Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 09.11.2004:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Rumänien bei "Literatur im Herbst" im Odeon

Wien (RK). Die diesjährige "Literatur im Herbst" ist der rumänischen Literatur gewidmet, die sich vom 12. bis 14. November im Odeon mit Dichterlesungen, Vorträgen, Podiumsdiskussionen präsentiert. Eine Ausstellung in der Bank Austria am Hof (10. bis 26. November) und ein Jazzkonzert im Porgy & Bess am Donnerstag, 10 ...

Wien (RK). Die diesjährige "Literatur im Herbst" ist der rumänischen Literatur gewidmet, die sich vom 12. bis 14. November im Odeon mit Dichterlesungen, Vorträgen, Podiumsdiskussionen präsentiert. Eine Ausstellung in der Bank Austria am Hof (10. bis 26. November) und ein Jazzkonzert im Porgy & Bess am Donnerstag, 10. November ergänzen das Programm der Veranstaltungsreihe, die vom Kunstverein Wien Alte schmiede organisiert und von der Kulturabteilung der Stadt Wien gefördert wird.****

Eröffnet werden die Literaturtage am Freitag, 12. November, 19 Uhr mit einem Vortrag von Liviu Papadima - er lehrte auch schon an der Wiener Romanistik - zum Thema "Rumänien. Die gestohlene Revolution und die Rückkehr nach Europa". In der Folge gibt die Veranstaltungsreihe einen vielfältigen Einblick in das zeitgenössische, im deutschen Sprachraum noch immer unterrepräsentierte rumänische Literaturschaffen. Neben den Lesungen verschiedener Autoren ist auch eine Podiumsdiskussion zu verfolgen, die das Thema "Vom aufmerksamen Zensor zur zerstreuten Öffentlichkeit? Schreiben gestern und heute in Rumänien" abhandelt (Samstag, 13. 11., 19 Uhr).

Literatur im Herbst will sowohl die emigrierten Autoren rumänischer Sprache zu Wort kommen lassen, als auch die Vertreter der sogenannten "Generation 80", also der Schriftsteller und Dichter, die in den 80er Jahren zu schreiben begannen und auch auf den Umbruch von 1989 eine literarische Antwort finden mussten. Die "Generation 80" garantiert einen neuen Stil auf der Höhe der Zeit, eine besondere, rumänische Art der "Postmoderne", die kein papierenes Spiel mit Versatzstücken ist, sondern eine leidgeprüfte, ironisch-sarkastische Wiederaufnahme der im Westen zur Mode erstarrten Form. In der Mentalität sind diese Vierzigjährigen nicht weit von ihren berühmten Kollegen Emil Cioran und Eugène Ionescu entfernt, die vom "Walachischen Nichts" sprachen und das Absurdistan der rumänischen Zustände (vor, während und nach der Diktatur) zum radikalen Bruch, zur negativen Mystik und zum Schwarzen Humor inspiriert hat.

Von der "Generation 80", die für sich das "Privileg" der doppelten Erfahrung in Anspruch nehmen darf: Diktatur und prekäre Freiheit, gehen noch immer die wesentlichen literarischen Impulse aus. Zwei ihrer namhaftesten Vertreter sind der Lyriker Mircea Dinescu, der während der Revolution von '89 auch im Westen berühmt wurde sowie der Lyriker und Schriftsteller Mircea Cartarescu, der mit seinen magischen Erzählungen "Nostalgia" - vor allem in Frankreich - Bekanntheit erlangte. Mit Dumitru Tepeneag, Adriana Bittel, Daniel Banulescu und weiteren Autoren ist die rumänische Literatur repräsentativ bei der Reihe vertreten. Für die rumänische Literatur in deutscher Sprache steht Eginald Schlatter, der bis heute in Rumänien lebt und damit einen Einzelfall darstellt.

Die Lesungen finden zum grossteil in deutscher Sprache statt und werden von Präsentationen begleitet, der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

  • Weitere Informationen:
    Kunstverein Wien alte Schmiede
    Tel.:512 83 29
    Internet: http:/ /www.alte-schmiede.at/

(Schluss) gab

(RK vom 09.11.2004)