung zur Nostalgie-Debatte". Das Buch wird um 18,40 Euro im Buchhandel erhältlich sein.

Allgemeine Informationen:

  • Wien Museum: www.wienmuseum.at/

(Schluss) gab

(RK vom 14.02.2005)