Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 24.11.2004:
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Wiener Gemeinderat (3)

Wien (RK). Es gebe keine Zukunftsverweigerung, sagte GR Rosemarie Polkorab (SPÖ), die Vereinigten Bühnen hätten neue Positionen gesetzt. Das Raimund Theater werde mit dem großen Musical mit langer Laufzeit bespielt, das Ronacher sei für kürzere Produktionen gedacht, das Geld sei gut investiert, ohne Umbau sei ein ...

Wien (RK). Es gebe keine Zukunftsverweigerung, sagte GR Rosemarie Polkorab (SPÖ), die Vereinigten Bühnen hätten neue Positionen gesetzt. Das Raimund Theater werde mit dem großen Musical mit langer Laufzeit bespielt, das Ronacher sei für kürzere Produktionen gedacht, das Geld sei gut investiert, ohne Umbau sei ein Theaterbetrieb nicht möglich. Das wäre ein Schaden für die Kulturmetropole Wien. Die Bilanzen seien bei den zuständigen Stellen aufgelegt, es gebe genügend Informationen in den Ausschüssen, der Gemeinderat sei in diesem Fall keine Kontrollinstanz.

Als unglaublich bezeichnete es GR Günter Kenesei (Grüne), den Gemeinderat nicht als ein Kontrollorgan zu betrachten. Bei den Vereinigten Bühnen würde das Geld "verheizt", die Subventionen gingen in astronomische Höhen. In 12 Jahren seien Millionen Subventionen verbraucht worden. Man müsse den Betrieb auf gesunde Beine stellen und die hohen Gagen der Manager kürzen.

GR Johannes Prochaska (ÖVP) sprach von einem "sozialistischen Kolchosenbetrieb" bei den Vereinigten Bühnen. In Richtung SPÖ sagte er, "nichts fragen dürfen, lassen wir uns nicht gefallen". Er bedauerte das Verweigern, das Zahlenmaterial vorzulegen. Der Gemeinderat sei der Eigentumvertreter und er habe die nötigen Informationen zu erhalten. Es müsse auch Rentabilitätsrechnungen geben. Er verstehe nicht, dass in Wien etwas subventioniert werden müsse, was in anderen Städte Gewinne erwirtschafte.

In den letzten 10 Jahren seien 140 Millionen Euro in das Musical investiert worden, kritisierte GR Mag. Harald Stefan (FPÖ). Es gebe keine Studie über die Entwicklung des Musicals, um künftig die Mittel effektiver einzusetzen. Der Umbau des Ronacher gehe ohne Konzept vor sich, koste 47 Millionen Euro, ohne zu wissen, was dort künftig gespielt werden wird. Die Mitglieder des Gemeinderates brauchen auch laufende Informationen über die Geldflüsse.

GR Ernst Woller (SPÖ) verwies darauf, dass englische Zeitungen die Zukunft des Musicals positiv sehen. Er erinnerte an die hohen Auslastungen und an das zahlreiche Publikum einiger Produktionen der Vereinigten Bühnen. Musical bedeute auch Umwegrentabilität, die Besucher aus dem Umland und aus dem Ausland bringen viel Geld nach Wien. Die Vereinigten Bühnen sicherten hochqualifizierte Arbeitskräfte. Wien verfüge über drei hochwertige Theaterhäuser. Das sei positiv für das Image der Kulturstadt Wien.

Strategieplan Wien im erweiterten Europa

GR Johann Driemer (SPÖ) ersuchte den Gemeinderat, den Strategieplan Wien im erweiterten Europa zustimmend zur Kenntnis zu nehmen.

GR Mag. Christoph Chorherr (Grüne) meinte, der Strategieplan sei interessant zu lesen, er zeige einige Vorhaben der Stadt und einige interessante Projekte auf, das vorliegende Papier könne aber nicht als Strategieplan bezeichnet werden. Er gebe keine Auskunft darüber, wie die Stadt zu dem, was sie will, kommen könne. Als Beispiel nannte er die Solaranlagen. Die Stadt wolle 40.000 derartige Anlagen erreichen, sage aber nicht, wie das geschehen solle. Das Papier sei auch keine Grundlage für die konkrete Politik, etwa am Beispiel der Einkaufszentren, beim Thema Integration. Manchmal habe er den Eindruck, das Papier diene der "Selbstbeweihräucherung" der Stadtverwaltung.

StR. DI Dr. Herlinde Rothauer (ÖVP) schloss sich der Argumentation des Vorredners an, das Papier verdiene nicht den Namen "Strategieplan". Die Rednerin verwies auf das Thema Einkaufszentren. Während im Stadtentwicklungsplan ein Bekenntnis zu den traditionellen Einkaufsstraßen abgegeben werde, komme dazu in dem vorliegenden Papier nichts vor. Alle wüssten, das Einkaufszentren einen hohen Wettbewerbsvorteil zu Lasten der Einkaufsstraßen bilden und eine übermächtige Konkurrenz seien. Da in den nächsten Jahren ein höheres Angebot bei sinkender Kaufkraft zu erwarten sei, komme es zu einer Verlagerung der Kaufkraft, die Nahversorgung wäre damit extrem gefährdet. Es wäre eine Verpflichtung der Stadtregierung, im Sinne der Raumordnung regelnd einzugreifen. (Forts.) fk/vo

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(RK vom 24.11.2004)