Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.09.2004:
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Wehsely enthüllt lichterne Gedenktafel an jüdischem Bethaus

Wehsely enthüllt lichterne Gedenktafel an jüdischem Bethaus

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Wien (RK). "Für die Stadt Wien ist es völlig klar, dass wir uns 66 Jahre nach dem Novemberpogrom der Nazis nicht am Gedenken der Opfer hindern lassen. Wir erinnern uns an das jüdische Bethaus und die hebräische Sprachschule, die an dieser Stelle waren - stellvertretend für viele jüdische Bethäuser und Sprachschulen, ...

Wien (RK). "Für die Stadt Wien ist es völlig klar, dass wir uns 66 Jahre nach dem Novemberpogrom der Nazis nicht am Gedenken der Opfer hindern lassen. Wir erinnern uns an das jüdische Bethaus und die hebräische Sprachschule, die an dieser Stelle waren - stellvertretend für viele jüdische Bethäuser und Sprachschulen, von denen die Stadt so viele hatte", erklärte Integrations- und Frauenstadträtin Maga Sonja Wehsely Donnerstag bei der feierlichen Enthüllung der "lichternen Gedenktafel" am Haus Schottenfeldgasse 60 im siebenten Wiener Gemeindebezirk. Das vormals einzige jüdische Bethaus in Neubau wurde während des Novemberpogroms im Jahr 1938 zerstört. 1940 wurde das Haus, das bis dahin Dr. Otto Engler gehört hatte, von den Nazis unrechtmäßig enteignet und wurde auch nach dem Ende der Nazizeit nicht restituiert. Bis heute untersagten die HauseigentümerInnen die Anbringung einer Gedenktafel.****

1988 initiierte die damalige Bezirksvertretung erstmals die Anbringung einer Gedenktafel und scheiterte an den HauseigentümerInnen. Zwölf Jahre später ergriff die Sozialistische Jugend Neubau neuerlich die Initiative und regte an, die Gedenktafel nicht an der Hausmauer, sondern zehn Zentimeter vor dem Haus und damit auf öffentlichem Grund zu errichten.

Unter mehreren Vorschlägen junger ArchitektInnen wurde ein Entwurf ausgewählt, der ein Gedicht Erich Frieds trägt und dessen Inschrift durch die Metallplatte durchgefräst wurde. Der Sonneneinfall lässt die Inschrift auf der Hausmauer erscheinen. Es entsteht eine Gedenktafel aus Licht.

"Wir müssen aus der Geschichte lernen", erklärte Rainer Husty, Bezirksvorsteher-Stellvertreter von Neubau. "Das Projekt ist ein Symbol für viele Häuser und Einrichtungen, die den JüdInnen von Nazis weggenommen wurden - bevor man sie vertrieben und/oder umgebracht hat. Der alte antifaschistische Spruch 'Wehret den Anfängen' hat nichts an Aktualität verloren", so Husty.

"Mein Dank gilt den InitiatorInnen dieses Projekts, die sich gegen allen reaktionären Widerstand nicht von diesem wichtigen Projekt abbringen ließen. Auch heute gibt es noch zahlreiche Zeugnisse jüdischen Lebens im siebenten Bezirk. Das Kaufhaus Gerngroß war etwa ebenso eine jüdische Gründung wie das vielen von uns noch bekannte Kaufhaus Herzmansky. Beide wurden noch 1938 unrechtmäßig enteignet. Gedenken wir der Toten und erklären uns solidarisch: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus", schloss Wehsely.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) me

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(RK vom 30.09.2004)